Auf einen Espresso nach Italien: Seit 1952 kommen Tifosi im Escher Café Italia auf ihre Kosten

Auf einen Espresso nach Italien: Seit 1952 kommen Tifosi im Escher Café Italia auf ihre Kosten
Foto: Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es gibt Orte, die überdauern Jahrzehnte und bewahren ihren ursprünglichen Charakter, ohne aus der Mode zu geraten. Ein solcher Ort ist das Café Italia in Esch. Bekannt auch unter dem Namen des ersten Besitzers: Riganelli. Ein höchst lebendiges Lokal. Schlicht, gesellig und heiter.

Von Marco Goetz

Wenn die gegenüberliegenden Häuser von früher erzählen könnten, dann würden sie von Bergleuten und Schmelzarbeitern berichten, die am Ende ihrer Schicht auf ein Glas im Café Riganelli einkehren. Von Männern, jungen und älteren, die sich zum Kartenspielen treffen oder vor dem Röhrenfernseher der italienischen Fußballnationalmannschaft zujubeln.

Wenn die gegenüberliegenden Häuser von heute erzählen könnten, dann wäre es nicht wesentlich anders. Sie würden von Menschen reden, die sich bei einer Partie Scopa, Briscola oder Ramino nicht gerne in die Karten blicken lassen, Espresso trinken und manchmal leidenschaftlich über Politik diskutieren. Oder, wie am vergangenen Samstag, nach der Winterpause der italienischen Fußballmeisterschaft, sich drei verschiedene Spiele ansehen – gleichzeitig, auf drei Flachbildschirmen.

67 Jahre hat das Lokal im oberen Teil der Nelson-Mandela-Straße in Esch auf dem Buckel. Ostern 1952 wird es eröffnet. Neben dem Café Conti und dem Café Modugno ist das Riganelli eines jener Wirtshäuser, in denen die Italiener einkehren. Seit nunmehr 20 Jahren heißt es Café Italia. Ansonsten hat sich nicht viel verändert. «Das haben wir dem alten Riganelli versprochen», sagen Pietro und Marie-Jeanne Luisi, die neuen Besitzer.

Stammkunden, die es zu etwas gebracht haben

Die Fassade ist schlicht. An den Wänden im Innern hängen Fotos von Adriano Celentano und Totò, von Marlon Brando als Godfather, einige Titelseiten der Gazzetta dello Sport, das Wappen von Juventus, Italien als Holzrelief und ein Bild, auf dem groß «Italian Dream» steht.

Stammkunden wie Luciano, Alessandro, Adriano, Remy und Marco sitzen an einfachen Tischen. Überwiegend Italiener oder Luxemburger mit italienischem Stammbaum. Man muss schon sehr kontaktscheu sein, um nicht mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Sie erzählen gerne – und viel. Von jenen Stammkunden, zum Beispiel, die es zu etwas gebracht hätten im Leben. Alessandro nennt die Namen von Vera Spautz, André Roeltgen, Dan Kersch und Denis Scuto, die sich als Jugendliche angeblich oft in diesem Lokal getroffen hätten. Ein anderer am Tisch fügt hinzu, dass das Riganelli immer das etwas günstigere Café gewesen sei. Zweimal im Jahr habe es auch ein großes Fest gegeben, erinnert sich Luciano. Vom Kicker-Club oder vom Pétanque-Club organisiert. Aber eigentlich sei immer etwas los gewesen. Tanz und Musik und nach dem Pétanquespielen habe «La Gianina», die Besitzerin, Pasta gekocht. Der Pétanque-Club BP Riganelli hat seinen Sitz übrigens immer noch im Café Italia.

«Die Bar wird zusehends multikultureller», so Pietro. «Vielleicht, weil es sich herumspricht, dass es hier sehr bodenständig zugeht.» Konvivialität, Familie, Respekt und Solidarität seien Begriffe, die seit jeher etwas bedeuten würden an diesem Ort der Begegnung, erklärt der Chef: «Wem das gefällt, der ist willkommen, ganz gleich, von wo er herkommt oder was er macht im Leben.»

Eigentlich wie zu Hause, sagt Remy, der vor über 30 Jahren zum ersten Mal einen Fuß ins Café Riganelli gesetzt hat. Seitdem immer wieder.