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Hintergrund35 Prozent mehr: Deshalb wird der Strom in Luxemburg teurer

Hintergrund / 35 Prozent mehr: Deshalb wird der Strom in Luxemburg teurer
Die Stromkosten für den Endkunden setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen Foto: Pixabay

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Strom wird in Luxemburg ab 2023 um rund 35 Prozent teurer. Grund genug, sich das Produkt Elektrizität genauer anzuschauen. Das Tageblatt hat es unter die Lupe genommen. Wie funktioniert das Netzwerk? Wie viel grüner Strom steckt wirklich in der Steckdose? Und wo kommt unser Strom eigentlich her?

Nach dem Gas der Strom. Erst am Donnerstag hatten die großen Gasversorger Luxemburgs gegenüber dem Tageblatt bestätigt, dass die Gaspreise ab Oktober um bis zu 90 Prozent steigen würden. Nur einen Tag später erklärt nun der Energiekonzern Encevo: Der Strompreis wird ebenfalls demnächst steigen – und zwar um rund 35 Prozent. „Nach wie vor wird Strom auch mit Gas produziert. Die sehr hohen Gaspreise haben einen direkten Impakt auf die Strompreise“, erklärt eine Encevo-Sprecherin am Freitag auf Tageblatt-Anfrage.

Die Stromkosten für den Endkunden setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: „dem reinen Strompreis, den Netznutzungskosten sowie den Steuern und Abgaben“, so die Sprecherin. „Aktuell gehen wir davon aus, dass sich die Stromkosten für einen Haushaltskunden ab Januar 2023 um circa 35 Prozent erhöht werden, vorausgesetzt, die Netznutzungskosten sowie die Steuern und Abgaben bleiben konstant.“ Sichere Preisvorhersagen seien aufgrund der unsicheren Lage jedoch weiterhin schwierig. „Auf den Energiemärkten hat sich zum Beispiel der Strompreis für eine Lieferung in 2023 über die letzten zwölf Monate mehr als versechsfacht“, so der Energiekonzern.

So funktionieren die Strompreise

Der durchschnittliche Haushalt bezahlte laut dem Luxemburger Regulierungsinstitut ILR im vergangenen Jahr 198,80 Euro/MWh für die Stromversorgung. Dies entspricht bei einem Kunden mit einem Verbrauch von 4.000 kWh pro Jahr einer jährlichen Belastung von 795 Euro – also 66 Euro pro Monat. Die Preise hätten sich für Privatkunden zwischen 2020 und 2021 nicht geändert. 2017 bezahlten die Luxemburger Privatkunden noch 161,7 Euro für dieselbe Strommenge. 

Der Strompreis setzt sich aus mehreren Scheiben zusammen. Den Löwenanteil bilden Netzwerkkosten – vergangenes Jahr waren das 40 Prozent des Gesamtpreises. 34 Prozent sind auf die Energieproduktion zurückzuführen, 19 Prozent auf die Steuern und Gemeinwohlverpflichtungen. 7 Prozent beansprucht die Mehrwertsteuer.

Doch warum jetzt die Preiserhöhung? „Es laufen ja auch Gaskraftwerke zur Stromproduktion“, sagt ein Experte des ILR gegenüber dem Tageblatt. Obwohl das momentan der teuerste Strom sei, sei die Nachfrage so hoch, dass er trotzdem gekauft werde. Oder anders: „Der Wert bestimmt den Preis“, sagt der Experte.

Der nationale Strommix

Der Strom, der 2021 aus den Steckdosen der Luxemburger Haushalte kam, bestand laut ILR etwa zu 56 Prozent aus erneuerbaren Energien. 35 Prozent seien hingegen durch nicht erneuerbare fossile Prozesse entstanden, Atomkraft stelle 8 Prozent des Verbrauches dar – und 1 Prozent seien durch „sonstige und nicht identifizierbare Energiequellen“ erzeugt worden.

