Amerikaner schauen am liebsten Netflix

Netflix ist mit Abstand die beliebteste Art der Amerikaner, Videoinhalte zu schauen. Klassisches Kabelfernsehen, aber auch YouTube folgen auf den Plätzen, zeigt eine Studie. Netflix hat dadurch zunehmend Einfluss auf die Fernsehbranche. Auch international läuft es bei Netflix.

Von unserem Korrespondenten John Dyer

Netflix ist bei Amerikanern beliebter als das klassische Fernsehen. In einer Umfrage unter 2.500 Erwachsenen, die im Mai durchgeführt und letzte Woche veröffentlicht wurde, fand das Finanzunternehmen Cowen & Company heraus, dass satte 27 Prozent den Streaming-Anbieter als ihre bevorzugte Art, Videoinhalte anzusehen, wählen.

„Auf lange Sicht, vorausgesetzt, NFLX ist in der Lage, weiterhin großartige Inhalte anzubieten, verheißt dieser Vorsprung eindeutig Gutes für die weitere Wertschöpfung“, schreibt Cowen & Company-Analyst John Blackledge unter Verwendung des Börsensymbols von Netflix. Hinter Netflix folgen in der Umfrage das Basisangebot beim Kabelfernsehen mit 20 Prozent, das Antennenfernsehen mit 18 Prozent und YouTube mit 11 Prozent.

Eigenproduktionen locken mehr Kunden

In einigen Teilen der Umfrage ergibt sich sogar ein noch positiveres Bild für Netflix. Unter den sogenannten Millennials, die zwischen 18 und 34 Jahre alt sind, haben sich 40 Prozent für Netflix entschieden. Hier folgt YouTube mit 17 Prozent auf Platz zwei und das Kabelfernsehen mit 13 Prozent auf Platz drei. Der Netflix-Konkurrent Hulu erreicht mit knapp 8 Prozent den vierten Platz. Selbst unter den Befragten, die für ein Kabelfernsehpaket zahlen, liegt Netflix auf Platz zwei und erreicht 24 Prozent im Vergleich zu den 26 Prozent, die das Kabel als Nummer eins einstufen.

Die Analysten stellten auch fest, dass Netflix im Jahr 2018 rund 13 Milliarden Dollar (11,2 Milliarden Euro) für Filme, Dokumentationen, Fernsehserien und andere Inhalte ausgibt, die eigens für Netflix produziert werden. Im zweiten Quartal 2018 hat Netflix diese Eigenproduktionen in einem Umfang von 450 Stunden ausgestrahlt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies eine Steigerung um rund 50 Prozent.

Mit seinen Eigenproduktionen hat Netflix im zweiten Quartal 1,2 Millionen amerikanische und 5 Millionen internationale neue Abonnenten gewonnen. Die Zahl der amerikanischen Kunden soll bis Jahresende auf 56 Millionen und die der internationalen Kunden auf 83,6 Millionen ansteigen. Die Analysten prognostizieren, dass Netflix in einem Jahrzehnt mehr als 255 Millionen Zuschauer haben wird.

Netflix produziert inzwischen auch außerhalb der USA eigene Formate. Zudem hat das Unternehmen viele Kontakte innerhalb der Unterhaltungsbranche geknüpft. Nach Meinung von Cowen & Company kann Netflix dadurch in Zukunft noch mehr Inhalte produzieren und dies zu niedrigeren Kosten, als dies in Hollywood üblich ist.

Durch die Umfrage wird deutlich, dass Netflix ein wesentlicher Faktor in der amerikanischen Fernsehbranche geworden ist. Bislang zahlen nach Schätzungen von Nielsen 94 Millionen Amerikaner für Kabelfernsehen. Netflix will nun Berichten zufolge die bisherige Abonnementsstruktur verändern, um noch erfolgreicher zu sein. Das neue Paket namens Ultra wäre teurer als die bisherigen Angebote. Die Kunden könnten damit Inhalte aber auf vier Geräten gleichzeitig anschauen.

Wettbewerber bringen neue Plattformen

Wettbewerber reagieren auf den Aufstieg von Netflix, indem sie Technologie, Inhalte und die Verbreitungsplattformen in einer Hand bündeln wollen. Das Telekommunikationsunternehmen AT&T, das gerade den Medienkonzern Time Warner für 85 Milliarden Dollar gekauft hat, überlegt jetzt, wie es seine 100 Millionen Mobiltelefonkunden und 25 Millionen zahlende Fernsehkunden für Time-Warner-Inhalte gewinnen kann.

Und Disney liefert sich aus demselben Grund ein Wettbieten mit der Telekommunikationsfirma Comcast um den Kauf von Fox. Disney hat 71,3 Milliarden Dollar für den Fernseh- und Kabelnetzbetreiber geboten. Comcast will Berichten zufolge das Angebot aber kontern.