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Max-Ophüls-Festival „Kein Problem“: Nele Scharfenberg bietet Jungfilmern Übernachtungsmöglichkeit

Max-Ophüls-Festival  / „Kein Problem“: Nele Scharfenberg bietet Jungfilmern Übernachtungsmöglichkeit
Ein Bett für Jungfilmer bei Nele Scharfenberg: Seit zehn Jahren schon bietet sie dem Nachwuchs ein Bett an.  Fotos: Wiebke Trapp

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Nele Scharfenbergs Wohnung in Saarbrücken ist zentral gelegen und sie hat kein Problem mit fremden Menschen, die sie noch nie zuvor gesehen hat. Seit 10 Jahren bietet die 36-jährige Wahlsaarbrückerin Nachwuchsfilmern ein Bett zum Übernachten bei sich zu Hause an. 

Die Frage danach, ob sie das nicht komisch findet, wildfremde Menschen bei sich aufzunehmen, kennt Nele Scharfenberg. „Ich hatte jetzt schon viele Max-Ophüls-Teilnehmer bei mir und nie Probleme“, sagt sie. Mit allen verbindet sie unterschiedliche Erlebnisse. Gemeinsames Kochen, eine spontan gleich empfundene Schwäche für bestimmte Filme oder eine Einladung ins Restaurant als Dankeschön für die Gastfreundschaft. Einen Gast hat sie nur bei der Schlüsselübergabe kurz gesehen. Samstags, am Tag der Preisverleihung, ist die erste persönliche Begegnung beim Frühstück. Auch kein Problem.

Die gelernte Journalistin aus Berlin hat Erfahrungen mit dieser Art der Begegnung. Zur WM 2006 in Deutschland, sie lebt zu dem Zeitpunkt in Kaiserslautern, suchen viele Fußballfans eine Übernachtungsmöglichkeit. Auf dem „Betzenberg“ werden drei Spiele ausgetragen. Es gibt kein Hotelzimmer mehr. Sie nimmt spontan Fans bei sich auf. „Sie haben auf dem Boden geschlafen“, sagt sie. „Das waren Leute aus Australien, Irland oder sonst woher und sie waren froh, überhaupt noch etwas gefunden zu haben.“

Besuch infiziert sie mit dem Ophüls-Virus 

Wenig später bereist sie per „Couchsurfing“ Russland, lässt sich selbst auf Wildfremde ein. Nach dem Umzug nach Saarbrücken liest sie den Aufruf der Festivalleitung zu „Ein Bett für Jungfilmer“. „Das sind alles Leute, die wenig Geld haben, oft noch in der Ausbildung sind und einen Platz zum Schlafen brauchen“, sagt sie und macht mit. Darüber wird sie zum Ophüls-Fan. Auf der „Berlinale“, dem Festival ihrer Heimatstadt, war sie noch nie. „Die Berlinale ist mir zu groß, in Cannes gibt es die Schönen und Reichen auf ihren Yachten, hier sind normale Leute im Kino und treffen auf Filmschaffende“, sagt sie.

Neben der familiären und noch intimen Atmosphäre in Saarbrücken gibt es noch einen anderen Reiz. „Das Festival in Saarbrücken ist Sprungbrett für eine Karriere als Schauspieler oder Regisseur“, sagt sie. Und dann fällt der Name, der immer in diesem Zusammenhang fällt. Zuallererst ist Til Schweiger in Saarbrücken aufgefallen. Als Regisseur und Produzent ist er heute aus dem deutschen Kino nicht mehr wegzudenken.

Saarbrücken lebt das Festival 

Inzwischen gehört eine Kurzfilmreihe des Wettbewerbs zum festen Bestandteil von Scharfenbergs eigenem cineastischen Programm in der Woche. An zwei Tagen sieht sie so viele Wettbewerbsfilme wie möglich. „Da sitze ich von morgens 10.00 Uhr bis nachts im Kino und schaue fünf bis sechs Wettbewerbsbeiträge pro Tag“, sagt sie. Dafür nimmt sie sich seit mehreren Jahren Urlaub – wie viele Saarbrücker auch, die, egal in welcher Funktion sie sind, das Festival mittragen. „Selbst der Bioladen, der gar nichts mit Film zu tun hat, hat blaue Luftballons ins Schaufenster gehängt“, sagt Scharfenberg. Im Kino trifft sie während der Woche am helllichten Tag Bekannte, Kollegen oder Freunde. Dieses Jahr übernachtet der Autor und Regisseur für Theater, Film und Hörspiel Michel Decar (33) bei ihr. Sein Film „Europa zum Beispiel“, der einer Antwort auf die Frage nach dem richtigen, guten Leben nachgeht, läuft im Wettbewerb Kurzfilm.

Menschen wie sie braucht das Festival. Bleibt zu hoffen, dass es nicht Opfer seines Erfolges wird. Schon einen Tag nach der Eröffnung des Ticketverkaufs am letzten Samstag hat Scharfenberg für die Hälfte der Wunschfilme keine Karte mehr bekommen.

Gastgeberin und Ophüls-Fan Nele Scharfenberg (36) 
Gastgeberin und Ophüls-Fan Nele Scharfenberg (36) 
Henry Edward
20. Januar 2020 - 15.30

Aner Couchsurfer-Ubidder maachen dat fir dee ganze Planéit, si kréien awer duerfir keen Artikel fir Reklamm ze maachen.