Genauer geschaut setzt sich der Luxemburger Strommix so zusammen: 45,7 Prozent aus Wasserkraft, 19,8 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplung, 8,3 Prozent aus Kohle, 7,7 Prozent aus Atomkraft, 6,8 Prozent aus Erdgas, 4,3 Prozent aus Windenergie, 2,8 Prozent aus Solarenergie, 0,9 Prozent aus sonstigen fossilen Energieträgern und 0,2 Prozent aus anderer Quelle.

Doch: „Jeder Konsument kann selbst ein Produkt wählen, das ihm zusagt“, schreibt das ILR auf Tageblatt-Nachfrage. Die meisten Firmen würden für Privatkunden ohnehin nur grünen Strom anbieten.

Made in Luxembourg

Zuerst sollte man wissen, dass Luxemburg auch selbst Strom produziert. Dieser hat laut ILR 2021 allerdings nur 18,5 Prozent des nationalen Verbrauchs abgedeckt. Die gesamte installierte Produktionskapazität belief sich vergangenes Jahr auf 592 MW – im Vorjahr waren es 522 MW. „Dieser Anstieg ist vor allem auf die Inbetriebnahme neuer Fotovoltaikanlagen zurückzuführen“, schreibt das ILR in einem Bericht vom Juni. Doch wie produziert Luxemburg seinen Strom?

Der größte Teil stammte 2021 laut ILR aus erneuerbaren Energiequellen – 77,92 Prozent des im Großherzogtum produzierten Stroms ist nachhaltig. 25,97 Prozent wird durch Windenergie erzeugt, 23,57 aus Biomasse, 14,81 durch Solarenergie, 8,52 aus Wasserkraft und 5,05 aus Biogas. Erdgas (14,31 Prozent) und Müllverbrennung (7,69 Prozent) sind für die restliche Produktion verantwortlich. Insgesamt erzeugte Luxemburg vergangenes Jahr also 993 GWh Ökostrom.

81,5 Prozent des Stroms importiert

Luxemburg hat laut ILR vergangenes Jahr 81,5 Prozent seines Stroms importiert. Der physische Strom kommt aus drei Ländern: Deutschland liefert mit 57,62 Prozent den höchsten Anteil, Frankreich steht mit 21,23 Prozent auf Platz zwei und aus Belgien kommen 21,14 Prozent. Insgesamt sind das 5.397 GWh. Doch: Dabei handelt es sich nur um den physischen Strom. Das heißt nicht, dass die Elektrizität, für die Luxemburg bezahlt, in diesen Ländern hergestellt wurde.

„Ein Stromsystem muss man sich vorstellen wie eine Badewanne, in die irgendwo Wasser hineinfließt und irgendwo hinausfließt. Solange der Wasserspiegel gleich bleibt, ist es egal, wo es rein- oder rausfließt“, sagt der Experte des ILR. Der nationale Energiemix kam 2020 laut ILR aus folgenden Ländern: 45 Prozent aus Norwegen, 16 Prozent aus Frankreich, 13 Prozent aus Island, 10 Prozent aus Luxemburg, 5 Prozent aus Finnland, 3 Prozent Österreich und 8 Prozent aus anderen Ländern.

Das europäische Netz ist laut ILR nämlich ein Verbundnetz, in dem alle Verbraucher und Produzenten zusammengeschlossen sind. Doch Luxemburg importiert nicht einfach den EU-Strommix. „Die Händler können mit einem beliebigen Partner im europäischen Wirtschaftsraum einen Stromliefervertrag abschließen“, sagt der Experte. Im Falle des Großherzogtums heißt das konkret, dass 2021 etwa 51 Prozent des importierten Stroms aus umweltfreundlichen Quellen stammen. 39 Prozent wurden hingegen aus nicht erneuerbaren Energiequellen gewonnen, 9 Prozent aus Atomkraft und das restliche 1 Prozent ist anderen Prozessen zuzurechnen.


Wer verbraucht wie viel Strom?

