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VW: „Clean Diesel“-Kampagne mit Tierversuchen

VW: „Clean Diesel“-Kampagne mit Tierversuchen
Zehn zu Versuchsobjekten degradierte Affen kauern in einem Testlabor im Wüstenstaat New Mexico und atmen stundenlang Abgase eines VW-Beetles ein, während ihnen zur Beruhigung Zeichentrickfilme gezeigt werden.

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Der VW-Konzern steckt schon wieder in der Bredouille. Neue brisante Details, die im Zuge der "Dieselgate"-Ermittlungen herauskamen, bringen den Wolfsburger Autoriesen in Erklärungsnot.

Der VW-Konzern steckt schon wieder in der Bredouille. Neue brisante Details, die im Zuge der «Dieselgate»-Ermittlungen herauskamen, bringen den Wolfsburger Autoriesen in Erklärungsnot. Auch Daimler und BMW sind betroffen.

Das neueste Kapitel des «Dieselgate»-Skandals von Volkswagen enthält Szenen, die kaum zu glauben sind. Zehn zu Versuchsobjekten degradierte Affen kauern in einem Testlabor im Wüstenstaat New Mexico und atmen stundenlang Abgase eines VW-Beetles ein, während ihnen zur Beruhigung Zeichentrickfilme gezeigt werden. So beschreibt Jake McDonald, was sich 2014 auf Betreiben von VW in seinem Forschungsinstitut in Albuquerque abgespielt haben soll.

Volkswagen räumt angesichts öffentlicher Empörung ein, es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten. «Wir entschuldigen uns für das Fehlverhalten und die Fehleinschätzung Einzelner», heißt es aus der Wolfsburger Zentrale des Autokonzerns.

Der Wissenschaftler McDonald sagte im Rahmen der US-Ermittlungen zum VW-Skandal aus, sonst wäre der «Albuquerque Monkey Test» womöglich niemals an die Öffentlichkeit gelangt. «Sie mochten es, Cartoons zu gucken», sagte McDonald dem 179 Seiten langen Verhörprotokoll zufolge über die Affen. Das brisante Dokument, über das zuvor «New York Times» und «Süddeutsche Zeitung» berichteten, liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Experimente kommen auch in der Auftaktepisode der neuen Netflix-Doku-Serie «Dirty Money» vor.

Die Tests mit den Affen waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Deshalb hatte die EUGT («Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor») – eine von Volkswagen, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative – sie beim Lovelace Respiratory Research Institute in Auftrag gegeben. Federführend war laut Studienleiter McDonald dabei VW.

Auch die anderen EUGT-Partner gingen rasch auf Abstand. Daimler erklärte, man habe eine Untersuchung eingeleitet, um die Hintergründe der umstrittenen Studie aufzuklären. «Wir halten die Tierversuche in der Studie für überflüssig und abstoßend», hieß es in Stuttgart. BMW äußerte sich in einem Statement ähnlich – der Konzern führe keine Tierversuche durch und habe an der Studie nicht mitgewirkt. «Details wie Ablauf oder Umfang können wir entsprechend nicht kommentieren».

Trotz der deutlichen Distanzierungen bleiben Fragen offen. Etwa ob und was die Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt von den Experimenten wussten. Dazu wollte sich keiner äußern. In einer Stellungnahme von Daimler heißt es allerdings, alle von der EUGT beauftragten Forschungsarbeiten seien von einem Beirat aus Wissenschaftlern von «namhaften Universitäten und Forschungseinrichtungen» begleitet und geprüft worden – von der Auswahl bis zu den Ergebnisdarstellungen.

Sogar mit Menschen wollte man testen

Laut Forscher McDonald wollte man die Experimente anfangs sogar mit Menschen durchführen. Doch nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselabgase als krebserregend eingestuft habe, seien wegen rechtlicher Bedenken die Affen zum Einsatz gekommen. Die entscheidenden Anweisungen habe stets VW gegeben. Was damals noch keiner wusste: Der getestete Beetle hatte eben jene Software zur Abgas-Manipulation an Bord, die Volkswagen im darauffolgenden Jahr in eine der tiefsten Krisen der Konzerngeschichte stürzen sollte.

So verwundert es im Nachhinein auch wenig, dass das Testfahrzeug den Gerichtsakten zufolge von VW-Ingenieur James Liang persönlich beim Labor abgeliefert wurde. Liang? Nachdem der «Dieselgate»-Skandal im September 2015 aufflog, kooperierte der langjährige VW-Mitarbeiter als Kronzeuge mit den Strafverfolgern. Im August verurteilte ihn ein US-Richter wegen seiner Rolle in der Abgasaffäre zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis sowie zu einer Geldstrafe von 200.000 Dollar.

Aber was genau versprach man sich von dem Affen-Experiment? Die manipulierten Tests hätten VW Forschungsergebnisse liefern können, um die eigenen – als «sauber» vermarkteten – Diesel von älteren Autos abzugrenzen. Deshalb wurde bei dem Versuch zur Gegenüberstellung ein Ford-Diesel-Truck des Modelljahres 1999 gewählt – oder anders ausgedrückt: eine ziemliche Abgas-Dreckschleuder. Doch die gewünschten Resultate brachte die Studie letztlich nicht.

