EditorialBevor der letzte Vogel verstummt

Editorial / Bevor der letzte Vogel verstummt
Vögel sind viel mehr als nur schön anzusehen. Ihre Rolle in der Natur wird oft unterschätzt. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Jeder kennt den Gesang von zwitschernden Vögeln. Wer wacht nicht lieber bei einer solchen Klangkulisse auf als durch das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos? Dabei sind Vögel viel mehr als das. Groß ist die Aufregung, wenn wegen eines brütenden Vogels oder Fledermäusen eine Veranstaltung nicht stattfinden kann oder ein Haus nicht gebaut werden darf. Dabei ist das Aussterben von Tierarten ein Symbol für die Zerstörung unseres eigenen Lebensraums. Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen.

Vögel sind zum einen gute Indikatoren für die Gesundheit unseres Ökosystems. Zum anderen dienen sie als Schädlingsbekämpfer und bestäuben Pflanzen. 1975 hat die „Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga“ die erste Rote Liste der Brutvögel Luxemburgs erstellt. Seit 2005 überprüft die „Centrale ornithologique“ von „natur&ëmwelt“ diese Liste alle fünf Jahre. Ende Oktober letzten Jahres ist wieder eine Neuauflage veröffentlicht worden – mit einem beunruhigenden Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Brutvogelarten Luxemburgs sind bereits ausgestorben, gelten als vom Aussterben bedroht oder als gefährdet. In harten Zahlen sind das 13 Arten, die verschwunden sind, 19 werden mindestens als gefährdet eingestuft und 24 stehen auf der Vorwarnliste. Auf der Liste stehen auch bekannte Vögel wie die Feldlerche, die Schleiereule oder der Gartenrotschwanz.

Als Antwort auf eine parlamentarische Frage zu Maßnahmen der Regierung für den Schutz der Vogelarten schrieb Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) kürzlich, dass sich die Wahl unseres zukünftigen Wachstumsmodells nicht nur auf die Erhaltung der Biodiversität, sondern auch auf unsere Lebensqualität auswirkt.

In diese Richtung argumentierten auch die Vereinigung der Luxemburger Biologen (Abiol), das „Mouvement écologique“, das „Musée national d’histoire naturelle“, „natur&emwëlt“ sowie die Naturforschende Gesellschaft Luxemburgs (SNL) bei ihrer Stellungnahme Ende Oktober. Es müsse das Bewusstsein geschaffen werden, das gegenwärtige Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell zu hinterfragen.

Denn Luxemburg erreicht bereits im Februar seinen „Overshoot Day“ – den Tag, an dem all unsere natürlichen Ressourcen für das Jahr aufgebraucht sind. Das starke Einwohnerwachstum der letzten Jahrzehnte fordert ebenfalls seinen Tribut. Durch die Zersiedelung des Landes geht vieles an Offen- und Heckenlandschaften verloren, Feuchtgebiete werden trockengelegt. Bei den schnell hochgezogenen Wohnvierteln fehlt es oft an Grünflächen. Vögel und viele andere Tierarten verlieren ihr Zuhause.

Noch ist es nicht zu spät und ergriffene Maßnahmen wie die Ausweisung von Schutzgebieten und die Umsetzung von Schutzprogrammen zeigen, dass sich ein Vogelbestand auch wieder erholen kann. Seit 2014 wurden 22 neue Schutzzonen ausgewiesen, auch die Natura-2000-Gebiete sind hier von Wichtigkeit. Weitere nützliche Maßnahmen sind das Verbot von Pestiziden, um dem Insektensterben vorzubeugen, oder auch der „Naturpakt“, der ähnlich wie der Klimapakt funktionieren soll.

Jedenfalls ist es jetzt an der Zeit, so schnell wie möglich die richtigen Entscheidungen für die Erhaltung unserer Natur zu treffen: Die Landespolitik muss in Sachen Schutzzonen und im Bereich der Landwirtschaft aktiver werden. Auf lokaler Ebene muss darauf geachtet werden, wie in Zukunft gebaut wird. Und es liegt bei jedem, sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen.

Falls nichts passiert, können wir unsere Vogelwelt in ein paar Jahren nur noch in Naturreservaten bewundern oder in Tierparks zwitschernd erleben.

Jacques Zeyen
29. Januar 2020 - 10.37

Wälder weg,Windparks und Baugelände her. Alles was keinen Gewinn generiert ist schädlich und muss weg. Fragt sich nur wem der Mensch Nutze ist? 99% von allem was bisher gelebt hat ist ausgestorben.Das restliche % ist das was heute noch lebt. Wir gehören auch dazu und der Trick mit der Weltraumbesiedlung wird nicht klappen. Also....

florent
28. Januar 2020 - 21.43

Der größte Vogelkiller ist nicht der Windgenerator sondern das gemeine 'Fenster' und die dahinter wohnende Katze.

Jugel
25. Januar 2020 - 20.29

Ich will überhaupt nicht aufwachen durch Außengeräusche, deshalb benutze ich Ohrstöpsel.

Perku
25. Januar 2020 - 16.19

Dann lasst uns mal den Vormarsch der 5.Generation des Mobilfunks (5G) stoppen und umfassende Studien und Tests zur Auswirkung auf die Gesundheit alles Lebenden fordern

titi
25. Januar 2020 - 13.02

Und wenn der letzte Vogel verstummt ist, ist das Aus für den Menschen in greifbarer Nähe. Aber so weit wird es nie kommen, weil bekanntlich schon alles mal da gewesen ist.

Laird Glenmore
25. Januar 2020 - 11.50

Daran kann man erkennen wie hirnlos Architekten, Gemeindeverwaltungen und die Regierung ist weil aus lauter Geldgier alles für teures Geld entwässert begradigt oder entsorgt wird. Beton Feidt freut es " verkaufe ein paar Kubikmeter Beton gegen ein paar Hektar Land ", wenn unsere Regierung so weiter macht sieht es hier bald genau so aus wie in Monaco ( Betonwüste ), Natur ADE Reiche und Steuerbegünstigte rein. Man sollte vielleicht das Naturkunde Museum vergrößern damit unsere Enkelkinder sich dann ausgestopfte Kühe, Füchse, Rehe, Eichhörnchen, Wildschweine und andere bis dato heimische Tiere anschauen können weil lebende Tiere der Vergangenheit angehören, wenn das der Preis des Fortschritts sein soll na dann Prost Mahlzeit.