Luxemburg hat laut ILR im Jahr 2021 insgesamt 6.356 Gigawattstunden Strom verbraucht. Mehr als die Hälfte davon – 3.725 Gigawattstunden – nutzte die Industrie. Das Gewerbe verbrauchte 1.628 Gigawattstunden, die Haushalte 1.003. Beim Stromverbrauch machte sich die Pandemie auch bemerkbar. Im Vor-Corona-Jahr 2019 verbrauchten Industrie und Gewerbe zehn Prozent mehr Strom – die Haushalte gaben sich dafür mit 10 Prozent weniger zufrieden. Insgesamt wurden in Luxemburg 2019 insgesamt 6.400 Gigawattstunden verbraucht. Im Jahr 2021 gab es laut ILR 334.678 Stromkunden, 270.811 davon waren Haushalte. 

Größter Stromanbieter für den Endkundenmarkt ist die Encevo-Gruppe mit ihren Marken. Insgesamt 90,8 Prozent des Privatkundenmarkts versorgt Encevo, 74,9 Prozent alleine über das Tochterunternehmen Enovos.  Der nächstgrößere Player Sudstroum erreicht 6,6 Prozent der Haushalte. Auch der gewerbliche Sektor wird von Encevo dominiert: 85,5 Prozent der Betriebe haben einen Stromvertrag bei dem Unternehmen. Bei der Industrie, also Anlagen, die mehr als zwei Gigawattstunden pro Jahr verbrauchen, ist Encevo mit 52,9 Prozent im Geschäft. Ein weiterer großer Versorger im Industriesektor ist auch ArcelorMittal Energy, der 36,4 Prozent des Marktes bedient – womöglich vor allem die eigenen Hochöfen.

Der Transport der Energie geschieht über längere Distanzen und zwischen den Ländern über Hochspannungs-Übertragungsnetze. Mittel- und Niederspannungs-Verteilungsnetze schließen Verbraucher und Erzeuger ans Netz an. Das Übertragungsnetz und ein großer Teil des Verteilungsnetzes werden von der Enovos-Tochter Creos betrieben. Vier Gemeinden haben zudem ihre eigenen Verteilernetze. Ein belgischer Spezialnetzbetreiber liefert laut ILR zudem Strom aus Belgien und Frankreich zu den Industriestandorten im Süden Luxemburgs.

„Derzeit keine Vorkehrungen treffen“

Die nationale „Stromspitze“, also der höchste Verbrauch im Netz, lag laut ILR im Jahr 2021 übrigens bei 1.113 Megawatt. Zum Vergleich: Einer der vier Reaktoren des Kernkraftwerks Cattenom leistet – wenn er im normalen Betrieb ist – bis zu 1.300 Megawatt. Alle Windkraftanlagen, die in Luxemburg aufgebaut sind, leisten maximal 136 Megawatt. 

Auch wenn die Preise steigen, gibt es laut dem ILR-Experten momentan keine akuten Warnhinweise. Die Wintermonate würden aufmerksam beobachtet werden, aber: „Derzeit sind keine speziellen Vorkehrungen zu treffen – aber generell ist Energiesparen angesagt.“

josy.mersch.lu
18. August 2022 - 14.56

Fakt ist dass zurzeit die Stromnebenkosten ein vielfaches des Strompreises ausmachen ! Warum eigentlich da manche nicht nachvollziehbar sind ? Beweis die aktuellen Stromrechnungen !
Diese Relikte aus den Ministerzeiten KRECKE und SCHNEIDER hätten von dem IRL und der ULC angefechtet werden müssen.
Auch der Staat verteidigt hier seine Bürger in keinster Weise.
Wenn man die Prunkbauten der früheren CEGEDEL hierzulande anschauen geht hat man definitiv verstanden was wirklich läuft. Auch die Gerüchte über die Fehlinvestition in Italien die fast zur Pleite geführt hätte !

Filet de Boeuf
17. August 2022 - 21.13

Wéivill Waasser am Joer brauch eigentlech eng Gromper?

