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Air Liquide setzt auf Wasserstoff

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Der französische Konzern Air Liquide hat ein groß angelegtes Engagement bei Wasserstoff angekündigt. Wasserstoff sei die alternative Energiequelle der Zukunft, sagte der Vorstandsvorsitzende, Benoît Potier, auf der Aktionärsversammlung des Unternehmens.

Air Liquide ist Weltmarkt-Führer bei Gasen und bietet Technologien und Dienstleistungen für die Industrie sowie die Gesundheitsbereiche. Das Unternehmen beschäftigt 65.000 Arbeitnehmer und ist in 80 Ländern der Erde vertreten. Die Gruppe verzeichnet 3,5 Millionen Kunden und Patienten. Gegründet wurde das Unternehmen 1902. Größter Konkurrent ist die deutsche Linde-Gruppe.

Frankreich hat einen (zumindest psychologischen) Rückstand bei der Wasserstoff-Technologie aufzuholen, sagte Potier. Man sei aber dabei, sich jetzt aktiv um Wasserstoff zu kümmern. Wasserstoff sei für Züge, Lastwagen und Autos geeignet. Das Gas könne Benzin- und Dieselmotoren ersetzen. In einem Interview mit der französischen Tageszeitung Le Figaro zitiert Potier eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey, der zufolge der Anteil von Wasserstoff am Weltenergieverbrauch im Jahr 2050 bei 20 Prozent liegen soll. Würden sich die Prognosen bewahrheiten und würde Air Liquide nur ein Prozent davon produzieren, würde das Unternehmen seine Größe verdoppeln, so Potier.

Milliardenmarkt der Zukunft

Der Chef der Gruppe lässt keinen Zweifel daran, dass sich Air Liquide energisch im Wasserstoff-Bereich positionieren wird. «Ich bin davon überzeugt, dass Wasserstoff in der neuen Energielandschaft eine wichtige Rolle spielen wird», sagt er. «Es handelt sich um einen Markt, der ein Volumen von etwa 2.500 Milliarden US Dollar haben wird», fügte er an. Air Liquide hat im vergangenen November in Bonn bei der Nachfolge-Konferenz des Pariser Cop21-Abkommens zu den 13 Gründern eines internationalen Wasserstoffrates gehört. Diesem gehören nun über 40 internationale Gruppen an.

Wasserstoff hat in Frankreich bisher keine Rolle gespielt. Die französische Regierung setzt im Gegenteil auf Elektromobilität mit Batterie-Speichern. Sie hat gerade einen Plan aufgelegt, um das Land mit Elektro-Zapfsäulen zu überziehen. Sie sollen überall in Reichweite stehen, damit die Franzosen davon überzeugt werden können, bis zu 200.000 Elektromobile zu kaufen, die so in den Markt gepresst werden. In Deutschland ist es bisher nicht gelungen, das Ziel von 100.000 E-Autos auf den Straßen zu erreichen. Das Handicap: Elektrofahrzeuge können keine weiten Strecken zurücklegen. Sie sind Vehikel für den Kurz- und Mittelstrecken-Verkehr in Ballungsgebieten. Das Aufladen der Batterie braucht Zeit. Und Verkaufsmodelle, bei denen man das Auto erwirbt und die dazugehörige Batterie mietet, sind angesichts der versteckten Kosten nicht wirklich reizvoll.

Auch in Luxemburg gibt es bis jetzt keine Wasserstoff-Tankstelle.

Dabei ist die Industrie mit dem Wasserstoffeinsatz bereits ziemlich weit. Die Einfüllstutzen sind bereits genormt, gleiches gilt für die Wasserstofftanks. Die Automobilhersteller planen bereits Wagen mit sicherer Platzierung des Tanks. In Deutschland fahren Wasserstoff-Hybrid-Busse in Hamburg und in Stuttgart. Alstom Deutschland hat einen Zug entwickelt, der innerhalb eines Tages zwischen Bremen und Cuxhaven 1.000 Kilometer hin- und herfahren soll und dazu die entsprechende Tankfüllung mit Wasserstoff auf dem Dach erhalten hat. Das Eisenbahn-Bundesamt prüft die Bahn derzeit auf Herz und Nieren, mit der Zulassung wird 2020 gerechnet. Eingesetzt werden soll der Zug etwa 2021. Während in Frankreich die Regierung Elektro-Zapfsäulen fördert, kommt dem Wasserstoffzug in Deutschland eine Förderung von Bundesregierung und dem Land Niedersachsen zugute. Den nötigen Strom zur Erzeugung von Wasserstoff holt sich der deutsche Air-Liquide-Konkurrent Linde umweltfreundlich von einem Windrad.

