Erdrutsche in Südamerika, Monsterstürme in der Karibik, wahre Sintfluten auch in Deutschland. Nicht immer liegt es am Klimawandel, wenn das Wetter verrücktspielt. Doch führende Forscher sind sich einig: Die Wetterextreme nehmen zu – mit schlimmen Folgen gerade für die ärmeren Länder.
PERU: Seit mindestens 18 Jahren hat es im drittgrößten Land Südamerikas nicht mehr so gegossen wie im März 2017. Erdrutsche und Überschwemmungen, zigtausende unbewohnbare Häuser, Dutzende Tote. Ungewöhnlich auch: Wegen riesiger Wellen müssen mehr als 20 Häfen vorübergehend dichtmachen. Grund für das Klima-Chaos ist wohl das viel zu warme Wasser im Pazifik. Die stärkere Verdunstung bildet besonders regenreiche Wolken.
KOLUMBIEN: Noch schlimmer trifft es Perus nördlichen Nachbarn Anfang April. Ein Unwetter sucht die 40.000-Einwohner-Stadt Mocoa im Süden Kolumbiens heim, drei kleine Flüsse werden zu reißenden Strömen. Die Wassermassen reißen Brücken ein und Hunderte Menschen in den Tod, ganze Wohnviertel ersticken im Schlamm.
DEUTSCHLAND: Regen, Regen und kein Ende – im Juni zunächst vor allem in Berlin und Brandenburg. Unaufhörlicher Niederschlag setzt die Hauptstadt unter Wasser, Passanten stehen knöcheltief in der Brühe oder gehen unfreiwillig baden, Keller und U-Bahnhöfe laufen voll. Auch in Bremen und Niedersachsen ist die Feuerwehr im Dauereinsatz. Vier Wochen später schon wieder der Ausnahmezustand, diesmal erwischt es auch den Süden. Wegen umgestürzter Bäume werden Bahnstrecken gesperrt – vor allem rund um den Bodensee. Es gibt mehrere Tote.
MITTELMEER: Ganz anders in Südeuropa. Ein Frühjahr mit extremer Trockenheit, ein Sommer mit Rekordhitze und ein regenarmer Herbst. 2017 müssen die Spanier eine der schwersten Dürreperioden seit Jahrzehnten überstehen. In Portugal toben den Sommer über von Hitze und Trockenheit angefachte Waldbrände. Auch viele Italiener leiden unter Temperaturen von über 40 Grad, die Hoch «Luzifer» aus Afrika mitbringt. In Rom überlegt man gar, das Wasser zu rationieren. Am Horn von Afrika wird die Dürre einmal mehr zur Hungerkatastrophe.
SIERRA LEONE: Nach heftigen Regenfällen brechen nahe der Hauptstadt Freetown Mitte August Teile eines aufgeweichten Hügels ab. Hunderte Tote, Tausende Obdachlose, heißt es in ersten Schätzungen. Aus Sicht von Umweltschützern ist die Abholzung der Wälder in und um Freetown für die Katastrophe mitverantwortlich.
USA: Wenige Tage später verwandelt Sturm «Harvey» die texanische Millionenmetropole Houston, viertgrößte Stadt der USA, in eine Seenlandschaft. Wo sich in der Rushhour sonst Auto an Auto reiht, pflügen Ende August kleine Boote durch die Häuserschluchten. Menschen waten durch brusthohes Wasser, manche mit Hunden oder Katzen auf den Schultern. Nie zuvor hat der zweitgrößte US-Bundesstaat eine solche Sintflut erlebt, Gouverneur Greg Abbott nennt sie «historisch». Was bleibt? Dutzende Todesopfer, Tausende zerstörte Häuser, Schäden in dreistelliger Milliardenhöhe – und die Angst vor Seuchen.
KARIBIK: Während in den texanischen Flutgebieten der Wiederaufbau begonnen hat, braut sich über dem Atlantik die nächste Katastrophe zusammen: Hurrikan «Irma», einer der stärksten jemals in der Region registrierten Stürme, zieht seine zerstörerische Bahn zunächst durch die Karibik. Barbuda, Anguilla, St. Martin und Kuba trifft es besonders hart – auch die USA bleiben nicht verschont. Jacksonville, größte Stadt Floridas, steht unter Wasser, Millionen Haushalte im ganzen Land sind ohne Strom, die Inseln vor der Küste Floridas von der Außenwelt abgeschnitten. Wieder gibt es Dutzende Tote.
PUERTO RICO: Der nächste Monster-Sturm mit dem harmlosen Namen «Maria» sucht im September Guadeloupe und Dominica, vor allem aber Puerto Rico heim – größtes Außengebiet der USA und schon vor dem Hurrikan von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelt. Straßen werden zu Flüssen, Autos wie Spielzeug durch die Luft geschleudert. Es fehlt an Treibstoff und Lebensmitteln, Strom und sauberem Wasser. Der Gouverneur spricht von einer «humanitären Katastrophe».
DEUTSCHLAND: Stillstand bei Zügen, Bussen und Bahnen, Chaos an den Flughäfen, mindestens sieben Tote. Den neuerlichen Ausnahmezustand im Oktober verursacht Sturm «Xavier», laut Meteorologen einer der heftigsten seit Jahrzehnten. Er zieht vor allem über den Norden und Osten hinweg und legt den Verkehr weitgehend lahm. Tausende Bahnreisende müssen in Hotelzügen übernachten, Pendler haben Mühe, von der Arbeit nach Hause zu kommen. Ungewöhnlich sei aber allein «Xaviers» Tempo gewesen, analysieren die Meteorologen später. Denn heftige Stürme im Herbst seien auch bei uns nicht selten.
Na ja, schon wieder ein angsteinflössender Report über Treibhaus > Erderwärmung > Klimakatastrophe> Klimawandel > Dekarbonisierung > Genozid. Das kann natürlich teilweise von Menschen verursachte Gründe haben, aber nicht nur. Tatsache ist, dass sich das Klima beständig ändert und von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Das gegenwärtige Klima ist für die Erde eher ungewöhnlich, aber noch weit entfernt von einer globalen Katastrophe zu sprechen. Eins sollte man dabei nicht vergessen.Wir befinden uns derzeitig in einem sogenannten Interglazialperiode; einer Zwischeneiszeit, die von einem relativ gemäßigten Klima geprägt wird. Ein normaler Klimawandel führt zwar auch zu einer Änderung der Lebensbedingungen auf der Erde, kann in diesem Sinn aber nicht als Katastrophe bewertet werden. Mit solchen Aussagen sollte man doch schon vorsichtiger sein, solange keine eindeutigen Beweise vorliegen. Normalerweise vollzieht sich ein natürlicher Klimawandel über relativ lange Zeiträume, sodass sich das Leben auf der Erde den verändernden Lebensbedingungen anpasst. Bei solchen Zeiträumen geht man Jahrhunderten bis Jahrtausenden aus, keinesfalls aber von Dekaden.