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ChamberKinderbetreuung wird ab Herbst kostenlos

Chamber / Kinderbetreuung wird ab Herbst kostenlos
„Eine Maßnahme ohne roten Faden“ nannte Martine Hansen (CSV) die Reform der Kinderbetreuung Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Ab Herbst ist die Betreuung schulpflichtiger Kinder in den „Maisons relais“ während der Schulzeit kostenlos. Gleichzeitig haben Kinder auch einen Anspruch auf ein gratis Mittagessen. Das Gesetz wurde am Dienstag im Luxemburger Parlament angenommen. Zustimmung gab es auch für die NATO-Beitritte Finnlands und Schwedens.

Mit der Ausweitung der außerschulischen Betreuung für Kinder im Grundschulalter konnte die Regierung am Dienstag einen weiteren Punkt ihres Koalitionsabkommens durchsetzen. Demnach wird die Betreuung von Grundschulkindern in den „Maisons relais“ ab der Rentrée im Herbst während der Schulzeit kostenlos. Gleiches gilt auch für das Mittagessen, das die Kinder in den Betreuungsstrukturen zu sich nehmen.

Während der Schulferien bleibt die Betreuung aber weiterhin kostenpflichtig. Entlastet werden aber Haushalte, deren Einkommen unter der doppelten Menge des Mindestlohns liegt. Kinder aus den entsprechenden Familien sollen auch in den Ferien weiterhin kostenlos in den „Maisons relais“ zu Mittag essen können. Darin erkenne man den sozialen Charakter des Gesetzes, so Berichterstatter Gilles Baum (DP). Das entsprechende Gesetz wurde am Dienstag mit den Stimmen der Mehrheit, von „déi Lénk“ und der Piraten angenommen.

Nicht schulpflichtige Kinder profitieren bereits seit 2016 von 20 Gratis-Stunden die Woche in Kindertagesstätten. Die Einführung der kostenlosen Kinderbetreuung für Grundschüler sei eine logische Konsequenz davon und reihe sich ein in die Bemühungen der Regierung, sämtlichen Kindern die gleichen Bildungsvoraussetzungen zu ermöglichen, wie Berichterstatter Gilles Baum (DP) betonte. Es sei die Pflicht der Abgeordneten, dafür zu sorgen, dass jedes Kind im Land Zugang zu hochwertigen Bildungsmöglichkeiten erhält. „Insbesondere Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen“, so der liberale Abgeordnete. 22 Millionen Euro im Jahr lässt sich der Staat die Reform kosten. „Ein weiteres Angebot also, das direkt bei den Eltern ankommt und Haushalte zusätzlich entlastet“, fuhr Baum fort.

„Politik für alle Bürger“

Für Bildungsminister Claude Meisch (DP) ist die Reform ein weiterer Schritt in Richtung Ganztagsschule. Die formale Bildung – in der Schule – sei seit jeher für Kinder kostenlos zugänglich. Das Gleiche sei jetzt auch der Fall für die non-formale Bildung. „Schließlich ist das, was unsere Kinder in den ,Maisons relais‘ lernen, genauso wichtig wie das, was ihnen in den Schulen beigebracht wird“, so Meisch. Auch sei das Mittagsessen mehr als eine einfache Dienstleistung: „Hierbei handelt es sich um einen sozialen Augenblick, eine Möglichkeit zur Ernährungserziehung“, betonte der Bildungsminister. Kritik, dass mit der Einführung der kostenlosen Kinderbetreuung Familien benachteiligt werden, die ihre Kinder zu Hause betreuen, wollte Meisch nicht gelten lassen. Es seien in den letzten Jahren Projekte umgesetzt worden, von denen auch andere Eltern profitieren, wie etwa Anpassungen beim Elternurlaub und Steuerreformen. „Wir betreiben Politik für alle Bürger“, unterstrich Meisch.

