Mal fühlen Badegäste ein Zwicken oder Kneifen an den Beinen. Andere berichten über einen stichartigen Schmerz oder einen Biss. Zurück bleiben meist rote Flecken auf der Haut. Manchmal erleiden die Badenden sogar kleine blutige Wunden.
Die mysteriösen Vorfälle sind auf dem Weg, sich zum diesjährigen Sommerthema auf Mallorca zu entwickeln. Die Inselmedien sind plötzlich voll mit Berichten über die eigenartigen Begegnungen mit scheinbar angriffslustigen Flossentieren. „Fische, die beißen: Zahlreiche Fälle an den Stränden Mallorcas“, meldet die Zeitung Ultima Hora. Das deutsche Blatt Mallorca Zeitung titelt: „Beißende Fische an Badestränden von Mallorca. Was ist da dran?“
Etliche Urlauber bestätigen, dass diese Darstellungen tatsächlich nicht an den Haaren herbeigezogen sind: „Ich bin gestern zweimal ins Knie gezwickt worden! Der Fisch war circa 15-20 cm groß. Es war unangenehm, aber nicht schmerzhaft“, berichtet ein deutscher Tourist über einen Vorfall an der Playa de Palma. Ein anderer Urlauber ergänzt: „Das ist bei uns am Strand von Cala Millor auch passiert. Ich bin ein paar Mal gezwickt worden. Es war aber nicht so schlimm.“
Die Begegnungen scheinen nicht durchweg so harmlos zu verlaufen. „Die Leute springen richtig hoch im Wasser und gehen dann schnell raus“, erzählt ein Feriengast, der im Norden der Insel Urlaub macht. „Es waren kleine Wunden, die bluteten“, erinnert sich eine spanische Urlauberin, die in einer südlichen Bucht einen richtigen Biss spürte. Der diensthabende Rettungsschwimmer habe ihr dann mitgeteilt, dass es an diesem Tag bereits mehrere ähnliche Fälle gegeben habe.
„Auch wenn die Fische den einen oder anderen Badegast erschrecken mögen, schlimme Folgen haben etwaige kleine Bisse kaum“, beruhigt die Mallorca Zeitung. „Solche Bisse sind für Menschen nicht gefährlich“, zitiert das Blatt den Rettungsschwimmer Francisco Miguez, der an der Bucht von Alcúdia für Sicherheit sorgt. „Im Schnitt zählen wir am Tag sechs Vorfälle, bei denen Badegäste von Fischen gebissen oder gestochen werden“, sagt der Rettungsschwimmer.
Zu diesen Fällen gehören aber auch Begegnungen mit einem Fisch namens Petermännchen. Diese am Boden lebenden Meeresbewohner graben sich gerne im seichten Wasser in den Sand ein – auch dort, wo Badende im Wasser sind. Tritt man auf sie, stechen sie mit Stacheln an der Rückenflosse. Das kann schmerzhaft sein und wie nach einem Wespenstich zu Schwellungen führen.
In den vergangenen Jahren gab es bereits vereinzelt Berichte über Fischbisse an bestimmten europäischen Stränden. In 2022 wurde zum Beispiel vom südfranzösischen Atlantikstrand Hendaye gemeldet, dass dort an einem Sommertag im August mehr als 40 Badegäste von Fischen attackiert worden seien. Als Angreifer wurden damals die mit den Barschen verwandten Drückerfische ausgemacht.
Erwärmung des Meeres
Aber warum bekommen die Fische Appetit auf Badende? Französische Meeresbiologen sahen damals einen Zusammenhang mit der immer stärkeren Erwärmung des Meeres, was den Stoffwechsel und damit die Nahrungsaufnahme mancher Fische anrege. Wenn gerade nichts anderes zum Beißen in der Nähe sei, könnten die Flossentiere dazu verleitet werden, auch mal in eine Wade zu kneifen.
Ähnliche Erklärungen haben Meeresbiologen nun auch für Mallorca, wo die Wassertemperatur in Strandnähe seit einigen Jahren ebenfalls höher als in früheren Sommern ist. „Berichte von Strandgästen, die an der spanischen Mittelmeerküste von Fischen gebissen werden, sind in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetaucht“, sagt Silvia García, Meeresbiologin der internationalen Umweltschutzorganisation Ozeana.
Meistens passiere das im Hochsommer, wenn die Fische wegen der höheren Wassertemperaturen nicht ausreichend Nahrung finden und alles anknabbern würden, was nach Essbarem aussehe, berichtet die Forscherin im Mallorca Magazin. Die Beißer im Mittelmeer seien in der Regel Jungfische – meist kleine Meeresbrassen.
„Wir vermuten, dass der mit dem Klimawandel einhergehende Anstieg der Meerestemperatur zu solchen Verhaltensänderungen führt.“ Allerdings müsse, sagt García, diese Theorie noch mit Forschungsarbeiten bestätigt werden.
Deren gibt es auch in Luxemburg, in der Politik. Nur man nennt sie hier "Wadenbeisser".