„Bei eis gëtt net spekuléiert“ – Die Raiffeisenbank schafft einen Beirat

„Bei eis gëtt net spekuléiert“ – Die Raiffeisenbank schafft einen Beirat

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Die Raiffeisenbank ändert ihre Struktur. Die 13 lokalen Kassen fusionieren und werden zu einer einzigen Bank, die „dem Kunden gehört und bei der er mitentscheiden kann“. Das Tageblatt sprach mit Guy Hoffmann, dem CEO der Bank.

Lesen Sie zum Thema auch unseren Kommentar «Konstruktive Kritik erwünscht».

Im Jahr 1970 gab es in Luxemburg 138 Kreditgenossenschaften. Einige Jahre später waren es nur noch 13: die heutige Raiffeisenkasse.

„Für das Alltagsgeschäft des Kunden macht es keinen Unterschied, aus wie vielen Kassen das Netzwerk besteht, er sieht uns als eine Bank“, sagt Guy Hoffmann, der CEO der Genossenschaftsbank. Die Struktur mit den 13 juristisch unabhängigen Kassen würde heute vieles kompliziert machen.

In Zukunft wird das anders sein. „Wir verschmelzen alles“, erklärt Hoffmann die neue Struktur. „Der Gesetzgeber sieht uns schon lange als nur eine Bank: die Raiffeisenbank.“ Nun holt das Institut dies nach und ändert seine Statuten. Die 13 Kassen verschwinden und bilden nur noch eine Einheit.

Die Fusion führt aber auch dazu, dass sich der Verwaltungsrat verkleinert: von bisher 17 Posten auf nur noch zwölf. „Für unsere Kunden und Mitarbeiter wird sich nichts ändern“, so Hoffmann. Die Zahl der Filialen bleibe auch gleich.

„Wir verschmelzen alles“

Mit der Abschaffung der bisherigen Struktur besteht die Gefahr, dass sich das Finanzinstitut von dem genossenschaftlichen Modell entfernt und sich den anderen Banken zu sehr angleicht. Dies will der CEO verhindern. „Der Finanzsektor hat hierzulande – im Gegensatz zur Schweiz – keinen guten Ruf“, bedauert Hoffmann.

Seine Bank bleibt aber der kooperativen DNA treu. „Auch in Zukunft wird es keine Dividenden geben, der Gewinn bleibt der Gesellschaft erhalten.“ So kann er zum Beispiel in Form von Krediten in die lokale Wirtschaft zurückfließen.

„Der kooperative Gedanke steht für eine kapitalistische Gesellschaft, die nicht zu Extremen provoziert“, erklärt Hoffmann. Seine Bank stehe nicht unter dem Druck der Aktionäre, die nur die Dividendenausschüttung interessiere. „Bei eis gëtt net spekuléiert“, so Hoffmann. „Wir sind eine lokal verankerte Bank, die Akteuren aus der Realwirtschaft hilft, Projekte umzusetzen.“

Dies sei auch dem Raiffeisen-Kunden bewusst. „Er sieht uns so, wie man sich eine Bank früher vorstellte“, meint Hoffmann. Um seine Rolle zu stärken, hat die Bank einen Beirat geschaffen und „fest in den Statuten verankert“. Dieser Beirat soll in Zukunft als „Sprachrohr des Verbrauchers“ dienen. „Eine Art Bindeglied zwischen den Kunden und der Bank“, so Hoffmann.

Um seine Überzeugung des kooperativen Gedankens zu unterstreichen, wurde beschlossen, dass dieser Beirat vier Mitglieder in den Verwaltungsrat der Bank wählt. „Etwas Vergleichbares gibt es bei keiner anderen Bank des Finanzplatzes.“

Der Beirat

„Aus dem Beirat soll sich der schärfste Kritiker der Bank entwickeln“, sagt Guy Hoffmann, der CEO der Bank. Er soll der Direktion und dem Verwaltungsrat einen „Blick der Bank von außen“ liefern und beratend zur Seite stehen. Die Mitglieder sollen möglichst aus allen Gesellschaftsbereichen stammen. „Wir wollen eine extreme Diversität erreichen“, so Hoffmann. Frauen, Männer, Junge, Alte, jeder soll vertreten sein. „Möglichst viele Berufssparten sollen vertreten sein“, sagt Hoffmann.

Etwas müssen die Kandidaten gemeinsam haben: Sie müssen die Werte der kooperativen Gesellschaft verstehen. „Pour la cause“, nennt es Hofmann. Wichtig sei auch, dass die Mitglieder bereit seien, Zeit zu investieren. „Geld werden sie keines bekommen“, bestätigt Hoffmann. Er erwartet sich viele neue Anregungen. Eine Art Meckerkasten, ein „Gegenstück zum Verwaltungsrat“, soll er werden.

Was der Beirat nicht kann, ist entscheiden, wie hoch die Spar- oder Kreditzinsen sind. „Er wird keine Entscheidungen im Tagesgeschäft treffen und nicht in die Preispolitik eingreifen“, so Hoffmann. „Die Direktion wird weiterhin die Entscheidungen fällen.“ Vor allem die Beiratsmitglieder, die in den Verwaltungsrat gewählt werden, müssen „fit and proper“, sein, wie es Hoffmann nennt. „Der Gesetzgeber geht, was die Anforderungen betrifft, extrem weit.“ Bei der Auswahl der Kandidaten werde darauf geachtet, dass alle notwendigen Kriterien eingehalten werden.

Die Fusion der 13 Kassen wird im April/Mai abgeschlossen sein, meint Hoffmann. Er hofft, dass der Beirat noch „vor den Sommerferien“ steht und er bei der „Rentrée“ seine Arbeit aufnehmen kann.

Die Genossenschaftsbank

Eine Genossenschaft oder Kooperative ist, laut Duden, ein „Zusammenschluss mehrerer Personen mit dem Ziel, durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb den Einzelnen wirtschaftlich zu fördern“.

Das heißt die Mitglieder entscheiden selbst über die Geschicke der Vereinigung. Dies kann eine Einkaufskooperative sein oder eine Genossenschaftsbank.

Die Raiffeisenbank hat 35.000 Opera-Mitglieder. Dies ist weitaus mehr als nur ein Kundenbindungsprogramm, bei dem man Punkte sammeln kann. Kunden, die Mitglieder werden wollen, können für 25 Euro einen Geschäftsanteil der Bank kaufen. Ihnen gehört dann sozusagen ein Stück der Bank. Als Besitzer einer Bank hat man dann auch Vorteile.
So entfallen zum Beispiel Gebühren oder der Zinssatz bei Krediten fällt etwas niedriger aus.
In Zukunft können die Opera-Mitglieder auch den Beirat der Bank wählen.

Konstruktive Kritik erwünscht: Mitspracherecht für Bankkunden