Zuvor hatte die CSV die Reform „eine Maßnahme ohne roten Faden“ genannt. Es sei viel angekündigt und wenig eingehalten worden, bemängelte Martine Hansen (CSV). So sei etwa versprochen worden, das kostenlose Mittagessen auch auf Sekundarschulen auszuweiten, was nicht der Fall sei. „Eltern, die ihren Kindern kein Essen in der Grundschule finanzieren können, werden auch im Lyzeum Probleme haben“, so Hansen. Man sei durchaus damit einverstanden, Eltern mit niedrigerem Einkommen zu unterstützen. Eltern mit höheren Einkommen seien aber nicht auf kostenloses Mittagessen angewiesen. Mit einer Staffelung hätte man die Dienstleistung auch auf Sekundarschulen ausweiten können. Außerdem fehle es an sozialer Selektivität. Eltern, die ihre Kinder nicht in Betreuungsstrukturen unterbringen, seien demnach benachteiligt.

Dass manche Familien von den Reformen ausgeschlossen werden, wurde auch von der ADR kritisiert. „Es gibt immer noch viele Familien, die ihre Kinder zu Hause versorgen. Wir fordern, dass auch diese Familien finanziell unterstützt werden“, so Fred Keup (ADR), der sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, wieder einmal die Werbetrommel für die Luxemburger Sprache zu rühren. Es sei nämlich wichtig, dafür zu sorgen, dass das Personal in den Einrichtungen entsprechende Sprachkenntnisse besitze – „damit die Qualität garantiert bleibt“, wie der Abgeordnete meinte.

„déi Lénk“ und die Piraten signalisierten Zustimmung, verliehen aber auch ihrer Sorge Ausdruck, dass die Betreuungseinrichtungen überlastet seien und viele Eltern deshalb nicht in den Genuss der Reform kämen. „Für viele Familien kann dieses Projekt durchaus eine Entlastung darstellen. Es sind allerdings noch weitere Anstrengungen nötig, vor allem was die Chancengleichheit angeht“, meinte Sven Clement (Piraten).

Ein wichtiges Zeichen

Zuvor hatte die Chamber bereits mit einer großen Mehrheit von 58 Stimmen die Ratifizierungsprotokolle bezüglich des NATO-Beitritts von Schweden und Finnland angenommen. Dabei hoben die Redner die Eile hervor, mit welcher dieses Gesetzesprojekt durch die Instanzen gewandert sei. Beide Länder hatten die Prozedur am 5. Juli beim Gipfeltreffen in Madrid eingeläutet. Nur eine Woche später konnten die Protokolle im Luxemburger Parlament bereits ratifiziert werden.

Auch wenn bis zum endgültigen Beitritt beider Staaten noch einige Monate vergehen dürften, waren sich die meisten Redner aber einig, dass man mit der raschen Reaktion im Großherzogtum ein wichtiges Zeichen setzen konnte. „Luxemburg war, ist und bleibt ein solidarisches und vertrauenswürdiges NATO-Mitglied“, betonte Berichterstatterin Lydia Mutsch (LSAP). Die letzten Monate hätten gezeigt, dass die Mitgliedstaaten so geeint seien wie nie zuvor.

Mit dem Angriff auf die Ukraine habe Putin etwas heraufbeschworen, was er eigentlich zu verhindern gedacht habe: „Eine Wiedererstarkung der NATO“, so Stéphanie Empain („déi gréng“). Putin und seine Gefolgsleute seien ganz allein dafür verantwortlich, dass das Militärbündnis wieder zu einer starken Daseinsberechtigung gefunden habe. Die Zustimmung zum Beitritt Schwedens und Finnland sei nicht nur ein Akt der Solidarität: Deren Mitgliedschaft trage auch zur Sicherheit und Stabilität in Europa bei.

