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Kopf des TagesBloombergs teurer Traum ist geplatzt

Kopf des Tages / Bloombergs teurer Traum ist geplatzt
Nur in Samoa konnte der Milliardär und ehemalige Bürgermeister von New York Delegiertenstimmen gewinnen. Foto: Joe Raedle / AFP

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Bloomberg wirft nach „Super Tuesday“ das Handtuch 

Es war ein kurzer, aber sehr teurer Traum vom Weißen Haus. Mehr als 500 Millionen Dollar gab Michael Bloomberg für seinen Wahlkampf im Präsidentschaftsrennen der Demokraten aus. Doch nach seinem schlechten Abschneiden beim „Super Tuesday“ warf der Multimilliardär und frühere New Yorker Bürgermeister das Handtuch. Der 78-Jährige unterstützt fortan den früheren Vizepräsidenten Joe Biden – und will so zu einem Sieg der Demokraten gegen Präsident Donald Trump beitragen.

„Vor drei Monaten bin ich in das Präsidentschaftsrennen eingestiegen, um Donald Trump zu besiegen“, erklärte der Medienmilliardär gestern. „Heute verlasse ich das Rennen aus dem gleichen Grund: Um Donald Trump zu besiegen – denn mir ist klar, dass mein Verbleib ein Erreichen dieses Ziels erschweren würde.“ Bloomberg hatte die ersten Vorwahlen ausgelassen, alles auf den Superwahltag „Super Tuesday“ gesetzt – und krachend verloren. In keinem der 14 Bundesstaaten, in denen am Dienstag Vorwahlen abgehalten wurden, konnte er gewinnen. Dass er im US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa siegte, war nicht einmal ein schwacher Trost. Der langjährige New Yorker Bürgermeister verfehlte damit sein Ziel, sich bei den Vorwahlen zum zentralen Gegner des linksgerichteten Senators Bernie Sanders aufzuschwingen.

Der Super-Dienstag wurde für ihn angesichts des triumphalen Comebacks von Ex-Vizepräsident Biden – wie er ein Vertreter der politischen Mitte – zu einer schmachvollen Niederlage. Der Spott von Präsident Trump ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten: „Mini Mike“, wie Trump Bloomberg wegen seiner geringen Körpergröße nennt, habe die „schlimmste und peinlichste Erfahrung seines Lebens“ gemacht. Der Gründer der Finanznachrichtenagentur Bloomberg hatte das Präsidentschaftsrennen der Demokraten gehörig aufgemischt, seit er im November als Nachzügler seine Kandidatur verkündete. Der 78-Jährige, laut Forbes mit einem Vermögen von mehr als 58 Milliarden Dollar einer der reichsten Menschen der Welt, steckte mehr als 500 Millionen Dollar aus seiner Privatschatulle in den Wahlkampf. Eine wahnwitzige Summe, mit der er alle seine Rivalen in den Schatten stellt.

In zahllosen Werbespots stellte er sich als erfolgreichen Macher dar, der im November die besten Chancen gegen Trump habe. Die Strategie schien aufzugehen, weil Biden zum Auftakt der Vorwahlen im Februar miserable Ergebnisse einfuhr und das moderate Demokraten-Lager gespalten war. Bloomberg stürmte in landesweiten Umfragen auf Platz drei. Doch sein Stern begann zu sinken, als er Mitte Februar erstmals an einer TV-Debatte der Demokraten teilnahm. Der 78-Jährige wurde von seinen Konkurrenten scharf attackiert und hatte dem nichts entgegenzusetzen. Seine Rivalen warfen dem früheren Republikaner Bloomberg vor, sich mit seinem Reichtum die Präsidentschaft erkaufen zu wollen. Der Milliardär wirkte hölzern, arrogant und wenig eloquent.

Da half es wenig, dass Bloomberg mehr Regierungserfahrung vorzuweisen hatte als die meisten seiner Mitbewerber: Zwölf Jahre lang führte er überwiegend erfolgreich die Millionenmetropole New York. Als Geschäftsmann baute er ein höchst erfolgreiches Finanznachrichtenimperium auf: Der Selfmade-Milliardär hat ein rund 20-mal größeres Vermögen als der Immobilienerbe Trump. Doch bei den in Teilen nach links gerückten Demokraten war das mehr Makel als Grund zur Anerkennung.  (AFP)