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Lust zu lesenAsta Nielsen – „Ein Paradies. Erzählungen“ : Die schreibende Muse

Lust zu lesen / Asta Nielsen – „Ein Paradies. Erzählungen“ : Die schreibende Muse
Asta Nielsen Illustration: Kat Menschik 

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Die Dänin Asta Nielsen (1881-1972) kann, neben der Amerikanerin Florence Lawrence (1886-1938) und dem Franzosen Max Linder (1883-1925), mit Fug und Recht als einer der allerersten Stars der Filmgeschichte bezeichnet werden, der 1910 schlagartig mit dem Film „Abgründe“ berühmt wurde und dies bis zum Siegeszug des Tonfilms zwanzig Jahre später auch bleiben sollte.

Ihre Produktionen spielten bereits vor dem 1. Weltkrieg beim Aufstieg der deutschen Kinobranche zur führenden Filmwirtschaft Europas eine maßgebliche Rolle. Daneben fiel die Nielsen auch als talentierte Schriftstellerin auf, wie nun wieder einmal mit dem von Kat Menschik luftig illustrierten Erzählband „Im Paradies“ nachvollzogen werden kann. Ein einstmals berühmter Text von der Nielsen, der Aufsatz „Der Schuss im Kino … und auf der Bühne“, mit dem zu einem ganz frühen Zeitpunkt bereits fanatische Filmliebhaberei behandelt wurde, fehlt. Konzentriert wurde sich bei der Auswahl stattdessen weitestgehend auf spätere Texte, in denen sich die Autorin an ausufernde Bohème-Feste in der Münchner Wohnung des Dichters und Kabarettisten Joachim Ringelnatz (1883-1934), an frustrierende Dreharbeiten zu Weihnachten in Italien, oder an skurrile Besucher (hier wieder Ringelnatz, den die Nielsen „Bobby“ nannte) in ihrem hübschen Sommerhaus auf der Ostseeinsel Hiddensee erinnerte.

Meist gelöst

Der Ton in den Erzählungen ist meist gelöst, heiter. Offensichtlich sollten die Leser kurzweilig unterhalten werden. Nur gelegentlich, zwischen den Zeilen sozusagen, tauchen Verweise auf, die beispielsweise thematisieren, wie schockiert und von Freunden tief enttäuscht Asta Nielsen war, als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an die Macht kamen. Konsequent zog sie sich nach Dänemark zurück. Hitler und Konsorten hätten sie gerne für ihre Zwecke eingespannt, sie jedoch lehnte jede Kollaboration ab. Wer sich näher mit Asta Nielsens Filmkarriere wie auch mit ihrem Künstlertum als Malerin und Schriftstellerin befassen möchte, dem sei ihre erstmals zum Jahreswechsel 1945/46 erschienene Autobiografie „Die schweigende Muse“ anempfohlen, die in der ein oder anderen Auflage immer wieder antiquarisch erstanden werden kann. Doch auch in dem Erzählband „Ein Paradies“ taucht sie immer wieder zwischen all der Leichtigkeit, die ihre Texte ausströmen, als eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit auf, die in Sachen Selbstständigkeit weit ihrer Zeit voraus war. (thk)

Info

Asta Nielsen: „Ein Paradies. Erzählungen“. Illustriert von Kat Menschik. Galiani Verlag. Berlin 2023. 112 S. 22,00 Euro