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Lehrer und digitale ToolsWie Schüler in den Coronaferien lernen

Lehrer und digitale Tools / Wie Schüler in den Coronaferien lernen
Schüler haben unterschiedliche technische Möglichkeiten, in den Coronaferien digital zu lernen Foto: Editpress/Isabella Finzi

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Auch in den Coronaferien müssen Schüler lernen. Wie das geht, hängt von ihrem Lehrer, ihren digitalen Skills, jenen der Eltern und den technischen Geräten ab, die sie zur Verfügung haben. Ein Überblick.

Schüler machen nun zwei Wochen Home-Office. Oder besser gesagt: Sie lernen zu Hause. Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und Programme. Das Problem dabei ist, dass die meisten Schüler bislang noch nie oder nur wenig digital gearbeitet haben. Das Ministerium hat keine präzisen Angaben gemacht, wie das Lehrpersonal nun vorgehen sollen, sagt uns ein Lehrer.

Eine Variante, die das Lernen zu Hause ermöglicht, ist die Mitgabe eines Ordners mit Übungsblättern. Ganz klassisch, nicht digital. Dieses System wird beispielsweise in verschiedenen Klassen des Zyklus 1 angeboten, also in der „Spillschoul“. Die Kinder machen die Übungen zu Hause und nehmen den Offline-Ordner am ersten Schultag wieder mit in die Schule.

Das Ministerium hat keine präzisen Angaben gemacht, wie das Lehrpersonal nun vorgehen sollen

Die einfachste digitale Variante, die gerne in der Grundschule angewendet wird, ist die Benutzung von Microsoft OneDrive. Jeder Schüler im luxemburgischen Bildungssystem hat ein IAM-Konto (Identity and Access Management). Dadurch erhält er Zugang zu den verschiedenen Microsoft-Programmen. Viele Klassen haben aber noch nie digital gearbeitet. Das heißt, dass diese Schüler zwar theoretisch über ein IAM-Konto verfügen, dieses aber noch nie genutzt haben.

E-Mail und Drucker notwendig

In diesem Fall können Lehrer, sofern sie über das nötige Know-how verfügen, die Anmeldung und Installation von OneDrive umgehen, indem sie beispielsweise einen QR-Code aufsetzen und diesen den Schülern beziehungsweise den Eltern per E-Mail zuschicken. Scannt man den Code zu Hause mit dem Smartphone ein, erscheint das OneDrive-Konto mitsamt dem vom Lehrer erstellten Ordner für den jeweiligen Schüler auf dem Bildschirm. Der Ordner kann nun angeklickt werden und die Übungen kommen zum Vorschein. Diese sollten bei Möglichkeit ausgedruckt werden.

Nachdem der Schüler die Arbeitsblätter ausgefüllt hat, werden diese mit dem OneDrive-Programm eingescannt. Dieses befindet sich ja durch den QR-Code noch auf dem Smartphone. Die ausgefüllten und eingescannten Arbeitsblätter wandern automatisch zurück in den OneDrive-Ordner. Der Lehrer, der zu Hause sitzt, kann nun den Ordner öffnen und mit seinem digitalen Stift auf dem Tablet die Übungen verbessern.

Hat der Lehrer nicht die Möglichkeit, einen QR-Code zu erstellen, dann wird es komplizierter für Schüler und Eltern. Sie müssen sich dann entweder über ihr IAM-Konto einloggen und den richtigen Ordner im richtigen Programm finden oder die Arbeitsmaterialien müssen per E-Mail hin- und hergeschickt werden. Dies setzt aber voraus, dass die Arbeitsblätter, nachdem sie vom Smartphone eingescannt wurden, manuell als PDF umgewandelt werden müssen. Das Volumen der Dateien ab einer gewissen Anzahl von PDFs kann es zudem unmöglich machen, die E-Mail überhaupt noch zu verschicken.

Routine in iPad-Klassen

Fortgeschrittener geht es in den iPad-Klassen zu. Diese Schüler, meist in der Sekundarstufe, sind es gewohnt, digital mit dem Tablet zu arbeiten. Für sie ist es Routine. Sie beherrschen die Programme in der Regel und haben den großen Vorteil, dass sie ein eigenes Gerät haben und nicht auf das technische Material oder Know-how der Eltern angewiesen sind.

In den iPad-Klassen wird meist mit OneNote gearbeitet, einem weiteren Microsoft-Programm. Dies funktioniert wie eine Art Notizblock. Dort kann man Texte eintippen oder diktieren und Fotos mit Drag-and-drop einsetzen. Es funktioniert wie ein Verzeichnis. Lehrer können dort eine Bibliothek erstellen, auf die jeder Schüler Zugriff hat, aber nichts ändern kann. Mit OneNote kann man interaktiv arbeiten. Lehrer können dort einsehen, ob Schüler ihre Aufgaben gemacht haben, und diese im Programm verbessern. Den OneNote-Kurs in den Coronaferien weiterzuführen, sollte also ohne große Umstellung möglich sein.

Das Microsoft-Programm Teams ist eine fortgeschrittene Variante von OneDrive. Manche Klassen haben schon lange vor den Coronaferien mit Teams gearbeitet, wie uns ein Lehrer versicherte. Dort wird nicht mit eingescannten Kopien oder PDFs gearbeitet, sondern rein digital. Teams ermöglicht interaktives Arbeiten auf Distanz. Für jene Schüler ändert sich in den Coronaferien quasi nichts.

Im Falle einer Verlängerung der Coronaferien machen wir die Präsentation per Videokonferenz. Jeder loggt sich zu einem festgelegten Zeitpunkt mit seinem Smartphone in das Programm ein.

Ein Lehrer erzählt uns, dass die Schüler ihre Gruppenarbeiten auf Teams nun von zu Hause aus machen. Wenn sie Fragen haben, bekommt er eine Meldung geschickt und kann diese zeitnah im Chat beantworten. Mit diesem Programm kann man komplette Projekte erstellen. Wenn die Coronaferien vorbei sind, werden die Schüler die Ergebnisse ihrer fertiggestellten Projekte den Mitschülern in der Klasse vorstellen. „Im Falle einer Verlängerung der Coronaferien machen wir die Präsentation per Videokonferenz“, so der Lehrer. „Jeder loggt sich zu einem festgelegten Zeitpunkt mit seinem Smartphone in das Programm ein.“ Der Lehrer ruft die Schüler an. Diese müssen auf ihrem Smartphone den Anruf entgegennehmen, entweder als Video- oder Audioanruf. Dort wird dann die Besprechung über ihr Projekt gemacht. Die Microsoft-Teams-App haben Schüler und Lehrer zuvor in der Klasse auf ihre Smartphones geladen. Die ganzen Microsoft-Programme laufen übrigens auch über Apple-Geräte.

Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Klassen, auch innerhalb der gleichen Schule, enorme Unterschiede. Die Palette reicht von komplett offline bis hin zu interaktiven Gruppenarbeiten auf Distanz. Und alle Abstufungen dazwischen. Das Bildungsministerium scheint mit seiner Linie diese heterogene Landschaft begünstigt zu haben. Vielleicht bringt die Initiative „einfach digital – Zukunftskompetenze fir staark Kanner“ Verbesserungen. Und vielleicht helfen die Coronaferien dabei, diese digitalen Zukunftskompetenzen schneller voranzutreiben.