„Machen Sie sich keine großen Erwartungen.“ Diese Worte kommen aus dem Mund von PolizistInnen, ÄrztInnen, AnwältInnen und Mitgliedern von Frauenhilfsorganisationen. Sie sind keineswegs von bösartiger Natur, doch sie verweisen auf die triste Realität. Als Opfer von sexualisierter Gewalt lernt man schnell, jegliche Hoffnung auf Gerechtigkeit zu begraben. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Nach außen hin wird propagiert, es sei von großer Wichtigkeit als Opfer, schnellstmöglich zu handeln. Vom Tatort zur Polizei, auf keinen Fall duschen, keine Spuren verwischen, sich untersuchen lassen, jedes auch noch so intime Detail preisgeben, um den Täter bzw. die Täterin überführen zu können. Wer vorbildlich handelt, muss doch schließlich auch belohnt werden, nicht wahr?
Nein. Gerechtigkeit für Vergewaltigungsopfer ist zurzeit nicht mehr als ein Märchen, ein naiver Traum von einer beschützenden Justiz, die schlicht und ergreifend für die große Mehrheit nicht existiert. Als „mutmaßliches Opfer“ befindet man sich in der absurden Situation, immer und immer wieder die zuständigen Autoritäten von der eigenen Unschuld und Ehrlichkeit überzeugen zu müssen, denn es besteht noch immer die Trope der lügenden Frau, die aus reiner Bösartigkeit dem meist männlichen Täter mit einer falschen Beschuldigung das Leben grundlos zur Hölle machen will oder den angeblich einvernehmlichen Geschlechtsverkehr nun bereut und sich im Folgeschluss dem Mittel der Anzeige bedient.
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