Jeff
16. August 2022 - 12.17

@Jacques- merci gläichfalls

Nicolas
16. August 2022 - 9.00

Eng Froo.
Wei' könne mir onsen Aktionären mei' Dividenden ausbezuelen an den nächsten Joer.
Mat dem Krich an der Ukraine gleewen d'Leit baal alles waat Medien verzaapen.
Ma da komm mir hiewen d'Preisser vir de Stroum em 35% , an soen daat wär durch de Krich an der Ukraine.
Wann deen dann eriwer as , an alles as beim Aalen , brauche mir de Preis emol net mei' bölleg ze maan well d'Leit sech drun gewinnt hun deen deieren Preis ze bezuelen.
An erem mei' Boni....

Niklaus
15. August 2022 - 19.27

Wieviel Gewinne werden all diese Energieanbieter wieder
einfahren in dem sie den Verbraucher abzocken,
diese Gewinne sollten die EU-Länder höher besteuern.

Jacques
15. August 2022 - 15.12

@ Jeff/ Ech hun iech just op är Dommheten u bernadette vu virdru geäntwert an är Äntwert elo u mech ass grad esou domm a falsch.
Informéiert iech a nach eng Kéier mir sin hei zou Lëtzebuerg a net a Polen, der Ukrain oder soss iergendwou. Néischt vir ongutt an e schéine Feierdag.

Jeff
14. August 2022 - 21.56

@jacques - et sinn net nemmen ons Däitsch noperen gewiercht. Et sinn EU Sanktiounen, déi vun all Regierung bewëllegt ginn sinn. Ausserdem hunn Polen d’jamal pipeline op eegen initiative zougedréint, d‘ukraine den tramsit méinwéi reduzéiert….

Jacques
14. August 2022 - 15.46

@Jeff/ Dann hä der misse soen > der preisescher Regierung hier Dommheeten<. Alles dat wat der do opzielt huet néischt mat onser Regierung ze din. Mir sin hei zou Lëtzebuerg léiwe Jeff!

Jeff
14. August 2022 - 12.38

@bernadette - beweiser ginn et der genuch !! Wien huet pipeline zougedréint? Wien huet nord stream 2 net a betrieb geholl? Wien huet turbine vun nord stream 1 net ganz gefléckt?? An zum thema klappe halten, ech loosen mir de mond net verbidden, an zemools net op esou eng fresch an arrogant art a weis!!

Grober J-P.
14. August 2022 - 10.44

"Die meisten Firmen würden für Privatkunden ohnehin nur grünen Strom anbieten."
Was bedeutet das? Hat die Sonne ihre Lieferung reduziert ?Wahrscheinlich sind auch noch alle Windmühlen ausser Betrieb.
Man sagte mir damals Naturstroum wäre einpaar Cent teurer als "normaler" Strom.
Wieso sollte man jetzt 35 % mehr bezahlen nur weil ein Strommix besteht, versteh das nicht. Kunden die für GRÜNEN Strom unterschrieben haben, sollten auch GRÜNEN bekommen.

Jeff
14. August 2022 - 9.06

@Claude - kee wonner dass all Europäescht Land déi problemer huet - se sinn jo selwer verschold. Wisou solle mir dat dann akzeptéieren?

Romain
13. August 2022 - 18.23

Energie selber herstellen

bernadette2980
13. August 2022 - 17.26

@Jeff Waat fir Dommheeten ? hu dir Beweiser fir esou eng Behaaptung ? Nee dann Klappe halten . Nee emmer op alles klappen , maacht et besser . DTMK

wermic
13. August 2022 - 17.21

@Claude
Genau sou gesinn ech daat och.

Claude
13. August 2022 - 13.16

Ëmmer dat klappen op eis Regierung.
A ganz Europa huet all Regierung déi selwecht Problemer a sicht no Léisungen a kéng huet e Wonnermëttel.

Jeff
13. August 2022 - 10.28

Mol kucken wéi laang d’Leit der Regierung hier dommheeten do nach ënnerstëtzen a bezuelen…..