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Verbindung mit Luxemburg: Ab 2035 rollt wieder eine Tram in Esch

Verbindung mit Luxemburg: Ab 2035 rollt wieder eine Tram in Esch

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Im Jahre 1956 fuhr die letzte Tram durch Esch, 1964 durch Luxemburg-Stadt. Seit Dezember 2017 hat unsere Hauptstadt wieder eine Tram, und ab 2035 könnten beide Städte erstmals durch eine Straßenbahn miteinander verbunden sein.

Es wird erwartet, dass die Beförderungsbedürfnisse auf der Achse Esch-Luxemburg bis 2035 gegenüber heute um nochmals 50% zunehmen werden. Die Autobahn A4 ist in der Rush Hour bereits heute mehr als saturiert, was in endlosen Staus seinen Niederschlag findet, während auch auf den CFL-Strecken 6 und 6A (Esch-Bettemburg-Luxemburg) die Kapazitäten nicht mehr ad libitum ausbaubar sind.

Deshalb präsentierte Verkehrsminister François Bausch am Montag ein Projekt, das es ermöglichen würde, die beiden größten Städte des Großherzogtums durch eine neue Tramstrecke auf direkte Weise zu verbinden: Die CFL macht in der Tat einen Riesenumweg über Bettemburg. Dieses Projekt hätte den Vorteil, erhebliche neue Transportkapazitäten zu schaffen, ohne die bestehende Infrastruktur auf Straße und Schiene zusätzlich zu belasten.

Zu viele Busse auf der Autobahn

Heute fährt zur Rush-Hour bereits alle drei Minuten ein RGTR-Bus über die Escher Autobahn. Durch die neue Tram könnte integral auf sie verzichtet werden.
Wollte man statt der Tram Busse über die Autobahn einsetzen, müsste die heutige Zahl der Busse bis 2035 vervierfacht werden, was einen Bus alle 45 Sekunden bedeutete.
In der Minetteregion ist ein «Bus à haut niveau de service» (BHNS) geplant – ähnlich dem Metzer «Mettis» – der Differdingen via Sanem-Beles, Esch und Schifflingen mit Düdelingen verbinden soll. Das im Minette mittelfristig zu erwartende Fahrgastaufkommen rechtfertigt den Bau einer Straßenbahn nicht.

Die Passagiere dieser Superbusse sollen in Belval auf die neue Überlandtram umsteigen können. Belval würde dann als «Pôle d’échange modal» noch wichtiger als jetzt werden, da sich dort dann die Transportmodi Bahn, Tram, Bus (RGTR, BHNS, TICE), Auto und Velo begegnen würden. François Bausch erinnerte daran, dass auch ein schneller Radweg zwischen Esch und Luxemburg geplant ist.

Verbindung Belval-Kirchberg 

Der Clou am ganzen Plan ist, dass auch in der Stadt Esch wieder Tramgleise liegen würden: In der Tat würde die Tram von Belval über den Benelux-Platz zum neuen Wohnviertel, das auf der Industriebrache der Schifflinger Schmelz geplant ist, führen. Genaue Pläne für die Streckenführung durch Esch-Nord gibt es allerdings noch keine. Von Schifflingen-Schmelz aus soll die Tram durch die Foetzer Industriezone fahren, von wo die Strecke parallel zur A4 in Richtung Leudelingen verlaufen soll. Ob sie durch Leudelingen fahren wird, steht aber noch nicht fest.

Sicher ist aber, dass die neue Überlandtram über Cessingen und Hollerich in die Stadt Luxemburg hinein auf das Netz der Luxtram einfahren wird, so dass dann eine umsteigefreie Verbindung Belval-Kirchberg entstünde.


Warum weder Bus noch Monorail?

Für die Linderung der Verkehrsprobleme auf der Hauptachse Esch-Luxemburg sind in den vergangenen Jahren zwei Lösungsvorschläge angedacht worden, die aber beide nicht so gut geeignet sind wie eine Tram: Was den Bus anbelangt, so müsste man einen «Car à haut niveau de service» einrichten, welcher aber noch stärker als Stadtbusse unter mangelnder Kapazität leiden würde. Außerhalb der Städte müssen nämlich alle Buspassagiere einen Sitzplatz haben, was zur Folge hätte, dass Doppelstock-Busse mit maximal 90 Passagieren zum Einsatz kämen.

Wie das Ungeheuer von Loch Ness taucht auch mit chronometrischer Regelmäßigkeit ein Monorail-Projekt aus der Versenkung auf, nur um bald darauf wieder in derselben zu verschwinden. Et pour cause: Zwar verfügt ein Monorail über eine enorme Kapazität (bis zu 30.000 Passagiere pro Stunde und Richtung) doch lassen sich die Betonstelzen einer solchen Bahn keineswegs so einfach, wie das oft behauptet wird, in den Mittelstreifen einer Autobahn einpflanzen.

Zudem wäre die Errichtung einer derartigen Hochbahn viel teurer als eine Straßenbahn. Des weiteren  sind Monorails Inselbetriebe, die im Gegensatz zu einem Tram-Train oder einer Überlandstraßenbahn nicht ein bestehendes urbanes Netz mitverwenden können. Schließlich ist für eine solche Bahn zuverlässig am Stadtrand Schluss, denn sie lässt sich auch urbanistisch kaum in Städte wie Luxemburg oder Esch integrieren. Wollte man sie im Stadtgebiet unterirdisch ausführen, was rein technisch auch möglich wäre, würden die Kosten leicht mal das Zehnfache einer gleich langen Tramstrecke erreichen.


Eine Luxtram mit großen Rädern

Für die neue Überlandstraßenbahn könnte durchaus das ausgesprochen elegante Design der heutigen Luxtram verwendet werden, das unter der Führung des renommierten Eisenbahn-Gestalters Eric Rhinn entstanden ist. Da die Überland-Tram aber mit einer Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h unterwegs sein wird, muss beim Laufwerk eine andere Technik zum Einsatz kommen als bei der aktuellen «Stater» Tram.

In der Tat können bei dieser Geschwindigkeit keine integral niederflurigen Trams zum Einsatz kommen, da diese über Räder mit relativ kleinem Durchmesser verfügen.
Wenn Drehgestelle mit größeren Rädern verbaut werden, kann der Flur des Fahrgastraums aber nur zu 70% niederflurig, d.h. in gleicher Höhe wie die Bordsteinkante an den Stationen sein (35 cm über Schienenoberkante). Doch auch bei 70% Niederflurigkeit bleibt immer noch reichlich barrierefreier Raum – einschließlich sämtlicher Türen – für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.