Headlines

«Atomwaffen sollen Verhandlungsposition stärken»

«Atomwaffen sollen Verhandlungsposition stärken»

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Ton im Streit um Nordkoreas Atomwaffenprogramm verschärft sich. Nach Meinung des führenden Experten Rüdiger Frank gibt es außer dem totalen Kollaps des Landes nur noch einen Ausweg aus der Krise: «Die USA springen über ihren eigenen Schatten und fangen an, mit Nordkorea über eine vernünftige Regelung von deren Status als Atommacht zu verhandeln.» Dieser Schritt ist nach Ansicht des deutschen Professors aber unwahrscheinlich. Ein eskalierender Konflikt würde seiner Meinung nach auch Europa teuer zu stehen kommen.

Pjöngjang will auf sein Atomprogramm um keinen Preis verzichten. Will Staatschef Kim Jong Un überhaupt reden und wie sähe ein überzeugendes Angebot für Verhandlungen aus?

Nordkorea will auf jeden Fall reden. Das Atomprogramm ist ja kein Selbstzweck. Es soll Nordkoreas Verhandlungsposition stärken, um Kim Jong Uns eigentliche Ziele zu erreichen. Dazu gehört an oberster Stelle langfristig eine koreanische Wiedervereinigung in Form einer Konföderation. Auf dem Weg dahin will Nordkorea einen Friedensvertrag mit den USA, eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit Washington und vor allem den Zugang zum Weltmarkt für Güter und Finanzmittel. Als nächstes steht der Aufbau der nordkoreanischen Wirtschaft auf dem Plan. Für all das sieht Kim Jong Un jedoch eine glaubwürdige atomare Abschreckung als die Ausgangsvoraussetzung an, und darum verfolgt er dieses Ziel auch so beharrlich. Verhandlungen, die Erfolg haben sollen, müssten sich daher mit der Frage befassen, wie wir mit dieser Realität umgehen.

Nordkorea beschreibt den Konflikt auch als Kräftemessen mit den USA. Unterschätzt Pjöngjang eine mögliche militärische Antwort von US-Präsident Donald Trump da nicht?

Hier ist viel Rhetorik im Spiel. Nordkorea möchte sich gern als David im Kampf gegen Goliath darstellen, und zwar sowohl den eigenen Leuten gegenüber als auch international. Man hat in Pjöngjang schnell erkannt, dass Donald Trump international nicht sehr populär ist, und nutzt diesen Umstand für die Propaganda. Faktisch geht es aber primär um ein verbales Kräftemessen. Wirtschaftlich und militärisch hat Nordkorea gegen die USA keine Chance, und das weiß die Führung dort auch sehr genau. Spätestens seit dem Einmarsch in den Irak unterschätzen die Nordkoreaner die USA nicht mehr.

Werden Sanktionen, wie etwa ein Öl-Embargo, Druck auf die Führung ausüben können?

Ein Öl-Embargo wäre schmerzhaft, aber nicht für das Militär. Die Nordkoreaner sind ja nicht dumm, sie erwarten so ein Embargo schon sehr lange und sind entsprechend vorbereitet. Es gibt Reserven, und man hat sich auch um eine Substitution von Öl durch einheimische Ressourcen bemüht. Im Übrigen würde diese Sanktion das einfache Volk treffen, und zwar hart. Das geht bis hin zu Nahrungsmittelknappheit, weil Erdöl ein wichtiger Grundstoff für die Düngemittelproduktion ist und die Landwirtschaft hohe Inputs an Treibstoff benötigt, zum Beispiel für die Bewässerungssysteme.

Sehen Sie in den kommenden Wochen und Monaten eine weitere Eskalation der Situation?

Antwort: Nordkorea wird versuchen, den Druck aufrechtzuerhalten, solange Donald Trump sich noch nicht wirklich festgelegt hat. Außerdem werden die Nordkoreaner ihre Tests völlig unabhängig davon solange fortsetzen, bis sie eine glaubhafte Abschreckung besitzen. Die Amerikaner wiederum geben ihre Manöver nicht auf; die nächsten sind Anfang des kommenden Jahres geplant. Darüber hinaus dürfte auch die Rivalität zwischen Washington und Peking nicht besser werden, und darum geht es ja eigentlich bei diesem Konflikt.

