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Weiter Gewalt im Westjordanland

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Auch Wochen nach Trumps Jerusalem-Irrsinn lässt die Gewalt in Israel und in den Palästinensergebieten nicht nach. Auf den Mord an einem Rabbiner reagierten israelische Anti-Terror-Einheiten mit Razzien im Westjordanland. Ein Palästinenser wurde erschossen, zwei israelische Soldaten verletzt.

Bei einem Einsatz im besetzten Westjordanland haben israelische Sicherheitskräfte einen mutmaßlichen palästinensischen Attentäter getötet. Bei dem Opfer handele es sich um den 22-jährigen Ahmed Dscharrar, teilte am Donnerstag das palästinensische Gesundheitsministerium mit.

Nach Angaben der israelischen Armee wollten die Einsatzkräfte in der Stadt Dschenin Verdächtige festnehmen, die an einem tödlichen Anschlag auf einen Rabbiner in der vergangenen Woche beteiligt gewesen sein sollen. Die israelischen Einheiten drangen am Mittwochabend in die Stadt im Norden des Westjordanlands ein. Daraufhin kam es dort zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die am Donnerstagmorgen noch andauerten.

Palästinenser warfen Brandsätze und Steine und schossen auch auf die Einsatzkräfte, wie die Armee mitteilte. Um die Ausschreitungen zu stoppen, hätten auch die Soldaten mit scharfer Munition geschossen. Das palästinensische Gesundheitsministerium bestätigte den Tod des 22 Jahre alten Palästinensers. Sein Vater hatte nach Angaben der Familie dem militärischen Arm der radikalislamischen Hamas angehört und war während der zweiten Intifada (2000 bis 2005) ebenfalls von israelischen Soldaten erschossen worden.

Häuser der Familien zerstört

Nach Angaben von Augenzeugen zerstörten die israelischen Sicherheitskräfte bei dem Einsatz auch zwei Häuser der Familie. Nach Angaben der Armee wurden bei den Zusammenstößen zwei Beamte der israelischen Antiterror-Polizei verletzt, einer von ihnen schwer. Mindestens zwei Palästinenser wurden laut Augenzeugen festgenommen.

Nach den tödlichen Schüssen auf den Rabbiner am 9. Januar im Westjordanland hatten die israelischen Sicherheitskräfte eine Großfahndung nach den Tätern eingeleitet. Sie errichteten im Norden des Palästinensergebietes Straßensperren, Palästinenser wurden beim Betreten und Verlassen der Dörfer rund um Nablus Sicherheitskontrollen unterzogen.

Bei dem erschossenen Siedler handelte es sich um einen 35-jährigen Rabbiner aus dem Siedlungsaußenposten Havat Gilad bei Nablus. Er war während der Fahrt in seinem Auto angeschossen worden und erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Medienberichten zufolge sollen aus einem fahrenden Auto heraus insgesamt 22 Schüsse auf den Siedler abgegeben worden sein.

Netanjahu will «alle aufspüren, die uns angreifen»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Donnerstag während eines Besuchs in Indien, Israel werde «alle aufspüren, die uns angreifen, und wir werden sie zur Rechenschaft ziehen». Verteidigungsminister Avigdor Lieberman erklärte, es gebe «für die Terroristen nirgendwo ein Versteck. Wir werden sie überall finden.» Im besetzten Westjordanland leben rund 600.000 Israelis in Siedlungen.

Die UNO sieht die Siedlungen als illegal an – und als großes Hindernis im Nahost-Friedensprozess. In der Gegend rund um Nablus kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen radikalen Siedlern und Palästinensern. Die Gewalt hat zugenommen, seit US-Präsident Donald Trump Anfang Dezember die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die Vereinigten Staaten erklärt hatte. Die israelische Armee tötete seitdem 18 Palästinenser, die meisten von ihnen bei gewaltsamen Zusammenstößen.