Headlines

EditorialAcht Milliarden Menschen sind nicht das Problem

Editorial / Acht Milliarden Menschen sind nicht das Problem
Nahrungsmittel sind vorhanden, doch allzu oft ist die gerechte Verteilung das Problem   Foto: AFP/Eduardo Soteras

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor 35 Jahren, am 11. Juli 1987, überschritt die Weltbevölkerung laut Berechnungen der Vereinten Nationen die Anzahl von fünf Milliarden Menschen. Um auf die damit verbundenen Probleme aufmerksam zu machen,
wurde ab 1989 der 11. Juli zum Internationalen Weltbevölkerungstag erklärt. In einigen Monaten wird die Erde die Grenze der acht Milliarden Bewohner knacken.

Vor wenigen Tagen stellte der Nachhaltigkeitsrat seine Empfehlungen an die Parteien bezüglich einer nachhaltigen Entwicklungsstrategie für Luxemburg vor. Das zentrale Anliegen des Rats ist es, einen Weg aus der Wachstumsfalle zu finden, weil eine auf Wachstum fundierte Entwicklung auf Dauer die natürlichen Ressourcen unseres Planeten komplett aufbraucht.

Nun gibt es Leute, die stellen den rasanten Abbau der natürlichen Ressourcen als Folge des Bevölkerungswachstums dar. Mehr Lebensqualität für mehr Menschen bedeute auch einen erhöhten Ressourcenverbrauch. Vor allem der steigende Bedarf an Lebensmitteln stelle die Menschheit vor große Probleme. Umweltschützer prangern u.a. die Umweltzerstörung einer extensiven Rinderhaltung an: Wälder werden abgeholzt für Weideflächen und der CO2-Ausstoß von Rindern ist ja auch nicht unbedeutend. Ergo müsste man nur das Bevölkerungswachstum bremsen, um auch den Konsum zu bremsen.

Über die Frage, wie viele Menschen die Erde überhaupt verträgt, streiten sich zwar die Experten, doch
der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) warnt von dem Trugschluss, dass eine künstliche Bevölkerungsbegrenzung die Probleme löse. Quantifizierte Bevölkerungsziele hätten sich noch nie bewährt,
schreibt der UNFPA in einem Beitrag zum heutigen Tag. Oft führe dies zu einer Einschränkung von Menschenrechten; Frauen könnten z.B. gegen ihren Willen gezwungen werden, abzutreiben oder weniger Kinder zu bekommen, als sie möchten.

Die Überlegung, dass viele Kinder als Sicherheit im Alter gelten, wird auch oft als Erklärung für die hohen Geburtenraten in den Entwicklungsländern angegeben. Das mag stimmen, doch ebenso wahrscheinlich ist es, dass Frauen in den Ländern überhaupt nicht über Verhütungsmittel informiert sind oder keinen
Zugang dazu haben. Anders ausgedrückt: Wären diese Frauen freier in ihrer Entscheidung und hätten die gleichen wirtschaftlichen Möglichkeiten, würden sie vielleicht freiwillig weniger Kinder wollen.

Dass es Hunger und Ungerechtigkeiten gibt, liegt nicht am Bevölkerungswachstum. Was z.B. die Nahrung angeht, so weisen einige Experten darauf hin, dass es möglich sei, auch mehr als acht Milliarden Menschen zu ernähren: Man müsste nur vorhandene Anbauflächen besser nutzen und weniger Lebensmittel verschwenden. Es geht also darum, ein Wirtschaftsmodell zu schaffen, das die vorhandenen Ressourcen gerechter verteilt, sodass der Fortschritt jedem zugutekommt. Das Problem ist eine Wirtschaft, die im Interesse von einigen wenigen funktioniert. Und auch die acht Milliarden Menschen stellen an sich kein Problem dar; problematisch ist, dass ein Teil der Menschheit auf Kosten anderer lebt.

Jill
11. Juli 2022 - 15.47

Grundsätzlich sollten verantwortungsbewusste Eltern nur soviele Kinder bekommen, wie sie auch ernähren können. In den Entwicklungsländern ist die Überbevölkerung schon ein grosses Problem, denn es geht ja nicht nur um die Ernährung, sondern auch um einfunktionierendes Gesundheitswesen, Jobs, Schulen etc. Leider lehnen die afrikanischen Länder jede Einmischung zum Thema Überbevölkerung, Verhütung etc. ab. Die Entwicklungshilfe von den reichen Industriestaaten nehmen sie jedoch gerne an. Das Resultat sind Hungersnöte und eine zunehmende Völkerwanderung.

JJ
11. Juli 2022 - 10.43

Richtig.Gerechte Verteilung würde viel helfen.Aber trotzdem sollte man die Überbevölkerung der Erde nicht unterschätzen und sie als problemlos bezeichnen.Obwohl "Experten" ausrechnen,dass das Problem Überbevölkerung sich selbst regulieren wird,könnte man verhindern,dass wir täglich Bilder von Müttern mit einer Schar Kindern mit aufgeblähten Bäuchen sehen müssten. Seit Äonen sammeln wir,organisieren wir,helfen wir.Mit mässigem Resultat wie wir sehen.Wenn Geburtenkontrolle ein Tabuthema ist,zumal in Ländern wo die Natur einfach keine 6 Kinder pro Paar zulässt,wird die größte Umverteilung nichts helfen.Wenn dann auch noch Kriege und Säbelrasseln hinzukommen,ja dann. Bevölkerungsexplosionen werden in der Natur eiskalt abgestraft.Warum sollte sie beim Menschen eine Ausnahme machen. Aber wenn wir unsere Ernährung auf eiweißreiche Insektenkost umstellen,dann können wir anscheinen bis 15 Milliarden werden.Ohne Probleme,angeblich.