Zwölf Millionen Kilometer mit Wasserstoff

Im Automobilbereich haben alle deutschen Hersteller ihre Wasserstoff-Konzepte in der Schublade. Allein Daimler hat seine Mercedes zwölf Millionen Testkilometer fahren lassen. Ganz alleine stehen die Deutschen aber nicht da bei der Wasserstoff-Technik. Toyota fertigt ein Serienfahrzeug mit Wasserstoff-Technologie. Und in Paris fahren schon 75 Taxis mit Brennstoffzellen.

In Deutschland hat Shell bisher 40 Tankstellen mit einer Wasserstoff-Zapfsäule eingerichtet. Das Unternehmen will das Land mit 400 Wasserstoff-Tankstellen überziehen. Warum gehört die Zukunft dem Wasserstoff? «Es ist die sauberste Energieform. Wenn man ihn in einer Brennstoffzelle für Autos nutzt, kommt hinten nur Wasser heraus», sagt Air-Liquide-Chef Potier.

Air Liquide erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 20,3 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern liegt bei 2,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen schüttet davon die Hälfte an seine 471.000 Aktionäre aus. Pro Aktie sind es 2,65 Euro.

FSW
25. Mai 2018 - 10.15

Hallo Jemp,

leider sind Ihre Aussagen zum Thema zum Teil stark veraltet.
Hier ein paar Korrekturen:
- in den heute verfügbaren Brennstoffzellenfahrzeugen wird der Wasserstoff bei 700Bar in gasdichten Kohlefaser-Tanks (Typ 4) gespeichert. Damit können die Fahrzeuge zum einen problemlos in jeder Garage abgestellt werden, zum anderen erreichen sie bei einem Fassungsvermögen von 5 bis 6,3 kg Wasserstoff reale Reichweiten von bis zu 700km - und das auch im Winter.
- Das Tanken eines solchen Fahrzeuges dauert übrigens nur 3-5 Minuten. Da kommt auch in ferner Zukunft kein BEV mit.
- Die Speicherung von Kryogenem, also flüssigem Wasserstoff wird heutzutage im PKW Bereich nicht mehr angewendet. Diese Technik findet höchstens im Schwerlastbereich Anwendung. Dabei liegt der Haltedruck der Tanks mittlerweile bei knapp 30 Tage. Erst danach wird ca. 12g Wasserstoff pro Stunde aus dem System gelassen.

Am besten in Zukunft sich erst informieren und dann kommentieren.

Beste Grüße,
FSW

Jemp
24. Mai 2018 - 21.25

Was im Artikel nicht gesagt wird, ist, dass man Wasserstoff im Tank eines Autos nur begrenzt speichern kann. Es gibt 2 Systeme:
1) Wasserstoff wird in Hochdrucktanks gespeichert. Reichweite ~200 km, die Tanks sind sehr schwer und explosionsgefährdet. Der Wasserstoff diffundiert langsam durch die Metalltanks. In geschlossenen Garagen nicht abstellbar.
Die Probleme ähneln denen von Batterieautos.
2) Tiefgekühlter Wasserstoff in isolierten Metalltanks. Nach 14 Tagen Standzeit ist der Tank leer, da man den Wasserstoff in Autos nicht kühlen kann und deshalb dauernd eine gewisse Menge abgelassen werden muss. Permanente Explosionsgefahr, in geschlossenen Gargen nicht abstellbar.
Die Probleme sind genau entgegengesetzt der Batterieautos. Man kann zwar weit fahren, aber das Auto muss jeden Tag benutzt werden.
Warum spricht niemand von der Methanolbrennstoffzelle? Sie ist CO2-neutral. Warum wird sie von den Konzernen nicht weiterentwickelt? Sie würde alle Probleme lösen, denn Methanol lässt sich leicht aus Wasserstoff und CO2 herstellen, und die Tankvorgänge und Tanks sind kaum anders als bei Benzin. Ausserdem könnte man Benzinmotoren (Otto-Motoren) mit minimalen Änderungen auch mit Methanol betreiben. Aber das wäre ein schlechtes Geschäft für die Konzerne, weil alte Automodelle weiter fahren könnten.
Wie fast immer gibt es eine Lösung, aber die großen Konzerne und die Politik wollen nichts davon wissen, da damit kein Geschäft zu machen ist.