GesundheitswesenAllgemeines „Tiers payant“ beim  Arzt kommt ab 2022

Gesundheitswesen / Allgemeines „Tiers payant“ beim  Arzt kommt ab 2022
Jill Sterba freut sich, dass ihre Petition dazu beigetragen hat, dass das verallgemeinerte „Tiers payant“ beim Arzt jetzt auf dem Weg ist. Patienten sollen beim Arztbesuch künftig kein Geld mehr vorstrecken müssen. Foto: privat

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Warum sollte beim Arztbesuch nicht möglich sein, was in Apotheken längst gang und gäbe ist? Nämlich das Prinzip des „Tiers payant“: Der Patient muss kein Geld mehr vorstrecken und zahlt nur den Anteil, den die Gesundheitskasse nicht zurückerstattet. Das hat Jill Sterba 2017 in ihrer wegweisenden Petition gefordert. Jetzt wird die direkte Leistungsabrechnung umgesetzt, betont Sozialminister Romain Schneider. Spätestens 2022 soll die Testphase beginnen. 

Es tut sich was. Das verallgemeinerte „Tiers payant“ ist unterwegs. In Zukunft sollen Patienten beim Arzt nur noch den Betrag zahlen, den die Gesundheitskasse (CNS) nicht übernimmt, die sogenannte Eigenbeteiligung.

Das ist heute eigentlich nicht anders. Nur dass Patienten heute Geld vorstrecken müssen – oft hohe Summen oder für einige Geldbeutel zu viel – und es erst später, nach mehreren Wochen, bis auf die Eigenbeteiligung zurückerstattet bekommen. Das wird sich ändern. In Zukunft wird es dann ähnlich sein wie in den Apotheken. Man erhält eine Rechnung, auf welcher der Gesamtbetrag und die zu zahlende Eigenbeteiligung vermerkt sind.

Jill Sterbas Petition

2021 oder spätestens 2022 soll mit einem Pilotprojekt die Praxistauglichkeit der direkten Leistungsabrechnung getestet werden. Das hat Sozialminister Romain Schneider in einem Gespräch mit Jill Sterba betont. Zwei Jahre ist es her, dass die junge Frau im Februar 2018 in der Chamber ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Verallgemeinerung des „Tiers payant“ hielt. Fast 7.200 Menschen hatten ihre diesbezügliche Petition unterschrieben. Vor ein paar Tagen wollte sie vom zuständigen Minister wissen, wie es jetzt weitergeht.

Dass das verallgemeinerte „Tiers payant“ kommt, ist, Ende 2018, vom Prinzip her im Koalitionsabkommen der DP-LSAP-„déi gréng“-Regierung festgehalten worden. Diese Absichtserklärung hat Minister Schneider bei der „Quadripartite“ der Gesundheitskasse im November vergangenen Jahres in Mondorf nochmals bestätigt. Mit der Ankündigung eines Pilotprojekts ist er nun deutlicher geworden.

Dass die Umsetzung des „Tiers payant“ viel Zeit in Anspruch nimmt, liege vor allem an der Komplexität der Sache. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus „eSanté“, Ministerium, CNT und CCSS habe sich der Sache angenommen, so Romain Schneider im Gespräch mit Jill Sterba.

Es gehe voran, aber die Arbeitsgruppe brauche Zeit. Denn es gehe vor allem darum, alle Ärzteleistungen mit ihren Namen und Spezialcodes so zu erfassen, dass sie in ein elektronisches System einfließen können. Über dieses System soll dann die Erstattung der Gesundheitskosten abgewickelt werden. Deshalb soll auch jede Arztpraxis mit einem Spezialterminal ausgestattet werden.

„Keiner verliert, jeder gewinnt“

Dass sich die Einführung des „Tiers payant“ hinzieht, liegt auch an der AMMD. Die Vereinigung der Ärzte und Zahnärzte steht dem System nämlich eher skeptisch gegenüber. Beispielsweise seien ihre Erfahrungen mit dem „Tiers payant social“ nicht sehr zufriedenstellend. Dieses existiert heute ja bereits für sozial schwache Bürger, die zum Arzt müssen.

Die Skepsis könnte daran liegen, dass die Ärzte eine gewisse Zeit auf ihr Geld warten müssen. Abgesehen davon, dass es ja heute die Patienten sind, die Geld vorstrecken und dann warten müssen, wird das System geändert. Minister Schneider macht nämlich darauf aufmerksam, dass jetzt ein „Tiers payant“ der „neuen Generation“ unterwegs sei. Das heißt, die Abrechnung erfolge sofort. Der Arzt erhalte sein Honorar direkt von der Gesundheitskasse und der Patient zahle nur die Eigenbeteiligung.

