Bilanz der Weinlese an der Mosel in Luxemburg: Wird 2018 ein Jahrhundert-Jahrgang?

Bilanz der Weinlese an der Mosel in Luxemburg: Wird 2018 ein Jahrhundert-Jahrgang?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

An jedem Erntejahr hat die Winzerschaft immer irgendetwas auszusetzen, denkt sich der geneigte Leser und Weinfreund. Dieses Jahr jedoch weit gefehlt: Unisono stoßen die Weinmacher entlang der Luxemburger Mosel ins gleiche Horn. Die beste Lese seit Jahren, qualitativ und quantitativ auf höchstem Niveau. Reift dort jetzt ein Jahrhundert-Jahrgang in den Fässern?

Von Herbert Becker (Text und Fotos)

Im Schnitt drei bis vier Lesetage mehr verzeichnen die meisten Winzer. Gut 23 Tage hat man in diesem Jahr in den Rebenhängen verbracht, um die üppige Ernte des wohl herausragenden Jahrgangs einzufahren. Optimal gereiftes Lesegut bei allen Rebsorten, überdurchschnittliche Oechslewerte, keinerlei Ausfälle oder Krankheiten an den Rebstöcken.

Wir sind zum Weinbergs-Mittagessen bei Laurent und Rita Kox in Remich eingeladen. Nur noch ein Erntetag und dann startet die umfassende Arbeit im Weinkeller. In den meisten Betrieben machen die Erntehelfer ihre Mittagspause übrigens im Weinberg. Die passionierte Köchin Rita bekocht ihre 12 Mann bzw. Frau starke Truppe aber jeden Tag im Weingut. Deftiges wird aufgetischt, die Arbeit im Wingert ist kräftezehrend und die Tagestemperaturen in den vergangenen vier Wochen waren auch nicht ohne.

Platz für Experimente

Laurent gerät ins Schwärmen: «Zeit und Möglichkeit für Experimente», lässt er uns wissen. «Die hohen Erträge und die außergewöhnliche Qualität lassen das nach zwei mehr als mageren Jahren wieder einmal zu. Beim Pinot noir kann ich gleich mit mehreren unterschiedlichen Vinifikationen zu Werke gehen. Ich mache einen Blanc de noir, einen Rosé, einen Rouge mit traditioneller Gärmethode sowie eine ‹Vinification carbonique›.»

Er führt uns in seinen Weinkeller. Der Pinot reift in Barriques aus luxemburgischer Eiche, Holz aus dem «Friddbësch» bei Christnach, hergestellt in Frankreich. Mit geübter Technik saugt er über einen Schlauch die edlen Tropfen ins Glas. Die einstmals dunklen Beeren entfalten schon jetzt nach nur drei Wochen einen bemerkenswerten Duft, köstliche Fruchtaromen, was Wunder bei 115 Oechslegraden. Zufriedenheit pur erfahren wir auch bei der Genossenschaftskellerei Vinsmoselle. Auch hier haben die Mitgliedswinzer, rund 250 an der Zahl, Top-Lesegut eingeliefert, die Bilanz fällt mehr als positiv aus – die Verantwortlichen schauen zuversichtlich in die Zukunft und versprechen, nach dem Reifeprozess Spitzenerzeugnisse auf die Flasche ziehen zu können.

Hochzufrieden zeigen sich auch die Biowinzer an der Luxemburger Mosel. 15 Betriebe bewirtschaften ca. 40 Hektar Rebfläche. Der trockene Sommer machte beim zumeist tiefen Wurzelwerk kaum Probleme, bei jüngeren Anlagen mussten die Winzer jedoch bewässern, da das Wurzelwerk noch nicht so ausgeprägt ist. Die Bewässerung ist hierzulande jedoch nicht weit verbreitet, da es im Sommer eigentlich immer ausreichende Niederschlagsmengen gibt. Positiv wirkt sich hierbei zudem aus, dass im Bioweinbau nur organische Dünger verwendet werden. Das kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern hilft in trockenen Jahren auch den Reben.

Mussten die meisten Weinmacher in den letzten beiden Jahren oftmals ihre Kundschaft aufgrund der geringen Erträge mit Kleinst-Kontingenten ausstatten, können die privaten Weinkeller und -regale im kommenden Jahr wieder prall gefüllt werden. Es erwartet uns also ein Füllhorn von Topweinen über den gesamten Sortenspiegel, fruchtige und spritzige Crémants. Also dann, mit euphorischer Vorfreude: «Wohl bekommt’s!»

Jang
15. Oktober 2018 - 18.39

Daat ass jo dann een super Jorgang mat super neien Wein. Kloën an Jemmeren brauc ëlo dann keen Wënzer. Prost op 2019