Trotz CoronavirusIOC lädt ein zum Kontaktsport Boxen

Trotz Coronavirus / IOC lädt ein zum Kontaktsport Boxen
Über den Olympischen Ringen in der Nähe des neuen Nationalstadions in Tokio fällt Schnee, daneben stehen ein Mann und eine Frau mit Mundschutzmasken unter Regenschirmen.  Foto: Jae C. Hong/AP/dpa

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Der Sport steht still, sogar der Millionenzirkus Formel 1 schiebt seine Autos voraussichtlich bis Ende Mai in die Garagen. Nur an Olympia halten die Macher unbeirrt fest – und laden hocherfreut ein zum Kontaktsport Boxen.

In die Copper Box passen 7500 Zuschauer. Sie sitzen in der schmucklosen Mehrzweckhalle im Londoner Olympiapark dicht gedrängt nebeneinander, während Europas Boxelite im Ring um Tickets kämpft – für Olympische Spiele, von denen niemand weiß, ob und wann sie überhaupt stattfinden.

Das Internationale Olympische Komitee gab auf seiner Homepage (olympic.org) reichlich Hinweise auf das Turnier einer Kontaktsportart mit Zuschauern. Während die Corona-Pandemie das öffentliche Leben in Europa weitgehend lahmlegt, lieferte das IOC sogar einen Link zum Online-Ticketverkauf für die Copper Box: 5 Pfund regulär, 2,50 Pfund ermäßigt.

Zu früh zum Spekulieren

Es passt ins Bild der letzten Tage, in denen IOC-Präsident Thomas Bach gemeinsam mit der japanischen Regierung und dem Organisationskomitee in Tokio keine Gelegenheit ausließ, die planmäßige Durchführung der Spiele zu versichern. «Wir arbeiten mit vollem Engagement auf den Erfolg der Olympischen Spiele mit der Eröffnungsfeier am 24. Juli hin», kündigte Bach zuletzt in den ARD-Tagesthemen an. Allerdings wurde schon der olympische Fackellauf durch Griechenland nach einem Tag gestoppt: Zu viele Zuschauer.

Zuspruch bekamen Bach und Tokio am Wochenende ausgerechnet aus Deutschland, einem der Corona-Epizentren in Europa. Der Zeitpunkt für eine definitive Entscheidung sei «noch zu früh», sagte die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker dem Deutschlandfunk, zudem müsse die Frage einer möglichen Absage sehr verantwortungsvoll geklärt werden. Sie könne daher nachvollziehen, dass man eine Entscheidung bis zur letzten Möglichkeit verschiebe: «Aus meiner Perspektive fände ich es fahrlässig, aktuell über den Sommer beziehungsweise den Juli zu spekulieren.»

Allerdings stehe «die Gesundheit des gesamten ‹Team D› absolut im Vordergrund», betonte Rücker. Der Verband stehe in permanentem Austausch mit dem leitenden Olympiaarzt und mit den Gesundheitsorganisationen: «Nur dann, wenn wir von diesen Seiten absolut grünes Licht bekommen, werden wir das ‹Team D› zu den Olympischen Spielen schicken.»

Absage nicht vorstellbar

Was sagt eigentlich das «Team D» zu dieser Thematik? Max Hartung, Präsident der Vereinigung Athleten Deutschland, erwartet vom IOC vor allem einen ganz engen Austausch mit den betroffenen Sportlern und eine offenere Kommunikation. «Ich gehe fest davon aus, dass das IOC alle möglichen Szenarien durchspielt, und ich würde mir wünschen, dass die mit den Athleten gemeinsam diskutiert werden», sagte Hartung in der ARD-Sportschau: «Damit könnte man vielen Gerüchten vorbeugen.»

Eine tatsächliche Absage der Spiele würde die Athleten natürlich bis ins Mark treffen. «Ich habe jetzt eine vierjährige erfolgreiche Qualifikation hinter mir», sagte Hartung: «Das alles jetzt nochmal zwei Jahre durchzuziehen, kann ich mir gerade kaum vorstellen.»

Muss er ja auch nicht – behauptet jedenfalls Japans Ministerpräsident Shinzo Abe. «Wir wollen die Spiele in jedem Fall wie geplant und ohne Schwierigkeiten austragen, indem wir die Ausbreitung der Infektionen stoppen», sagte Abe auf einer Pressekonferenz. Sein Land sehe derzeit keinen Anlass, den Notstand auszurufen. Japan verzeichnete bis Samstagmorgen (Ortszeit) 1423 Coronafälle, darunter 697 auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess. Bislang gab es 28 Tote.