Pink-Floyd-DrummerNick Mason im Interview: „Der Fan-Chor in Luxemburg war fantastisch“

Pink-Floyd-Drummer / Nick Mason im Interview: „Der Fan-Chor in Luxemburg war fantastisch“
Remember a day: Nick Mason beim ersten Konzert in Esch Foto: Frank Goebel

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Nick Mason tourt derzeit ein wieder mit seiner Combo, die nur die frühen Klassiker von Pink Floyd spielt. Wie vor einigen Jahren steht auch wieder Luxemburg auf dem Plan – den hier gefiel es dem Gründungsmitglied von Pink Floyd besonders gut.

Im Normalfall ist es eher unergiebig, erfolgreiche Musiker nach einzelnen Konzerten in der Vergangenheit zu fragen. Wenn sie hunderte, vielleicht tausende Shows hinter sich haben, an jedem Abend eine neue Stadt: Da verschwimmt vieles, Erinnerungen verblassen, nur die ganz Besonderen bleiben für immer. So dürfte es auch Nick Mason gehen. Der Schlagzeuger ist nicht nur Gründungsmitglied von Pink Floyd und einziger Musiker der Band, der auf allen Alben der britischen Legenden zu hören ist. Er hat ein Pink-Floyd-Buch geschrieben, an der großen Ausstellung „Their Mortal Remains“ mitgewirkt, er wäre auch ganz sicher nicht der Spielverderber, wenn die Kollegen David Gilmour und Roger Waters mal wider Erwarten Lust auf eine Floyd-Reunion hätten. Aber auch Nick Mason kann sich nicht an jedes Detail erinnern, will er auch nicht.

Aber Masons Erinnerung an ein Konzert in Luxemburg sind frisch, an die umjubelte Premiere mit seiner neuen Band „Saucerful of Secrets“ vor anderthalb Jahren im brechend vollen „Den Atelier“ (das Tageblatt berichtete). Das sei ein ganz besonderer Abend gewesen mit einem zuvor nicht dagewesenen Überraschungseffekt: „Das Publikum war großartig in Luxemburg. Ich liebte es, wie die Zuschauer bei ‚A Saucerful of Secrets’ (Anm.: der Zugabe) spontan einen Chor gebildet haben – das war fantastisch.“ Ein echter Gänsehautmoment einer Show, die Mason und seinen Kollegen Guy Pratt (früherer Tour-Bassist von Pink Floyd), Gary Kemp (Ex-Spandau Ballet), Lee Harris und Dom Beken sichtlich Spaß gemacht hat.

Am 19. Mai kehren sie zurück in den Musikclub – mit Pink Floyd-Songs der ersten Alben, vom Debüt „The Piper At the Gates of Dawn“ (1967) bis „Obscured by Clouds“ (1972). Die großen Hits der Band überlässt er lieber der Tributeband-Armada oder den alten Bandkollegen Waters oder Gilmour auf ihren Solo-Touren.

Sie kehren im Mai ins Luxemburger „Atelier“ zurück, mit den alten Stücken in einen vergleichsweise winzigen Club, wenn man wie Sie die größten Arenen aus den Pink-Floyd-Zeiten gewöhnt ist. Kommen da Erinnerungen an die frühen Jahre hoch?

ZUR PERSON: Nick Mason, der Herzschlag von Pink Floyd

Nick Mason (76) gehörte 1965 zu den Gründungsmitgliedern von Pink Floyd – neben Syd Barrett (gestorben 2006), Roger Waters und Richard Wright (2008 gestorben). Barrett prägte die frühen Jahre bis 1968, die Mason mit „Saucerful of Secrets“ in den Fokus rückt. Pink Floyd verkaufte insgesamt an die 300 Millionen Tonträger. Mason trommelt auf allen Alben, auch auf dem offiziell letzten Album „The Endless River“ (2014).

Nick Mason: Ja, ich hatte diesen Flashback-Moment. Vor allem, als wir angefangen hatten, das alte Material erstmals in kleinen Clubs zu spielen – da kam ziemlich exakt die Erinnerung zurück, wie es 1967 mit Pink Floyd war: Auf einer kleinen Bühne zu spielen, mit Augenkontakt zu den Bandkollegen.

Das war nach den großen Erfolgen spätestens seit „The Dark Side of the Moon“ nicht mehr möglich …

Mason Das ist ein Problem an den großen Arenen: Sie haben immer auch große Bühnen – und du bist ziemlich weit weg von den Bandkollegen.

Roger Waters schaute sich im vergangenen Jahr eines ihrer Konzerte an, er spielte auch bei „Set the Controls for the Heart of the Sun“ mit. Anschließend meinte er, das klänge heute alles besser als früher. Hat er Recht?

Mason: Das ist schwer zu beurteilen. Einerseits sollte es besser sein: Nach 50 Jahren Musikmachen sollten wir versierter an unseren Instrumenten sein. Man darf aber nicht vergessen, dass diese Musik vor 50 Jahren was wirklich Neues war. Wahrscheinlich ist es jetzt besser gespielt, aber es muss für das Publikum damals außergewöhnlich gewesen sein, die Songs zum ersten Mal zu hören.

Wie sehr wird sich die Setlist bei der neuen Tour verändern?

Mason: Die Songs, die wir bisher gespielt haben, sind eine Basis. Aber wir werden auch neue Stücke auf der Setlist haben: Es gibt eine unglaubliche Menge an Musik aus dieser Ära, an die wir uns noch gar nicht herangetastet haben. Wir beginnen bald mit den Proben und schauen dann, was für uns am besten funktioniert. Ein Song, den wir uns definitiv vornehmen werden, ist ‚Echoes’.

