EditorialUmweltschutz erzwingen oder durch Einsicht erreichen

Editorial / Umweltschutz erzwingen oder durch Einsicht erreichen
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Soll man Umweltschutz erzwingen oder auf Einsicht der Menschen hoffen? Einige Gemeinden untersagten am Jahresende ausdrücklich das „Böllern“; bei anderen war es für kurze Zeit erlaubt. Die Schlussfolgerungen, die die Gemeinden aus ihren Erfahrungen damit ziehen, sind unterschiedlich: Einige wollen ihre Position überdenken, andere es so handhaben wie bisher.

Feuerwerk verursacht gesundheitsschädlichen Feinstaub und es scheint so, dass dessen Wert in der Silvesternacht tatsächlich für kurze Zeit angestiegen ist. Zudem werden die Reste der Böllerei oftmals an Ort und Stelle liegen gelassen, nach dem Motto „die Gemeinde räumt das schon weg“. Um den Dreck schert man sich einen Dreck. Einem großen Teil der Böllerfans fehlt es offensichtlich an Bürgersinn.

Ein Einwand, der in Kommentaren zu lesen stand, war, dass ein solches Verbot nicht zu überwachen sei, dass die Polizei an Silvester Wichtigeres zu tun habe, als sich um Feuerwerke zu kümmern. Was bringen solche Verbote überhaupt, auch wenn sie im Interesse der Allgemeinheit sind?

Der Abgeordnete Laurent Mosar (CSV) veröffentlichte an Silvester zwei Meldungen über Twitter, in denen er sich für 2020 „mehr Freiheitsliebe und weniger Verbotsgelüste“ wünscht und einen Kommentar aus der Neuen Zürcher Zeitung guthieß, in dem der Autor einsieht, dass die Böllerei einerseits zwar umweltschädlich, doch andererseits ein Böllerverbot keine Lösung sei.

Diese Meinung ist weit verbreitet: Anstatt auf Verbote zu setzen, sollen sich die politisch Verantwortlichen auf den gesunden Menschenverstand verlassen, der sich auch langsam durchzusetzen scheint. Laut der Supermarktkette Cactus werden immer weniger Böller verkauft. Sie will ab diesem Jahr ganz auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern verzichten. Alles Argumente, die gegen ein Verbot sprechen, zumal Menschen auf Verbote oft mit innerem Protest reagieren, was in der Psychologie als Reaktanz bezeichnet wird.

Was allerdings im Kleinen zutrifft, muss noch lange nicht für das große Ganze gelten. Jede politische Partei fordert in Sachen Umweltschutz einen Sinneswandel, allerdings ist der größte Feind eines jeden Sinneswandels die Gewohnheit: Sie ist stärker als jedes Wissen, denn sonst hätten wir keine Umweltprobleme. Wir alle wissen, dass Autofahren die Luft verpestet, aber wir tun es trotzdem. Wir wissen ebenso, dass Plastik der Umwelt schadet. Doch wer will schon jedes Mal in der Kneipe den Wirt darauf hinweisen, dass der Plastikstrohhalm umweltschädlich ist? Etwas nicht zu tun, ist bequemer: Man hat es ja schon immer so getan.

Jahrelang hatte die Autoindustrie Zeit, umweltfreundlichere Motoren zu bauen. Gezwungen war sie nicht. Die Folge: Sie trickste den Verbraucher mit Software-Mogeleien aus. Argumente, die für strenge Verbote und entsprechende Strafen sprechen.

Ich wünsche mir für 2020 Politiker, die weniger von Freiheitsliebe schwafeln, sondern Worten Taten folgen lassen, denn wie die Erfahrung zeigt, ist die Umwelt im großen Stil nur zu schützen über Verbote: Die unsichtbare Hand des Marktes tut es nicht.

Jacques Zeyen
13. Januar 2020 - 10.28

@Felix. Genau.Wie geschrieben...ein Beispiel unter vielen.

florent
7. Januar 2020 - 23.32

@Jacques Zeyen Wenn schon das verbot des Abschießen von Feuerwerk nicht beachtet wird, dann muss eben der Verkauf verboten werden. Die wenigen die es ins Ausland kaufen gehen können dann wegen Sprengstoffimport in den Knast gesetzt werden, dann ist schnell Ruhe im Karton.

Felix
7. Januar 2020 - 22.11

Ein Verbot für LKW-Mähdrescher oder Rasenmäherrennen z.B. würde mehr Feinstaub einsparen.sou seet der Här Zeyen. Also dann sollen mer awer och den ganzen Militärapparat op Null setzen. Fussballspiller sollten nëmmen stattfannen, wann Zuschauer allegueren zu Fouss dohin kommen.

Jacques Zeyen
6. Januar 2020 - 17.04

Man stelle sich den Nationalfeiertag ohne Feuerwerk vor. Ist aber machbar. Alle bleiben daheim und stoßen somit keinen CO2 und Dieselruß aus für die Fahrt in die Stadt.Man trinkt Co2-freien Sekt (Marktlücke) oder Gin mit "gläsernen Strohhalmen" sprich Glashalmen. Wir könnten seit 20 Jahren mit H-Autos fahren wenn man der Öl-Lobby die rote Karte gezeigt hätte. Desgleichen könnten längst alle Häuser mit Elektroheizung beheizt werden, stattdessen wird Kohle verheizt und AKW's werden stillgelegt.Aber nur bei Mutti. Die aktuelle Umwelthysterie (Gretasyndrom) wäre ausgeblieben. Das Problem liegt nicht bei den drei Böllern zu Sylvester,das ist einfach Haarspalterei.Ein Verbot für LKW-Mähdrescher oder Rasenmäherrennen z.B. würde mehr Feinstaub einsparen.Nur ein Beispiel unter vielem Unnützen.

MarcL
6. Januar 2020 - 12.12

Dass ausgerechnet ein konservativer Law and Order Mensch wie Laurent Mosar sich mehr Freiheit und weniger Verbote wünscht beweist doch nur die Inkonsequenz menschlichen Handelns.

J.Scholer
6. Januar 2020 - 12.11

Wollen wir den Klimaschutz aussen vorlassen und uns eigentlich in all den Diskussionen aufkommenden Fragen zuwenden.Wollen wir unsere freiheitlichen Rechte aufgeben? Wollen wir unsere Demokratie gegen eine von den Parteien verordnete Verbots-,Einschränkungsgesellschaft eintauschen? Handelt die Politik , auch wenn vom Volke gewählt, noch im Interesse der Mehrheit des Volkes, wenn das Volk durch solche Verbote eingeengt oder zur Kasse gebeten wird? In einer demokratischen Gesellschaft sollten diese Fragen abgeklärt sein, ehe man nach Steinzeitmanier das Volk mit der Keule und Mediengewitter auf den Weg einer staatlich verordneten Diktatur führt

Evri Bausch
6. Januar 2020 - 9.52

Die wenigsten Artgenossen ( Mitmenschen ) sind einsichtig und setzen den Verstand ein. Demnach können sie nur zur Vernunft gezwungen werden, durch strikte Verbote und Repressalien. Leider!

Anne
6. Januar 2020 - 9.29

Iwerleet emol. Waat fir eng Welt wëllt Dir?