Die 2007 von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründete EUGT wurde Mitte 2017 aufgelöst. Die abschließenden Ergebnisse der Studie hätten bis dahin nicht vorgelegen, womit das Projekt auch nicht abgeschlossen und veröffentlicht worden sei, heißt es von VW. Laut Studienleiter McDonald stritt man danach noch um eine offene Rechnung für die Forschungsarbeiten. Dass VW – auch bei seiner Studie – systematisch betrog, konnte der Forscher zunächst kaum glauben. «Ich komme mir vor wie ein Dummkopf», sagte McDonald den Ermittlern.

Der VW-Konzern, der wegen der Abgas-Affäre schon über 25 Milliarden Euro an Rechtskosten verbucht hat, zeigt sich inzwischen geläutert. Das Verhalten, das zur Diesel-Krise führte, habe sich gegen alle Werte gerichtet, für die VW stehe, beteuert der Konzern. Der Wandel, den man nun durchmache, sei der tiefgreifendste in der Geschichte des Unternehmens. Doch solange sich neue Abgründe wie die Experimente mit den Affen auftun, wird VW den Skandal nicht loswerden.

Marcel Cloos
28. Januar 2018 - 18.32

Herr Scholnier, in der Netflix Doku wird Herr Adolf Hiltler als Gründer von VW vorgestellt und in der Tat die Vergasungsexpiremente an den Affen mit der Vorgehensweise in der "Judenfrage" in Verbindung gebracht. Da Netflix in etwa heute die Bedeutung von CNN im Internet hat, ist dies für die deutsche Autoindusrtrie der grösste anzunehmende Unfall (GAU). Hoffentlich stellt die Luxemburger Regierung klar, inwiefern Luxemburg in die Zertifizierung dieser Skandalautos von VW verwickelt war (wie in der Netflix Doku angedeutet) und falls dies stimmt, welche Konsequenzen daraus gezogen wurden damit sich sowas nicht mehr wiederholen kann.

armand
28. Januar 2018 - 18.06

Sie übertreiben ein bisschen.. aber ein ehemaliger daimler-chef war zu seiner zeit mal gast am berghof... obersalzberg.

J.C. KEMP
28. Januar 2018 - 17.35

Woubei den Amiën hier Riesentrucks wahrscheinlech just Eau de Cologne a Chanel N°5 aus dem hallefmeter décken Auspuffréierchen eraushauchen! Ech kommen awer nët vum Gedanke lass, dat do eng rieseg Schmierkampagne leeft, haaptsaechlech géint Nët-US-Autosindustrie, an dat hier Produkten nët besser sin.

Marcel Cloos
28. Januar 2018 - 17.04

Habe das gestern auf Netflix gesehen. Und auch die Halde der Diesel Dreckskisten die VW in den USA zurücknehmen musste. Leider steht auch Luxemburg in der Netflix Dokumentation am Pranger, da hier, genau wie in Malta, diese Skandalautos anscheinend problemlos zertifiziert würden. Der wahre Skandal ist doch, dass in Europa keinerlei reale Konsequenzen gezogen wurden um die deutsche Autoindustrie zu schonen und diese Diesel BetrugAutos hier weiter fahren dürfen und uns alle krank machen. Schade um die Affen die sinnlos gequält wurden. In betrügerischer Absicht, denn der sogenannte "clean Diesel" lief ja, laut Netflix, im "defeat Modus", also mit der Betrugssoftware. Andernfalls hätten die Affen das 40 bis 50 fache der NOX Gifte erhalten und wären dann wohl schnell gestorben, ähnlich wie die Vergleichsaffen denen die Auspuffgase eines 1977 Ford F250 vor die Nase gehalten wurden. Ist es ein Wunder, dass sich kein VW Manager mehr in die USA traut? Aber sicher wird jetzt beim Autofestival jede Menge Diesel gekauft. Leider gibt es aber keinen "clean Diesel", wie es auch keine "clean Coal" gibt. Norwegen macht es vor wie man mehr Elektroautos auf die Strasse bekommt. Das sollte unser Ziel auch hier sein.

Scholnier
28. Januar 2018 - 16.52

Irgendwie wird mir unbehaglich , wenn ich diesen Artikel lese. " Sogar mit Menschen wollte man testen." Ich werde an jene Vergasungen von Menschen in umgebauten Lastkraftwagen ,während des Euthanasieprogrammes der Nazis ,erinnert. Es wird mir bange, zu sehen wie deutsche Wissenschaftler ungeniert die Geschichte vernachlässigen und bereitwillig Menschen zu Testen heranziehen wollen. Nie wieder? Oder doch, nachdem deutsche Panzer auch wieder für Siege rollen, stehe ich im Zweifel ob man etwas dazugelernt hat.

Michel Konrad
28. Januar 2018 - 15.39

Mascara ok, Autos nicht? Empörung nicht zuende gedacht.