Sie haben auf allen Floyd-Alben mitgespielt. Welches Album würden Sie einem Pink-Floyd-Neuling ans Herz legen?

Mason: Pink-Floyd-Anfängern empfehle ich „The Dark Side of the Moon“ – das ist schon nah dran an der Perfektion. Es bietet wirklich gutes Songwriting, ist sehr gut gespielt, gemischt und produziert. Perfekt würde ich es zwar nicht nennen, aber es zeigt bestens, was wir über Jahre hinweg gemacht haben. Aber wenn Sie nach meinem persönlichen Favoriten fragen, dann ist das „A Saucerful of Secrets“. Das Album enthält schon alle Wegweiser in die Richtungen, die wir dann später eingeschlagen haben. Das Titelstück ist voller Ideen, es ist deutlich strukturierter als – sagen wir mal – Interstellar Overdrive (Anm.: vom Debütalbum „The Piper at the Gates of Dawn“). „Set the Controls …“ ist zudem ein großartiges Stück für einen Schlagzeuger – das hat so viel Dynamik und macht so viel Spaß beim Spielen. Auch Rogers Lyrics passen sehr gut dazu.

Klassiker wie „Time“, „Another Brick in the Wall“ oder „Wish You Were Here“ spielen sie nicht – aber dafür gibt’s unzählige Pink-Floyd-Coverbands, die teilweise selbst große Arenen füllen. Was halten Sie davon?

Mason: Eine Tributeband ist eine Tributeband. Also kann man durchaus dankbar sein, dass sie Pink-Floyd-Songs covern, wenn wir sie nicht spielen. Mir persönlich sind die Bands lieber, die den Stücken ihren eigenen Stempel aufdrücken, die sie neu interpretieren. Die also nicht alles exakt kopieren – bis hin zu jedem Fehler, den wir mal gemacht haben. Das würden wir heute ja auch nicht mehr so spielen.

Es gibt nicht nur zahllose Tributes, sondern auch unendlich viele Bücher über Pink Floyd. Was ist denn so der größte Quatsch, der über Pink Floyd geschrieben wurde? Gibt’s was, was Sie richtig ärgert beim Lesen?

Mason: Nichts, womit ich nicht zu leben gelernt habe. Wie Sie schon sagen: Es gibt so unglaublich viele Bücher über Pink Floyd. In manchen stehen Sachen, die nicht stimmen, in anderen steht’s richtig. Davon nehme ich auch mein Buch nicht aus…

…„Inside out“, Ihre Erinnerungen an die Pink-Floyd-Zeit.

Mason Wissen Sie, was Roger Waters’ Kommentar zum Buch war? ‚Ein großartiger Roman, Nick!’”

Also Ihre Wahrheit gegen seine Wahrheit?

Mason Absolut. Die Wahrnehmung, wie wir Dinge gemacht haben, ist bei jedem anders – selbst innerhalb der Band. Es ist also unmöglich, ein Buch über die Pink-Floyd-Historie zu schreiben, wo nicht irgendjemand widerspricht. Man sollte aber auch keine Wissenschaft daraus machen. Was am Ende zählt, ist die Musik. Ob einer damals dies erfunden oder jenes getan hat, wird nach all den Jahren auch irrelevant.

Roger Waters geht in diesem Jahr wieder auf große Tour, in Nordamerika – haben Sie mit ihm über seine Pläne gesprochen?

Mason Ja, ich sehe ihn ab und zu. Ich wünsche ihm viel Erfolg. Es gibt ein paar Gigs, wo wir in der Nähe spielen – also wenn es passt, kommt er vielleicht noch mal zu einer unserer Shows oder ich schaue mir eine seiner Shows an.

Sie haben Architektur studiert, wurden Rockstar, aber auch leidenschaftlicher Rallyefahrer. Welchen Karriereweg würden Sie jungen Menschen heute empfehlen?

Mason Ich denke, Architekten haben heute die besseren Aussichten, Erfolg zu haben. Die Musikindustrie ist im 21. Jahrhundert viel, viel härter als sie es in den 60ern war. Wer wirklich fest an das glaubt, was er erreichen will, sollte das auch versuchen. Die Zeiten, in denen Plattenlabels Künstler unter Vertrag nahmen und sie behutsam aufbauten, sind aber lange vorbei. Die signieren nur noch Bands, die schon den halben Weg auf der Karriereleiter genommen haben. Dabei ist es heute so einfach wie nie, ein Album aufzunehmen, auch für wenig Geld im eigenen Wohnzimmer. Kreative Musik gibt es heute jede Menge – das ist nicht anders als früher. Es ist nur schwer, gehört zu werden.

Dieter Mäsch
8. März 2020 - 15.34

Freut mich, dass ihr mein youtube-Video geteilt habt. Es war ein ganz besonderes Erlebnis. Ich kannte die Setlist und wusste zwar, dass "A saucerful..." kommen wird, aber der Chor, der auch schon vorher bei "Fearless" zu hören war, hat alle, inkl. Band, überrascht. Von Freunden, die fast bei der gesamten Tour, nicht nur auf dem Festland, dabei waren, bestätigten mir, dass es im Atelier ein einmaliges Erlebnis war. Ich freue mich auf den Mai!

Schein al Erennerungen
7. März 2020 - 11.54

Er fuhr Ende 70er oder Anfang 80er mit seinem Bugatti und mit seinem Ferrari 250GTB bei einem Oldtimer Rennen in Colmar Berg. Ich muss mal die Archiven durchsuchen, Fotos habe ich bestimmt noch, vielleich auch noch die Startliste.