CoronavirusItalien macht Schotten dicht und riegelt Regionen im Norden ab

Coronavirus / Italien macht Schotten dicht und riegelt Regionen im Norden ab
Italien, Rom: Zwei Passanten mit Mundschutz laufen während einem Marktes auf dem Platz «Campo de' Fiori» an einem Verkäufer vorbei. Die Zahl der Coronavirus-Infizierten und der Toten in Italien steigt trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen stetig an.  Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

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In Italien ist die Anzahl an Corona-Infektionen abermals massiv angestiegen. Die Regierung greift zu drastischen Schritten und riegelt die betroffenen Regionen per Dekret ab. 

In der rasch um sich greifenden Coronavirus-Epidemie sieht sich Italien zur Abriegelung von ganzen Regionen und Städten im Norden gezwungen. Davon wären 16 Millionen Menschen betroffen. Die beispiellosen Maßnahmen sehen unter anderem vor, dass die Region Lombardei mit der Finanzmetropole Mailand bis zum 3. April weder betreten noch verlassen werden darf, wie Ministerpräsident Giuseppe Conte mitteilte. Dies gelte ebenfalls für 14 Provinzen in vier weiteren Regionen, darunter die Städte Venedig, Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia und Rimini. Ausnahmegenehmigungen würden nur aus nachgewiesenen, arbeitsbedingten Gründen, in Notfällen oder aus gesundheitlichen Gründen erteilt, sagte Conte auf einer Pressekonferenz.

Laut Dekret bleiben Museen, Kulturzentren, Fitnessstudios, Skigebiete und Schwimmbäder in den betroffenen Gebieten geschlossen. Beschäftigte im Gesundheitssystem dürfen keinen Urlaub nehmen. Es gehe darum, die Viruskrise einzudämmen und die Kliniken vor dem Kollaps zu bewahren, betonte Conte.

Zunächst blieb jedoch unklar, wie streng die Umsetzung des Dekrets kontrolliert wird. Am Sonntagmorgen war der Flugverkehr in Mailand und Venedig auf den ersten Blick nicht beeinträchtigt und auch Zugfahrkarten wurden weiter verkauft.

Auf den letzten Drücker

Für Bars und Restaurants in den von der Viruskrise betroffenen Regionen gilt: Sie dürfen nur dann bis zum frühen Abend öffnen, wenn sichergestellt ist, dass Gäste untereinander einen Mindestabstand von einem Meter halten. Aus den betroffenen Regionen kam Kritik an der Regierung in Rom auf: Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, sprach von «Maßnahmen auf den letzten Drücker», die so kurzfristig nicht umzusetzen seien. Sein Kollege aus der Lombardei, Attilio Fontano, nannte die Maßnahmen «ein Durcheinander», auch wenn sie in die richtige Richtung gingen.

Die Regierung hatte den Abriegelungsbeschluss gefasst, nachdem sich die Infiziertenzahl binnen 24 Stunden um mehr als1200 Personen erhöht hatte. Dies war der dramatischste Anstieg, seit die Epidemie vor rund zwei Wochen auf Italien übergegriffen hat. An den Folgen der Viruserkrankung sind in Italien mittlerweile 233 Menschen gestorben.

Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis forderte Italien unterdessen auf, seinen Bürgern Reisen durch Europa zu untersagen. «Italien sollte allen seinen Bürgern verbieten, nach Europa zu reisen», sagte Babis im tschechischen Fernsehen. In der Tschechischen Republik gibt es bislang 26 bestätigte Virus-Fälle. Die meisten davon betreffen Personen, die entweder aus Italien kommen oder mit jemandem in Kontakt stehen, der dort gewesen ist.