Nicht nur die Luxemburger Delegation war nach Busan gereist, auch Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol und seine Frau Kim Keon-hee nahmen selbstverständlich an den Feierlichkeiten zum 70-jährigen Jubiläum des Waffenstillstands auf dem UN-Soldatenfriedhof in Tanggok teil. Dieser war am 27. Juli 1953 unterschrieben worden. Zusammen mit Premierminister Xavier Bettel und der neuseeländischen Generalgouverneurin Cindy Kiro legte der Präsident Blumen für die luxemburgischen und neuseeländischen Soldaten nieder. Luxemburg und Neuseeland kamen in den Genuss dieser präsidentiellen Sonderbehandlung, da sie die ranghöchsten Delegationen aller damals am Krieg beteiligten Länder der Vereinten Nationen (UN) zu den Gedenkfeiern entsandt hatten.
Die Zeremonie fand auf dem Tanggok-Friedhof in Busan statt, dem einzigen Militärfriedhof der UN auf der Welt. Hier gibt es auf 14 Hektar insgesamt 2.300 Gräber von gefallenen UN-Soldaten aus dem Koreakrieg. Sie befinden sich an 22 Orten, die nach Nationalitäten der Gefallenen geordnet sind. Er wurde im Januar 1951 angelegt und im Mai desselben Jahres offiziell eingeweiht. Auch die beiden an der Front gefallenen Luxemburger Soldaten wurden hier begraben. Korporal Roger Stutz war am 22. August 1952 durch Splitter einer Mörsergranate tödlich getroffen worden. Unteroffizier Robert Mores wurde am 26. September 1952 beim Versuch, zwei Kameraden zu retten, getötet. Ihre sterblichen Überreste wurden anfangs auf dem Friedhof in Tanggok begraben. 1953 wurden sie dann nach Luxemburg überführt und mit einem Militärakt in ihren jeweiligen Heimatorten beigesetzt.
Die Gedenkfeier am Donnerstag dauerte eine knappe halbe Stunde. Umringt von einer Armada von Sicherheitsleuten ehrten Yoon Suk-yeol, Xavier Bettel und Cindy Kiro zunächst die gefallenen Luxemburger, dann die neuseeländischen Opfer des Krieges mit Blumenkränzen. Anschließend gingen sie an das Grab eines britischen Soldaten, der am Tag des Waffenstillstands gefallen war und somit wahrscheinlich das letzte der insgesamt 40.000 Opfer der UN-Truppen im Koreakrieg war. Schließlich gingen sie quer über den Friedhof und durch ein Spalier von Soldaten in Galauniform in Richtung Gedenkmauer, wo eine Schweigeminute abgehalten und abermals ein Kranz platziert wurde.
Die 62 in Busan anwesenden Kriegsveteranen, darunter der Luxemburger Léon Moyen, waren nicht dabei. Sie hatten zuvor den Friedhof besucht und waren am Mittwochabend auf einem Bankett geehrt worden. Bei dieser Gelegenheit überreichte Premier Bettel dem 92-jährigen Moyen eine Miniaturstatur der „Gëlle Fra“, das Symbol der Luxemburger Freiheit.
Metropole Busan
Am Morgen hatte Xavier Bettel den südkoreanischen Minister für Patrioten und Kriegsveteranen, Park Min-sik, zu einem Gespräch getroffen. Park Min-sik nutzte die Gelegenheit, um dem Luxemburger Premierminister einen spektakulären Blick über den Strand und die Skyline von Busan zu bieten. In der zweitgrößten Stadt des Landes waren die UN-Soldaten während des Koreakriegs gelandet.
In den letzten Jahrzehnten konnte Busan eine bemerkenswerte Entwicklung hinlegen. Die Stadt im Südosten der koreanischen Halbinsel zählt inzwischen knapp 3,5 Millionen Einwohner, der Großraum eine Million mehr. Moderne Hochhäuser in unmittelbarer Nähe des Strandes prägen das Bild der Stadt, genau wie die zahlreichen Hügel. Busan belegt in der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolen weltweit Platz 36, während die Hauptstadt Seoul mit ihren rund zehn Millionen Einwohnern auf dem vierten Rang liegt. Mit dafür verantwortlich ist der imposante Containerhafen, einer der größten der Welt und der wichtigste Umschlagort für den internationalen Handel Südkoreas.
Die Luxemburger Delegation reiste am späten Nachmittag von Busan aus mit dem Hochgeschwindigkeitszug Richtung Seoul, wo am Abend der Rückflug nach Luxemburg via Amsterdam angetreten wurde.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können