Kopf des TagesJeff Herr spricht über Musik als Gesamteinheit

Kopf des Tages / Jeff Herr spricht über Musik als Gesamteinheit
20200117 Luxembourg,interview Jeff Herr

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Der Schlagzeuger Jeff Herr stellt das Kollektiv Tele-Port vor

Aus der Jazz-Landschaft ist Jeff Herr kaum wegzudenken – sowohl in Luxemburg als auch im Ausland hat er seinen Ruf als Schlagzeuger in den letzten Jahren gefestigt, spielt hierzulande mit Musikern wie Pascal Schumacher, Remo Cavallini oder Lata Gouveia und im Ausland mit Größen wie Sigurdur Flosason, Rouzbeh Asgarian oder Shahab Tiam.

Für jeden (Luxemburger) Musiker stellt sich die Frage nach dem finanziellen Überleben bereits zu Beginn der Karriere. Nachdem Jeff Herr sein Jazz-Schlagzeug-Studium in Maastricht abgeschlossen hat, gelingt ihm der Spagat zwischen wirtschaftlicher Absicherung und dem Musikerleben, indem er bis 2008 bei der UGDA und danach in der „Ecole de musique de Pétange“ unterrichtet: Hier kann er sich dem hingeben, was er am besten kann – und zeitgleich sein Wissen und Können weitervermitteln. Unterrichten tut er aber nur ein paar Tage in der Woche – die restliche Zeit schreibt er an neuer Musik, probt und tourt mit seinen unterschiedlichen Bands, ruft neue Projekte ins Leben und kümmert sich um alle administrativen Verpflichtungen, die im Leben des professionellen Künstlers so anstehen (Dossiers für Subventionen, Pressekontakte, Konzertorganisation).

Überleben als Musiker

„Als Musiker trittst du zwar vielleicht 50 Mal im Jahr auf, das liegt aber meist nicht daran, dass man mit jedem einzelnen Projekt eine solch hohe Anzahl an Engagements an Land zieht, sondern erklärt sich vielmehr dadurch, dass man in zehn verschiedenen Projekten spielt.“ Wer als Musiker überleben will, multipliziert die Projekte und baut ein Netzwerk auf.

Mit seiner Jeff Herr Corporation nimmt er die Platten „Modern Times“, „Conspiracy“, „Layer Cake“ und „Manifesto“ auf. Um dem neuen Kollektiv Tele-Port ausreichend Platz und Sichtbarkeit zu geben, legt der Schlagzeuger dieses Jahr sein Hauptprojekt nach ein paar Abschlusskonzerten auf Eis und konzentriert sich mit seinem Management auf Tele-Port – es handelt sich dabei um ein modernes Jazz-Projekt, das er mit dem bekannten Bassisten Pol Belardi und dem Multi-Instrumentalisten Jérôme Klein betreibt und dessen Frontmann der russische Saxofonist Zhenya Strigalev ist.

Von Leidenschaft und Talent alleine…

Jeff Herr sieht Musik als eine Gesamteinheit. „Ich interessiere mich genauso sehr für Rock, Elektro und Pop wie für Jazz-Musik. Ich bin im Jazz aktiv, weil sich das so ergeben hat, weil ich Improvisation und Interaktion mag, ich könnte mir aber genauso vorstellen, von einem Singer-Songwriter-Projekt zu leben“ – nur wäre ein solches speziell hier in Luxemburg finanziell viel weniger tragbar als Herrs Jazz-Projekte.

Die wirtschaftliche Situation ist für keinen Musiker leicht – und gestaltet sich in Luxemburg auch aufgrund mangelnder Unterstützung der großen Radiosender schwierig: „In einem Zeitalter, in dem der Musiker kaum mehr Platten verkauft und eine geradezu lächerliche Summe mit Streams erwirtschaftet, ist das Überleben als Musiker nicht leicht – da wird das Radio-Airplay zum Kernelement eines Gesamtsystems, bei dem alle Elemente ineinandergreifen müssen, damit man als Musiker in der prekären wirtschaftlichen Lage überleben kann.“ Denn von Leidenschaft und Talent alleine kann man kaum überleben – auch wenn beides die Basis einer jeden Musikkarriere bildet.

Mehr über das Projekt Tele-Port verrät und Jeff Herr in diesem Interview