EinzelhandelPersonal in Luxemburg fordert besseren Schutz vor Coronavirus

Einzelhandel / Personal in Luxemburg fordert besseren Schutz vor Coronavirus
Die Kassiererinnen und Kassierer in den Supermärkten stehen in engem und ständigem Kontakt mit den Kunden. Viele fühlen sich nicht ausreichend vor dem neuartigen Coronavirus geschützt. Foto: Melody Hansen

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Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, rät die Regierung dazu, große Menschenansammlungen und den direkten körperlichen Kontakt zu anderen  Personen zu vermeiden. Um die Umsetzung dieser Empfehlung zu erleichtern, bleiben seit Montag viele Läden geschlossen. Die Kassiererinnen und Kassierer in den Supermärkten müssen aber weiterarbeiten. Viele von ihnen fühlen sich nicht ausreichend geschützt. Die Regierung sieht bislang keinen Handlungsbedarf. Deshalb setzt sich der OGBL nun für die Belange des Personals aus dem Einzelhandel ein.

Im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Pandemie hat die luxemburgische Regierung am Sonntagabend beschlossen, dass Restaurants und Cafés sowie viele Geschäfte bis auf Weiteres geschlossen bleiben müssen. Große Menschenansammlungen sollen in den kommenden Wochen vermieden werden. Geöffnet bleiben nur die Einrichtungen und Geschäfte, die für die Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse notwendig sind. Darunter fallen auch die Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte. Doch unter den Angestellten im Einzelhandel herrscht große Verunsicherung. Vor allem viele Kassiererinnen und Kassierer in den Supermärkten, die in engem und ständigem Kontakt mit den Kunden stehen, fühlten sich nicht ausreichend geschützt, erklärt David Angel, Zentralsekretär des Syndikats Handel beim OGBL.

Die Regierung hat für die Beschäftigten im Einzelhandel bislang keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen ergriffen. Auf Tageblatt-Nachfrage erklärte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Montag auf einer Pressekonferenz, sie schätze die Gefährdung dieser Menschen nicht als hoch ein, wenn ein Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten werde und der Austausch zwischen zwei Personen die Dauer von 15 Minuten nicht überschreite.

Zahl der Kunden begrenzen

„Es ist unmöglich, dass eine Kassiererin einen Abstand von zwei Metern zu ihren Kunden einhält“, sagt David Angel. Ein weiteres Problem stelle der große Andrang in den Supermärkten dar, wie es am vergangenen Wochenende zeitweise der Fall war, als sich die Menschen dicht an dicht durch die Regale drängten und sich meterlange Schlangen an den Kassen bildeten. Zwar habe sich der Andrang inzwischen wieder gelegt, doch es sei nicht auszuschließen, dass sich eine solche Situation wiederholt, sagt Angel.

Deshalb fordert der OGBL von der Regierung konkrete Maßnahmen, die die Angestellten der Supermärkte schützen sollen. So spricht sich David Angel für eine Begrenzung der Anzahl der Kunden aus, die gleichzeitig in einem Geschäft anwesend sein dürfen. Berechnet werden sollte diese Obergrenze im Verhältnis zur Größe der Ladenfläche. Durch Markierungen sollen die Kunden dazu gebracht werden, die empfohlenen Sicherheitsabstände einzuhalten.

„Es ist fast unmöglich, dass eine Kassiererin einen Abstand von zwei Metern zu ihren Kunden einhält“, sagt David Angel, Zentralsekretär des Syndikats Handel beim OGBL.
„Es ist fast unmöglich, dass eine Kassiererin einen Abstand von zwei Metern zu ihren Kunden einhält“, sagt David Angel, Zentralsekretär des Syndikats Handel beim OGBL. Foto: Editpress/Alain Rischard

Damit die Kassiererinnen sich regelmäßig die Hände waschen können, müsse ausreichend Desinfektionsgel für sie zur Verfügung stehen, was zurzeit noch nicht in allen Geschäften der Fall sei, erklärt Angel. Wenn kein Desinfizierungsmittel vorhanden sei, müsse das Personal die Gelegenheit bekommen, die Hände im 15-Minuten-Takt zu waschen und auf Latexhandschuhe zurückzugreifen.

In manchen Supermärkten seien schon Sicherheitsvorkehrungen gegen das Coronavirus umgesetzt worden, in anderen hapere es noch, sagt Angel, der in ständigem Kontakt mit den einzelnen Personaldelegationen steht. Häufig hänge es vom Filialleiter ab, ob etwas unternommen wird.

