Radsport Trainer von Jungels gesteht: „Wir haben in der letzten Saison grobe Fehler gemacht“

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Der Trainer von Bob Jungels erklärt, dass die Mannschaft im Vorfeld des Giro 2019 nicht alles richtig gemacht hat  Foto: Sigfried Eggers

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Für Bob Jungels war der Giro d’Italia 2019 die komplizierteste Rundfahrt seiner Karriere. Der Luxemburger hatte in Italien keine gute Form und beendete die Grand Tour auf einem enttäuschenden 33. Platz. Die scheinbar perfekte Mannschaft von Deceuninck-Quick Step gesteht, Fehler in der Vorbereitung auf die Rundfahrt gemacht zu haben. 

Als Bob Jungels am 2. Juni 2019 in Verona ankam, war die Erleichterung groß, doch die Enttäuschung war es ebenso. Der Luxemburger hatte eine gute Platzierung im Gesamtklassement anvisiert, musste sich am Ende aber mit dem 33. Platz und einem Rückstand von 1:22:57 Stunden auf Gesamtsieger Richard Carapaz (COL) abfinden. Eine Rundfahrt, die dem Luxemburger noch einige Monate zusetzte. Wie der Sieger von Kuurne-Brüssel-Kuurne gestern erklärte, musste er nach dem Giro mit Psychologen zusammenarbeiten, um mental wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Doch das sei ihm erst am Ende des letzten Jahres gelungen. Wie kam es dazu, dass der damals 26-Jährige in Italien so einbrach? Zumal er in den Rennen vor dem Giro herausragende Ergebnisse erzielt hatte: Ein Etappensieg bei der Tour of Colombia, der Sieg bei Kuurne-Brüssel-Kuurne, ein 3. Platz bei Dwars door Vlaanderen (1.UWT) und ein 5. Platz beim E3 BinckBank Classic in Belgien. 

„Es war schwer, ihn so zu sehen“, erklärt Koen Pelgrim, der seit fünf Jahren Trainer von Bob Jungels ist. „In Italien haben wir mehr von ihm erwartet, weil es im Frühjahr so gut lief.“ 20 Renntage hatte Jungels vor dem Giro auf dem Konto – der spätere Gesamtsieger der Italien-Rundfahrt Richard Carapaz hatte 32, Vincenzo Nibali 21, Primoz Roglic 19 Renntage. Doch es war nicht die Menge der Rennen, sondern die Schwere der einzelnen Fahrten. Bei seinem Sieg bei Kuurne-Brüssel-Kuurne verbrachte Jungels 60 Kilometer in der Spitzengruppe, um die letzten 15 alleine zu bestreiten. Auch beim Rennen in Harelbeke ließ Jungels viele Kräfte, als er seinem Teamkollegen Zdenek Stybar zum Sieg verhalf. Nach dem Sieg in Belgien bestritt Jungels Paris-Nice, ein Rennen, das Klassikerspezialisten zur Vorbereitung auf die Tagesrennen in Belgien nutzen. Jungels aber visierte eine Platzierung im Gesamtklassement an. „Er wurde Achter und hatte eine gute Form für die Klassiker“, sagt Pelgrim. „Doch nach dem letzten Rennen in Belgien merkten wir, dass er sich nicht so fühlte, wie wir uns das eigentlich vorstellten.“

Im Team wurden Fehler gemacht

Ein Monat lag zwischen der Flandern-Rundfahrt und dem Giro. Ein Monat, in dem sich Jungels vornahm, einige Kilo abzunehmen, um leichter über die Berge zu kommen. Doch der Gewichtsverlust von fast drei Kilogramm brachte auch einen Energieverlust mit sich. „Er hat mehr abgenommen, als wir wollten. In Kombination mit der anstrengenden Rennzeit waren das die beiden großen Puzzleteile, die dazu führten, dass er in Italien nicht gut abschnitt.“ Pelgrim sagt, dass es schwer sei, mit der Größe von 1,90 Metern weniger als 70 Kilogramm zu wiegen. Damit hat es der Fahrer der belgischen Deceuninck-Quick-Step-Mannschaft deutlich schwerer als Leichtgewichte wie beispielsweise der Tour-de-France-Sieger 2019, Egan Bernal, der lediglich 60 Kilo wiegt. 

„Es war einfach zu viel, um nach den Klassikern noch eine gute Platzierung im Gesamtklassement des Giro zu erzielen“, gibt Pelgrim zu. „Wir haben die Fehler zusammen im Team gemacht, das muss man einfach so sagen.“ Die Belgier und Jungels haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Doch weder das Trainings-, noch das Rennprogramm wurde bis nach den Klassikern geändert. Es gebe keine Gründe, bis dort hin etwas zu verändern, schließlich war Jungels während der Klassiker in einer guten Verfassung, erklärt Pelgrim. „Wir haben in diesem Jahr etwas mehr an seiner Explosivität gearbeitet“, so der Trainer. Die Klassiker gewinne Jungels nicht auf die typische Art und Weise – der 27-Jährige brauche eine Attacke – mit einer langen Flucht. „Wenn Bob was im Kopf hat, dann kann er sich sehr gut darauf konzentrieren. Das merkt man in Rennen, aber auch in den Trainingseinheiten.“ 

Lesen Sie auch das Interview mit dem Luxemburger Radprofi Bob Jungels.

trottinette josi
12. Januar 2020 - 9.50

Jeder Mensch, auch ein Sportler, sollte zuerst auf sich selbst hören und nicht blindlings einem Arzt, Trainer oder sonstigem Experten vertrauen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.Es ist immer falsch die Entscheidung einem anderen zu überlassen.

de Pol
11. Januar 2020 - 17.21

Wenn der Trainer grobe Fehler macht, hat er schnell das Vertrauen seines Schützlings verloren. Wenn dieses Grundvertrauen ins Wanken gerät,und der Sportler an den Fähigkeiten des Coaches zweifelt, ist eine produktive Zusammenarbeit nicht mehr gewährleistet.