Für Jill Sterba ist damit klar: „Keiner verliert, jeder gewinnt.“ Die junge Frau ist überzeugt davon, dass die letzten Zweifel hoffentlich beseitigt sein werden, wenn das Pilotprojekt erst mal läuft. 

Die Zweifel der Ärzteschaft zeigen sich allerdings jetzt noch, zum Beispiel in der Ausarbeitung einer „Gesondheets-App“ durch die AMMD. Diese App, die demnächst operationell sein dürfte, sieht unter anderem vor, dass Patienten ihr Geld schneller von der Kasse zurückerstattet bekommen, und das ohne die lästige Pflicht, ihre Rechnung an die CNS schicken zu müssen.

Handeln, wenn der Schuh drückt

In seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Abgeordneten Marc Hansen zur „Gesundheits-App“ macht Minister Schneider allerdings unmissverständlich deutlich, dass auch mit dieser App der Patient immer noch Geld vorstrecken müsse. Das aber wolle die Regierung nicht und sei deshalb gewillt, das verallgemeinerte „Tiers payant“ einzuführen.

Selbst die Widerstände, die es bei einzelnen DP-Abgeordneten noch gegeben hat, als Jill Sterba im Februar 2018, also noch vor den Wahlen vom 14. Oktober besagten Jahres, in der Chamber war, scheinen abgeflaut. Gut informierte Quellen wollen zudem wissen, dass Premierminister Xavier Bettel ein Fürsprecher der neuen Leistungsabrechnung sei.

Jill Sterba ist ganz zufrieden mit ihrer Arbeit. Das rezente Gespräch mit dem Sozialminister hat sie bestätigt. Und sollte sie in Zukunft irgendwo der Schuh drücken, dort, wo auch bei vielen anderen Menschen im Land der Schuh drückt, dann werde sie nicht zögern, eine Petition einzubringen. Das rät sie übrigens jedem. Denn verändern kann man nur, wenn man selbst etwas tut, so Jill Sterba.

Christiane Zügel
20. Februar 2020 - 7.43

Ich befürchte, dass viele Patienten diese kleinen Beträge dann vergessen zu bezahlen-wie viele Mahnungen soll ein Arzt dann dafür schicken? Wahrscheinlich bleibt er auf den Restkosten sitzen. Die CNS sollte so fair sein, auch den Aerzten den Eigenanteil zu erstatten wenn diese nicht bezahlen-oder es ansonsten ganz kostenfrei machen

blenkert
18. Februar 2020 - 14.53

Penurie de Medecins dans les Hopitaux....faute du systême dans les hopitaux.Pour minimiser le personel .........Heures supplementaires.....rappel du congè......toujours sous tension

roger
18. Februar 2020 - 11.14

ich wohne in Deutschland und und bezahle auch nicht.

GeTee
17. Februar 2020 - 17.28

Ech war an 3 Joer schon 4 mol hei an Deitschland beim Dokter, an hun bis elo nach keen Cent bezuelt !!!

Le méchant z.Z London
17. Februar 2020 - 17.16

Was in anderen Ländern längst gang und gäbe ist sollte auch in Luxemburg endlich möglich sein...

Nomi
17. Februar 2020 - 13.23

@ Delvigne : Ganz d'accord mat iech . Eng normal Visite, ennert 100€, sollt den Patient direkt bezuehlen. Annalyysen an dei'er Untersuchungen sollten direkt mat der CNS oofgerechend ginn, awer dem Patient den Kaeschtenpunkt matdeelen !

delvigne
17. Februar 2020 - 12.51

Fir kléng Rechnungen (manner wéi 100 oder 150 Euros) as den Tiers Payant eng Paltongzéierei vum Systeem vis-à -vis vum Patient, mais fir Sommen iwwer 200 oder 300 Euros kan ee gut verstoen dass Jiddfereen net Cresus Heescht.

BillieTH
17. Februar 2020 - 12.27

et après on s'étonne pourquoi le pays a une pénurie de medecins... on ne peut pas les forcer de vouloir pratiquer encore ds notre pays

drauffelt
17. Februar 2020 - 12.26

Die Ärzte fürchten um ihre unversteuerten Einnahmen die sie mit Schröpfen, Kirlianaura-Untersuchungen und Irisbeobachtungen machen, Bachblütentherapie, Homöopathie, Orthomolekulare Therapie , sowie anderen nicht zurückerstattbaren 'Akten'.