Welchen Ausweg aus der Krise gibt es?

Entweder Nordkorea kollabiert; dann wäre diese Krise vorbei, es würden aber sofort andere, erhebliche Probleme und Risikofaktoren auftreten. Oder die USA springen über ihren eigenen Schatten und fangen an, mit Nordkorea über eine vernünftige Regelung von deren Status als Atommacht zu verhandeln. Das ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Letztlich dürfte es darauf hinauslaufen, dass alles so weitergeht wie bisher, verbunden mit der Hoffnung, dass niemand zu weit geht. Das ist eine wenig zufriedenstellende Situation, in jeder Hinsicht. Unter anderem bleiben dabei die Menschen und die Menschenrechte in Nordkorea auf der Strecke, über die in den letzten Monaten erschreckend wenig gesprochen worden ist.

Warum geht uns der Konflikt in Europa überhaupt etwas an und welche Rolle sollte die EU einnehmen?

Die EU hat erhebliche wirtschaftliche Interessen in der Region. China, Japan und Südkorea sind wichtige Handelspartner. Ein Konflikt in Korea wäre für uns sehr teuer, und er würde sich vermutlich global ausweiten, da die USA und China und eventuell auch Russland aneinandergeraten werden. Das ist definitiv nicht in unserem Sinne. Derzeit ist die EU jedoch mit der Schuldenkrise, der Flüchtlingsproblematik und dem Brexit mehr als beschäftigt. Was an Energie bleibt, fließt in die Bewältigung des Konfliktes im Nahen Osten. Wäre nicht ausgerechnet ein Herr Trump Präsident, dann würden Berlin und Brüssel einfach im Sinne der transatlantischen Partnerschaft der Linie Washingtons folgen. Da unsere Wirtschaftsbeziehungen mit Nordkorea fast bei null sind und die EU ohne die Nato militärisch ein Zwerg ist, haben wir auf der koreanischen Halbinsel keinen wirklichen Einfluss. Das sah noch 2001 ganz anders aus; wir haben durch einen vorschnellen Abbau der Beziehungen unsere Hebelwirkung verloren.

Können Sie einschätzen, wie weit die Nordkoreaner hinter der Politik der Führung stehen? Gibt es Risse?

Diese Risse gibt es, das habe ich vor Ort erlebt. Sie sind eine Folge der marktwirtschaftlichen Reformen, die um das Jahr 2000 begonnen haben. Die Einkommens- und Wohlstandsschere geht immer weiter und vor allem deutlich sichtbar auseinander, und das in einem Land, das auf der Idee von Gleichheit aufgebaut ist. So etwas schafft erhebliche Probleme. Auch ist das Informationsmonopol des Staates längst nicht mehr so stabil wie noch vor 20 Jahren. Andererseits werden Sie keinen Koreaner finden, der nicht sofort alles opfern würde, um die Unabhängigkeit des Landes zu schützen. Genau das ist aber die Geschichte, die die Führung ihren Menschen erzählt: Wir müssen alles tun, um uns gegen die Aggression der Amerikaner zu wehren. Darum halte ich den harten Kurs des Westens auch für falsch; er stärkt die nordkoreanische Führung innenpolitisch. Den Ostblock hat man seinerzeit durch eine Kombination aus wirtschaftlicher Kooperation und Wettrüsten zu Fall gebracht. Im Falle Nordkoreas lassen wir die Hälfte weg und wundern uns dann, warum es nicht funktioniert.

Zur Person: Der gebürtige Leipziger Rüdiger Frank ist einer der führenden Nordkorea-Experten weltweit. Er besucht regelmäßig das abgeschottete Land und leitet das Ostasieninstitut der Universität Wien.

gestressten
11. September 2017 - 4.23

Wen ich meinen Hund den ganzen Tag und die ganze Nacht in die Garage einsperre, in nicht raus lass um sein Geschäft zu erledigen und in dann noch jedesmal wenn er in die Garage kackt mit dem Fuss trete brauch ich misch nicht zu wundern wenn ich gebissen werde.