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SuchtpräventionAus „Centre de prévention des toxicomanies“ wird „Centre national de prévention des addictions“

Suchtprävention / Aus „Centre de prévention des toxicomanies“ wird „Centre national de prévention des addictions“
Klein, aber oho: das Team des Cnapa ist für die Koordination von Präventionsprojekten auf Landesebene zuständig Foto: Laura Tomassini

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Bereits 1995 rückte in Luxemburg die Notwendigkeit eines Suchtpräventionsplans in das Bewusstsein der nationalen Politik. Per Gesetz wurde die Stiftung „CePT – Centre de prévention des toxicomanies“ gegründet, welche die nötige Informations-, Sensibilisierungs- und Koordinationsarbeit im Land leisten sollte. 25 Jahre später besteht das Zentrum immer noch, seit vergangenem Dezember allerdings unter neuem Namen. Cnapa, kurz für „Centre national de prévention des addictions“, soll der Arbeit des Präventionsteams nun gerechter werden, denn die Zeiten reiner Substanzensucht sind längst vorbei.

 „Damals ging es hauptsächlich um die Abhängigkeit von illegalen Drogen, daher der Begriff ‚Toxicomanie‘ im Namen des CePT. Über die Jahre hat sich in der Suchtprävention allerdings herausgestellt, dass unsere Arbeit nicht etwa da anfängt, sondern eigentlich dort aufhört. Der Fokus des Zentrums liegt demnach nicht länger auf den konsumierten Substanzen, sondern auf unterschiedlichen Verhaltensarten und -weisen, die zur Sucht führen“, erklärt Henri Grün, Präsident des Cnapa, bei der Vorstellung der neuen Identität der Stiftung am Dienstagmorgen.

Ein Imagewechsel, der bereits in den 90ern anfing, sich langsam, aber sicher einzuschleichen, so Vorstandsvorsitzender Roland Carius: „Irgendwann wurde die frühere Abschreckungsschiene nicht mehr akzeptiert und der Mensch rückte in den Mittelpunkt der Präventionsarbeit.“ Basierend auf dem Konzept der WHO, die Gesundheit nicht nur über das physische Wohlbefinden definiert, sondern ebenfalls die Aspekte Psyche und Sozialleben integriert, veränderte sich die Ideologie hinter den Präventionsprogrammen. „In der Zeit gab es mal den Slogan ‚Kanner staark maachen‘ und genau darum geht es eigentlich: Kompetenzen vermitteln, die die Entscheidungsfähigkeit der Bevölkerung stärken, um so verantwortungsbewusst mit verschiedenen Lebenssituationen umzugehen und nicht abhängig zu werden“, so Carius. Der Paradigmenwechsel, der eigentlich schon vor über 20 Jahren zustande kam, soll nun ebenfalls im neuen Namen des CePT wiederzufinden sein.

Ein Netzwerk aus Multiplikatoren

Einen Grundstein dieser Identität legte die Arbeit der Einrichtung in den 2000er Jahren, als zu dem Lebenskompetenzenansatz noch die Förderung von Risikokompetenzen dazukam. Alkopops, Cannabis, Tabak – all dies sind Substanzen, die nicht erst seit gestern für Probleme innerhalb der Gesellschaft sorgen und deren unbedachten Konsum es gilt frühzeitig vorzubeugen. Allerdings muss die Sensibilisierung dem Alter der Zielgruppen angepasst sein, wie Grün betont: „Man kann nicht in der ersten Klasse über Heroin reden, deshalb war von Anfang an im Gesetz verankert, dass die Präventionsaufgabe des Zentrums breit gefächert sein und alle Formen der Abhängigkeit einschließen muss.“ Nicht umsonst sind in der Struktur der Stiftung die Ministerien Gesundheit, Bildung, Jugend (in den 90ern noch getrennt voneinander), Familie, Polizei und Justiz vertreten. Die Koordination zwischen den Präventionsplänen der einzelnen Ministerien obliegt dabei dem Cnapa, denn alle sollen am selben Strang ziehen.

Um dies zu erreichen, ist allerdings mehr Manpower gefragt, als es im überschaubaren zehnköpfigen Team des Cnapa vorzufinden ist. „Es bringt nichts, einmal pro Jahr in den Schulklassen Geschichten zu erzählen. Die Arbeit muss von Personal geleistet werden, das jeden Tag mit den Zielgruppen in Kontakt ist und die von uns in Formationen zur Verfügung gestellten Tools richtig anzuwenden weiß“, so Grün. Multiplikatoren sind hier das Stichwort, denn ohne diese wäre die Arbeit des Cnapa nicht möglich. Nach dem „Train-the-trainer“-Prinzip werden so jedes Jahr Fachkräfte aus dem psycho-sozio-edukativen Bereich ausgebildet, um das Know-how des Cnapa bereits an die Kleinsten weiterzugeben. Zu dem Angebot des Zentrums zählen neben dem „Fro No“-Informationsdienst so etwa Weiterbildungskurse am „Institut de formation de l’éducation nationale“ (IFEN), Schulungen an der Polizeischule, ein Modul an der Uni.lu sowie Aktivitäten in Jugendhäusern des ganzen Landes.

