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Herrenberg in FrauenhandSergent Stephanie Procacci liebt die Herausforderung

Herrenberg in Frauenhand / Sergent Stephanie Procacci liebt die Herausforderung
Sergent Stephanie Procacci kann beim Militär ihre Begeisterung für den Sport ausleben. Dass sie dafür noch ein Gehalt erhält, freut die junge Unteroffizierin umso mehr.  Editpress

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Das Luxemburger Militär befindet sich im Wandel. So will sich die Armeeführung in ihren Rekrutierungsbemühungen darauf konzentrieren, den Militärdienst künftig attraktiver für weibliche Bewerber zu gestalten. Das Tageblatt hat in dieser Hinsicht mit fünf Frauen gesprochen, die sich für eine Karriere beim Militär entschlossen haben. Im zweiten Teil unserer Serie unterhalten wir uns mit Sergent Stephanie Procacci.

Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Der Aussicht, den ganzen Tag in einer Werkstatt zu verbringen, kann Stephanie Procacci einfach nichts abgewinnen. „Ich wollte vielmehr etwas tun, bei dem ich an die freie Luft komme und meine Begeisterung für Sport ausleben kann. Die Armee kam wie gerufen“, betont die junge Unteroffizierin.

Eigentlich wollte sich die heute 26-Jährige bereits nach der 9e zur Musterung melden. Ihre Altersgenossen entschieden sich damals für Bildungswege wie „commerce“ oder „paramédicale“. „Ich aber wollte etwas ganz anderes machen und dem Militär beitreten“, erklärt die junge Frau. Sie sei damals schon sehr sportbegeistert gewesen und habe stets Abwechslung gesucht. Auf Anraten ihrer Eltern entschloss sie sich jedoch, in der Schule zu bleiben und das Lyzeum mit einem Diplom in Mechanik abzuschließen.

Aufgeschoben war aber nicht aufgehoben. Vielmehr wurde ihr Wunsch, der Armee beizutreten, noch gestärkt. „Mir war einfach klar, dass ich mehr Abwechslung brauche und eine Karriere in Mechanik für mich nicht infrage kam“, so die Unteroffizierin. „Dass ich bei der Armee dafür bezahlt werde, mich körperlich zu betätigen, ist natürlich ein weiteres Plus“, meint Procacci mit einem Lachen.

Jungen Menschen, die Interesse an einer Karriere auf dem Herrenberg haben, rät sie dennoch, zuerst die Schule abzuschließen. „Nichts ist wichtiger! Man weiß nämlich nie, was passiert. Wenn etwa die Grundausbildung nicht so verläuft, wie man es sich vorgestellt hat, ist es immer besser, einen Plan B in der Hinterhand zu haben“, erklärt die 26-Jährige. Sie selbst aber hat beim Militär ihren Platz gefunden: Nach der Grundausbildung im Jahr 2014 und einer Auslandsmission im Kosovo 2016 entschied sich die junge Frau, Unteroffizier zu werden und die entsprechende Ausbildung abzuschließen. 2019 dann wurde sie fest beim Militär angestellt und im Rang einer Sergeantin bei der CIS-Einheit („Communication and Information Systems“) eingesetzt.

Stephanie Procacci wurde als erste weibliche Unteroffizierin der Einheit für Kommunikations- und Informationssysteme zugeteilt
Stephanie Procacci wurde als erste weibliche Unteroffizierin der Einheit für Kommunikations- und Informationssysteme zugeteilt Foto: Editpress/Julien Garroy

„Dieser Beruf bietet unendlich viele Möglichkeiten“, schwärmt Procacci. Mehr noch: Sie selbst sei in den letzten fünf Jahren erwachsen und selbstständig geworden. „Man lernt, die eigenen Grenzen auszuloten, nicht aufzugeben und Hürden zu überwinden. Der Dienst stärkt den Charakter und die Persönlichkeit“, so die Unteroffizierin, die als erste weibliche Führungsperson der CIS-Einheit zugeteilt wurde. Eine Rolle aber habe ihr Geschlecht nie gespielt. „Zwischen mir und meinen männlichen Kollegen gibt es keinen Unterschied“, unterstreicht die Sergeantin und meint mit einem Lächeln: „Vielmehr kann es sogar von Vorteil sein, mal eine andere Meinung einfließen zu lassen.“

Angefangen bei der Grundausbildung und den Auslandsmissionen bis hin zu den Beförderungen: Herausforderungen gehören für Procacci einfach zum Job. „Schritt für Schritt arbeitet man sich durch kleinere oder größere Herausforderungen nach vorne, immer ein Ziel vor Augen“, so die junge Frau. Als Jugendliche sei sie eher zurückhaltend gewesen, auf sich alleine gestellt. Beim Militär aber habe sie nicht nur gelernt, im Team zu arbeiten, sondern auch ihre Familie zu schätzen.

Vor allem der Auslandsaufenthalt im Kosovo habe sie, ihre drei Schwestern und ihre Eltern enger zusammengeschweißt. So gehört die Mission auch heute noch zu den Höhepunkten ihrer noch jungen Karriere. Inklusive ihrer Rückkehr: „Als ich nach vier Monaten im Ausland am Flughafen meine Familie sah, war das schon ein ganz besonderer Moment“, so Procacci. „Ohne ihre Unterstützung wäre mir vieles im Kosovo nicht so leicht gefallen.“