Öffnungszeiten vorübergehend anpassen

Am Sonntagabend hat der OGBL die Direktionen der großen Supermärkte angeschrieben, um sie darum zu bitten, Angestellte, die Risikogruppen angehören, bis auf Weiteres freizustellen. Dazu gehören beispielsweise Diabetiker, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Angestellte, die schon einmal einen Schlag- oder Herzanfall erlitten haben. Manche Direktionen hätten diese Maßnahme aber abgelehnt, sagt der OGBL-Zentralsekretär.

Ein weiteres Problem entstehe durch den Sonderurlaub, den die Regierung wegen der Schließung der Schulen und Betreuungsstätten beschlossen hat. Weil im Handel viele Eltern und Alleinerziehende arbeiten, sei die Zahl der noch zur Verfügung stehenden Angestellten gesunken, was die Geschäfte vor eine große Herausforderung stelle. Um diesen vorübergehenden Personalmangel zu kompensieren, schlägt der OGBL vor, die Öffnungszeiten anzupassen und die Geschäfte während der Krise nur noch von 9.00 bis 18.00 Uhr für Kunden zugänglich zu machen.

Als gefährdet sieht die Gewerkschaft aber vor allem die Kassiererinnen und Kassierer. Sie seien ständig mit Münzen und Geldscheinen in Kontakt, kaum einer von ihnen sei noch nicht von einem Kunden angehustet worden, berichtet David Angel. Deshalb sollten auch Atemschutzmasken eingesetzt werden, falls diese verfügbar seien. „Es würde das Personal auf jeden Fall beruhigen“, sagt Angel. Seit einigen Tagen seien viele Beschäftigte aus dem Einzelhandel in Panik, die Telefone der Gewerkschaft würden heiß laufen, weil die Angestellten nach Rat und Unterstützung suchen.

Die Supermärkte selbst reagierten gestern sehr verhalten auf unsere Anfrage. Ein Cactus-Sprecher beteuerte schriftlich, man befolge die Anweisungen des Gesundheitsministeriums wortwörtlich, um Mitarbeiter und Kunden bestmöglich zu schützen. Die Antworten von Cora und Delhaize stehen noch aus.

Realist
17. März 2020 - 16.27

24/24 opmaachen. 3 Schichten à 8 Stonnen, deemno wéi eben mat reduzéiertem Personal. En plus Chômeuren agestallt fir am Lager ze schaffen an d'Rayon'en opzefëllen. Sou geet Krisemanagement.

Jo
17. März 2020 - 5.27

Et geet em eis all. Et gin Leit dei normal MUSSEN schaffen goen, 18:00 Auer Liewensmettelgeschäft zoumaan geet op keen Fall. Dei Leit dei schaffen mussen och d’Meiglechkeet behaalen an Zougreff op Wuer hun.

Hary
17. März 2020 - 0.32

"Die Kassiererinnen und Kassierer in den Supermärkten müssen aber weiterarbeiten. Viele von ihnen fühlen sich nicht ausreichend geschützt. " Die werden jetzt alle durch kassiererlose Kassenterminals ersetzt und können sich von zuhause online beim Arbeitsamt anmelden. Da sind sie sicher.

Thorsten Kaiser
16. März 2020 - 23.05

Bei allem Respekt vor der Politik, die eine sehr gute Arbeit macht, muss ich aber sagen dass der Andrang bis heute nicht vorbei ist. Die Regale sind wieder leergekauft, die Angestellten sind am Rande der Erschöpfung. Ach und noch was, Danke an alle Hamsterkäufer die Vernunft und Verstand kaufen bis der Einkaufswagen zusammen bricht, dass ihr an die Menschen denkt die Arbeiten müssen und dann vor leeren Regalen steht. Danke für die Solidarität der Egoisten. Und ein wirklichen Dank an die Menschen die das Soziale leben wirklich unterstützen.

Grober J-P.
16. März 2020 - 21.23

Wo darf ich denn meine Bestellungen aufgeben? Brauche Mehl, Eier, Tomaten, etwas Parmesan und Kartoffeln. Samstag waren keine Kartoffeln mehr im Regal, es fehlten auch Zwiebeln, einige Nudelgerichte und vorallem mein geliebtes Toilettenpapier war out. Als ich bei dem Verantwortlichen nachgefragt habe, warum uns der Minister belügen würde, hat er nur hämisch gelacht und mir den Vogel gezeigt. Ich muss wahrscheinlich in Quarantäne nach dem Zwischenfall, meine Temperatur ist deulich über 37,8.