Rück- und Ausblick„ArcelorMittal hat sich dem Pariser Abkommen verpflichtet“

Rück- und Ausblick / „ArcelorMittal hat sich dem Pariser Abkommen verpflichtet“
In Luxemburg beschäftigt ArcelorMittal aktuell 3.851 Mitarbeiter. 2019 wurden 2,2 Millionen Tonnen Stahl produziert. Der Bau der neuen Firmenzentrale auf Kirchberg soll dieses Jahr anlaufen.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 war ein schwieriges für den Luxemburger Stahlhersteller ArcelorMittal. Die Handelsstreitigkeiten haben weltweit die Unsicherheiten erhöht.

 „Dementsprechend wurde weniger investiert, was wiederum die Nachfrage nach Stahl dämpft“, erklärte ArcelorMittal-Verwaltungsratspräsident Michel Wurth am Donnerstag vor Journalisten. Auch die Krise in der Automobilindustrie habe schlimme Folgen.

Weltweit seien die Überkapazitäten in der Branche immer noch beachtlich, so Wurth weiter. „Vor allem in China.“ Trotz stagnierender Nachfrage sei dort immer weiter in die Produktion investiert worden. Mittlerweile stehe China für die Hälfte der weltweiten Stahl-Herstellungskapazität. Das habe Angebot und Nachfrage durcheinandergebracht. Die Regierung sei das Problem zwar angegangen, aber die Überkapazität bestehe weiter.

Eine weitere Schwierigkeit für den Stahlhersteller waren seit einem Jahr die Einkaufskosten von Eisenerz. Nach dem Unfall mit dem Staudamm in Brasilien waren die Preise am Markt stark gestiegen. „Also steigende Kosten bei fallenden Verkaufspreisen“, unterstrich Wurth. In den ersten neun Monaten von 2019 habe sich das operative Ergebnis halbiert.

Unzufrieden mit Industriepolitik

Auch in Europa ist es derzeit nicht einfach, Stahlhersteller zu sein. Um zu vermeiden, dass Stahl wegen Zöllen in den USA nach Europa verkauft wird, sollten Maßnahmen ergriffen werden. Doch schlussendlich seien die Import-Quoten erhöht worden.

Gleichzeitig reichen die CO2-Verschmutzungszertifikate nicht mehr aus, um die bestehenden Marktanteile zu finanzieren. „Wir müssen hinzukaufen“, so Wurth. Diese „Steuer“ müssten Importeure von Stahl nicht zahlen. Schlussendlich riskiere Europa, dass nur so viel Stahl hier produziert wird, wie Verschmutzungszertifikate verteilt werden. „Das ist gut für die Umweltstatistik – aber wirtschaftlicher Schwachsinn.“ Hohe Qualität werde durch Importe ersetzt.

Unzufrieden ist ArcelorMittal mit der Wettbewerbspolitik der EU. Den Stahlmarkt dürfe man nicht regional betrachten, sagt Wurth. „Es ist ein globaler Markt.“ Dass der Konzern gezwungen war, das Werk in Düdelingen zu verkaufen, um Ilva in Italien erwerben zu dürfen, habe man „sehr bedauert“.

Im laufenden Jahr rechnet die Gruppe weiterhin mit schwachem Wachstum, da die Unsicherheiten weiter bestehen. Nach einem schwierigen ersten Quartal hoffe man aber, dass die Talsohle durchschritten sei und es wieder besser gehe. „Mit dem Verbrauch und den Erzpreisen.“ 

Eine CO2-neutrale Stahlproduktion ist möglich

Der Konzern will sich der Umweltproblematik stellen: „ArcelorMittal hat sich dem Pariser Abkommen verpflichtet”, so Wurth. Stahl jedenfalls sei nicht Teil des Problems, sondern der Lösung. „Stahl bleibt auch weiterhin das beste Material, um die Züge, Schiffe und Windmühlen von morgen zu bauen.“ Zudem werde bereits heute 80 Prozent des Stahls recycelt. Problematisch bleibe derweil der hohe CO2-Ausstoß. Die Branche steht weltweit für sieben bis neun Prozent des Ausstoßes.

Der Stahlriese arbeite derzeit gleich an mehreren Technologien, die eine CO2-neutrale Stahlproduktion ermöglichen. „Die notwendige Technologie existiert“, betonte Wurth. „Bis 2050 können unsere Fabriken in der EU karbonneutral sein.“ Die Technologien seien aber viel teurer: „Es kostet etwa das Doppelte.“

Damit sich der Einsatz der Technologie rechnen würde, müssten die Preise von CO2-Verschmutzungszertifikaten auf über 100 Euro pro Papier steigen, so Wurth. „Auch für Stahlimporte.“ Heute liegen die Preise bei etwa 25 Euro. „Damit haben wir die Zahlen auf den Tisch gelegt und gesagt, was wir brauchen.“ Zudem brauche es genügend grünen Strom und natürlich Finanzierungen. „Nun brauchen wir die Politik.“

Le méchant
19. Januar 2020 - 8.29

A wei ass et mam "Crassier" zu Defferdeng!

Müller jemp
17. Januar 2020 - 23.16

" Onsen Industrieschutt geet an d'Ausland a gët do verschafft ". Dat seet alles iwwert deen Här aus.

de Prolet
17. Januar 2020 - 18.57

Würth: Mittals Musterschüler! " In der Wirtschaft zählen die Gefühle nicht ".

spëtzbouf
17. Januar 2020 - 14.20

Der Musterschüler von Mittal hat gesprochen :)