EditorialDas neue Coronavirus wird zur Bewährungsprobe für China

Editorial / Das neue Coronavirus wird zur Bewährungsprobe für China
Das Virus bedroht nicht nur die Gesundheit der Chinesen, sondern auch das System ihrer Führung Foto: AFP/Lakruwan Wanniarachchi

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Manchmal reicht ein Virus. Nicht nur, um nur die Gesundheit vieler Menschen zu gefährden – sondern um ein politisches System zu belasten und den internationalen Handelsverkehr gleich mit zu infizieren.

Chinas Führung hat die Bekämpfung des neuen, in der Stadt Wuhan ausgebrochenen Coronavirus längst zur Chefsache erklärt und lässt die Muskeln spielen, wie es ein autoritär geführter Staat eben kann. Mittlerweile wurden fast 40 Millionen Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Das Virus verbreitet sich trotzdem weiter. Vor allem, weil es die Tücke besitzt, lange bevor ein Patient krank wird, schon ansteckend zu sein. So bleibt es zu lange unterhalb des Radars, um leicht wieder eingedämmt werden zu können.

Gegen die chinesischen Behörden werden nun Vorwürfe laut, erste Verdachtsfälle heruntergespielt und Internet wie Medien im Hinblick auf die Epidemie zensiert zu haben. Dass Chinas Führung dazu in der Lage ist, steht außer Frage. Doch der Versuch, den Ausbruch dieses Virus, das sich so gut verstecken kann, bei einer Erstansteckung in einer Millionenstadt in den Griff zu bekommen, dürfte nicht alleine an chinesischem Kontrollwahn gescheitert sein. Sondern vielmehr an der Tatsache, dass sich nicht alles in geordneten Bahnen halten lässt, was die Natur so hervorbringt.

Chinas Führung, während des Ausbruchs des SARS-Virus im Jahr 2002 zu Recht kritisiert, würde diese Sache mit dem neuen Virus nun lieber heute als morgen zu den Akten legen. Die Epidemie deckt zu offensichtlich auf, wie auch dieses Powerhouse der Weltwirtschaft zu stocken beginnt, sobald das falsche Sandkorn ins Getriebe gerät. Zudem sieht sich Peking wegen der zumindest anfänglichen Intransparenz mit einem Glaubwürdigkeitsverlust in der eigenen Bevölkerung konfrontiert. Und sollten Präsident Xi Jinping, der das neue Virus am Dienstag als „Teufel“ bezeichnete, und seine Regierung den Ausbruch des Coronavirus trotz der drastischen Maßnahmen nicht bändigen können, stehen sie als Versager da, die ihr Volk nicht schützen können. Dass die Schuld nur bei den Behörden in Wuhan liege, werden die Chinesen ihrer Führung kaum abkaufen. Dass sie das Problem im System sehen, ist da schon wahrscheinlicher.

Entsprechend gereizt sind die Reaktionen aus Peking. Die dänische Zeitung Jyllands Posten wurde bereits zur Entschuldigung aufgefordert für eine Karikatur, auf der die fünf Sterne der chinesischen Flagge durch Viren-Zeichnungen ersetzt wurden. Chinas Führung ist derzeit einfach nicht zum Lachen zumute.

Dafür steht – neben der offensichtlichen Frage der öffentlichen Gesundheit – zu viel auf dem Spiel. Das Fernziel von Xis China lautet, weltweite Nummer eins zu werden. Dafür werden rund um den Globus neue Handelsrouten gebaut. So sollen sich die von China im Ausland finanzierten Infrastrukturprojekte irgendwann mit den zahlreichen Verzweigungen der neuen Seidenstraße zu einem gigantischen Geflecht aus Handelswegen vernetzen – und die eigenen Güter so noch erfolgreicher auf die Weltmärkte gelangen.

Verletzungen von Menschenrechten, die Peking regelmäßig vorgeworfen werden, mögen ab und zu eine kleine Delle im Image hinterlassen, das Wachstum drosselten sie nicht. Wenn aber plötzlich ein außer Kontrolle geratenes Virus als erstes Exportgut auftaucht, droht ein tiefergehender Schaden. So wird die Epidemie für Peking zur Bewährungsprobe. Die Welt schaut genau hin, ob China bei der Bewältigung dieser Krise der globalen Machtstellung gerecht wird, die es selber für sich beansprucht hat.

jeff
29. Januar 2020 - 11.46

Indirekt huet den Virus jo en positiven Afloss op d'Klima an Naturschutz.Manner Leit reesen,an an Zukunft gin et manner Leit,also och manner Emweltverschmotzung...

winston
29. Januar 2020 - 11.45

Op Letzebuerg kennt den Virus jo net...sot eisen Gesondheetsminister.

L.Marx
29. Januar 2020 - 11.03

Frage mich übrigens, inwiefern "die Welt" nicht die Bemühungen der chinesischen Instanzen torpediert, wenn sie jetzt versucht, ihre Landsleute aus den Krisenregionen zurückzuholen. Der Ansatz, seine Bürger aus einem Risikogebiet heraus zu holen mag auf den ersten Blick verständlich sein. Aber ist er auch mit Blick auf die öffentliche Gesundheit zu vertreten. Inkubationszeit ist anscheinend zwei Wochen. All die Menschen, wohl einige Tausend, die man jetzt aus China zurücknimmt, müssten also für zwei Wochen in Europa in Quarantäne. Habe bislang nichts in dem Sinne gehört oder gelesen. Weiss auch nicht, ob es diese Kapazitäten überhaupt gibt ...

J.Scholer
29. Januar 2020 - 10.50

Sehen wir das Coronarvirus als positiven Wink des Schicksals, zeigt es uns auf , welchen Einfluss solch ein Virus auf die globalisierte Welt hat. Dax Einbruch, Lieferengpässe und Behinderungen Industrien anderer Länder,.....und,und. Weiter zeigt es uns auf, wieweit die Reisefreiheit solche Viren verbreiten und ganze Gesellschaften an den Rand des Ruins treiben können.