Grenzenlose Suchtprävention

Die Arbeit der Cnapa ist dabei jedoch nicht auf die Fläche Luxemburgs beschränkt. Der „Cannabiskoffer 2.0“, ein didaktisches Tool, das seit 2012 genutzt wird und sich an den Umgang mit Jugendlichen ab 14 Jahren richtet, wurde so seit seiner Zusammenstellung nicht nur von mehreren hundert Multiplikatoren im nationalen Schul- und Jugendbereich in Anspruch genommen, sondern fand ebenfalls in Liechtenstein und dem österreichischen Vorarlberg Abnehmer. Umgedreht basiert der 2019 geschaffene App-Dienst „Suchtberodung online“, der Methoden des Tagebuchführens und Selbsttestes gratis zur Verfügung stellt, auf einem europäischen Gedanken und wurde speziell auf die Bedürfnisse Luxemburgs angepasst. Und auch bei der Fachkonferenz zum Thema Cannabisprävention am 18. November soll die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinaus im Fokus stehen, denn im Gegensatz zu anderen Nationen mangelt es Luxemburg in Sachen Graslegalisierung noch definitiv an Erfahrung.

Ein Grund mehr, das Thema mit Bedacht anzugehen, meint der Präsident auf die Frage nach dem Standpunkt des Cnapa gegenüber der geplanten Legalisierung: „Mit den zwei Hauptobjektiven der Regierung, sprich dem Vorgehen gegen den Schwarzmarkt und dem Gesundheitsschutz von Konsumenten, sind wir grundsätzlich einverstanden. Die Frage lautet, wie diese umgesetzt werden sollen. Dass wir als Land modern sein wollen, ist legitim, allerdings muss man hier realistisch bleiben und das Ganze von Anfang an monitoren und seriös auswerten, denn bislang fehlen uns in dem Bereich genaue Daten und ohne diese könnte der Schuss nach hinten losgehen.“ Dem kann ebenfalls Cnapa-Fortbilder Luc Both nur zustimmen: „Die letzten Daten stammen aus der HBSC-Studie von 2014 und geben an, dass etwa 37 Prozent der 17- bis 18-Jährigen Cannabis schon einmal konsumiert haben und rund 20 Prozent dies regelmäßig tun. Eine der Hauptanforderungen an die Prävention ist, dass man solche Trends ablesen kann, deshalb ist diese Arbeit enorm wichtig.“

Die Risiken der Moderne

Um genau diese als besonders fragil eingestufte Zielgruppe auch mit in die Strategien einzubinden, stehen etwa Projekte wie ein mobiler Escape-Room zu den Themen Alkohol, Tabak, Cannabis, Energydrinks und Medien in den Startlöchern. Dieser soll gemeinsam mit den Jugendlichen der Jugendhäuser im Norden des Landes entwickelt werden und so das Projekt Rebound noch verbessern. Neue Medien sind dann ebenfalls der letzte Aspekt, den das Cnapa bei der Pressekonferenz anspricht. „Die massive Nutzung von Smartphones hat einen erheblichen Einfluss auf die emotionalen und kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Ein Thema, über das in dem Zusammenhang aktuell noch nicht viel gesprochen wird, welches allerdings in Zukunft an Gewichtigkeit gewinnen wird, ist der Konsum von Pornos. Schon mit fünf oder zehn Jahren haben Kinder durch Smartphones Zugang zu Pornoseiten und dies kann ihre sexuelle und psychoaffektive Entwicklung negativ beeinflussen“, so Grün.

Man wolle aber kein Moralapostel sein, betont der Cnapa-Präsident, denn das Ziel von Prävention sei nicht die komplette Abstinenz, sondern das Erlernen eines verantwortungsbewussten Umgangs mit potenziellen Suchtmaterialien. Und dass genau diese viele Gesichter haben und demnach einer facettenreichen Herangehensweise bedürfen, das soll nun auch das neue Gesicht des Referenzzentrums endlich widerspiegeln.

Troster
4. März 2020 - 11.25

Knapp 50 Leit ruffen am Joer un, vläicht hätte se besser e Keeleclub opzemaache fir d'Zäit erëmzekréie no der Entkriminaliséierung? 1 Mol an der Woch den Telefon ophiewen erfëllt een net grad.