BaltikumEstland hilft der ganzen Welt bei ihren Hausaufgaben

Baltikum / Estland hilft der ganzen Welt bei ihren Hausaufgaben
E-Learning ist seit Montag Alltag für luxemburgische Schüler  Symbolbild: TK-Pressestelle, Hamburg

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Estland, bekannt für seine fortgeschrittene Digitalisierung und seine guten PISA-Ergebnisse, will den Schülern der Welt helfen, mit dem Lernen zu Hause in der Corona-Pandemie besser fertig zu werden.

„Wir haben viele Lösungsansätze, die das Lernen aus der Distanz ermöglichen. Wir sind bereit, die besten Anwendungen den Ländern zukommen zu lassen, die es brauchen.“ so Mart Laidmets, Sekretär des estnischen Erziehungsministeriums in einer Pressemeldung. Weltweit werden aufgrund des Covid-19-Virus Schulen geschlossen, der Unterricht muss zu Hause organisiert werden.

In Estland existieren viele Start-ups aus dem IT-Bereich, darunter auch solche, die einen virtuellen Unterricht ermöglichen, Mathe trainieren und beim Sprachenlernen helfen. Diese bieten ihren Service nun kostenlos an, eine Liste ist auf der Webseite des Ministeriums zu ersehen. Darunter ist „Ekool“ ein digitales Schulverwaltungssystem, das bereits seit 2002 eingesetzt wird und Schülern, Eltern und Lehrern einen jeweils unterschiedlichen Zugang anbietet. Dort können Noten und Hausaufgaben eingesehen sowie verschiedene Adressaten angeschrieben werden. Es gilt als Vorbild für ähnliche Systeme in anderen Ländern.

Dennoch ist auch das digitale Musterland nicht frei von Pannen. Als am Montag die Schulen geschlossen wurden und der Unterricht zu Hause weitergeführt werden sollte, stürzten sich die über 200.000 Nutzer auf die Plattform, die dann zusammenbrach. In den estnischen Medien ist zu lesen, dass es fraglich ist, ob das Internetsystem in dem kleinen Land das erweiterte Nutzen des Netzes aushalte.

Auch in der Coronakrise glaubt Estland an digitale Lösungen

Das Erziehungsministerium hat auch noch kein fertiges Rezept für den Unterricht zu Hause, sondern empfiehlt, verschiedene Formen auszuprobieren und zuerst auf Noten zu verzichten. Insgesamt 13 Lern- und Unterrichtshilfen von estnischen Unternehmen können derzeit kostenlos benutzt werden.

Märt Aro, Mitbegründer der European EdTech Alliance, erklärt, dass viele Anwendungen in Zusammenarbeit von Firmen, Schulen und Universität für einen internationalen Markt erstellt wurden. Denn Estlands digitaler Erfolg beruht neben dem guten Mathematikunterricht auf dem kleinen Markt – Unternehmensgründer mussten von Anfang an global denken. Als Erfolgsgeschichte gilt die Entwicklung des Messenger-Dienstes Skype, der von einem estnischen Start-up an Microsoft verkauft wurde. In der Verwaltung ist das Land digital so fortgeschritten, dass allein das Heiraten auf dem Amt geschehen muss.

Auch in der Coronakrise glaubt Estland an digitale Lösungen – eine Tageszeitung fordert darum Infizierte dazu auf, ihre Ansteckung über soziale Medien bekannt zu geben, um eventuelle Kontakte verfolgen zu können. Derzeit gibt es in Estland nach Stand vom Donnerstag offiziell 267 Infizierte. Litauen, ebenfalls ein baltisches Land, das auf Digitalisierung setzt, hat die Bewegungsrouten von Infizierten veröffentlicht – jedoch anonym.