Enthalten haben sich lediglich die zwei Abgeordneten von „déi Lénk“. Man habe Verständnis für das Anliegen der beiden Beitrittsstaaten. „Wir haben aber auch eine kritische Haltung gegenüber der NATO“, gab Nathalie Oberweis zu bedenken. Regelrecht schockiert sei man über das erpresserische Gebaren der Türkei, deren Forderungen gegenüber Schweden und Finnland eine skandalöse Einmischung in die nationale Politik beider Länder sei, die auf dem Rücken der Kurden im Norden Syriens ausgetragen werde. Das Memorandum, das beide Staaten dennoch unterzeichnen mussten, sei nichts anderes als eine Bankrotterklärung.

Solidaritätspakt, eine neue Verwaltung und ein Platzverweis

Gleich mehrere richtungsweisende Entscheidungen standen am Dienstag auf der Tagesordnung einer Marathonsitzung, die weit über 19 Uhr hinausging. Neben Entscheidungen zum NATO-Beitritt von Schweden und Finnland sowie der Abstimmung über die kostenlose Kinderbetreuung standen zwei Gesetzesprojekte zur Debatte, mit der die finanziellen Folgen des Ukraine-Krieges auf Unternehmen im Land abgefedert werden sollten. Es handelt sich dabei um zwei Maßnahmen aus dem sogenannten Solidaritätspakt, der im März mit den Sozialpartnern ausgehandelt wurde: eine Darlehensgarantie für Betriebe mit Liquiditätsproblemen und eine finanzielle Beihilfe für Unternehmen, die ganz besonders unter der Explosion der Energiepreise leiden. „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, meinte etwa Yves Cruchten (LSAP), während sich Josée Lorsché („déi gréng“) dafür aussprach, die Unternehmen langfristig bei einer Umstellung auf nachhaltigere Modelle zu begleiten, um sie aus der Energiefalle zu begleiten. Enthalten haben sich nur die Abgeordneten von „déi Lénk“, weil die Beihilfen nicht an bestimmte Zugeständnisse seitens der Unternehmen geknüpft worden seien, was etwa den Erhalt der Arbeitsplätze im Land angeht. Angenommen wurde indessen auch die Schaffung einer neuen „Administration vétérinaire et alimentaire“ sowie eine viel diskutierte Anpassung des Polizeigesetzes, das den Beamten ermöglicht, Personen aus Hauseingängen zu entfernen. Es sei dies ein Instrument, um schnell auf eine Situation reagieren zu können, mit dem Ziel, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen, hieß es vonseiten der Regierung. Der vermeintliche Platzverweis wurde in der Folge kontrovers diskutiert, weil das eigentliche Problem – Armut, Obdachlosigkeit und Drogensucht – damit nicht gelöst werde, wie die Piraten unterstrichen.

Jill
13. Juli 2022 - 22.06

Überall hört und liest man dass die fetten Jahre vorbei wären. Das trifft scheinbar nicht für unser Land zu. Hier wird das Steuergeld weiter ausgegeben als ob es kein Morgen gäbe. Mir tun die Kinder leid, die jetzt von der gratis Kinderbetreuung profitieren, denn die müssen später den Schuldenberg abtragen.

Wagner
13. Juli 2022 - 17.49

Alle Kinder der Anwälte, Mediziner, Bankers usw werden jetzt kostenlos betreut und versorgt. Wurde auch Zeit, dass diese Leute entlastet werden und in aller Ruhe ihren Hobbys nach gehen können Golf, Tennis, Shopping etc

Grober J-P.
13. Juli 2022 - 11.00

"Chamber / Kinderbetreuung wird ab Herbst kostenlos."
Tja, und andere werden jetzt dazu aufgefordert eine Einkommensteuererklärung abzuliefern weil die zusätzliche Mammerent bedeutet, dass man doppelt verdient und einen gewissen "seuil de revenu" (bei ca. 36000) überschritten hat.
Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man das!

contribuable
13. Juli 2022 - 10.32

nix kostenlos!!! bezuelt vu mengen ville Steieren, a kinderlos!