Retro 2019Google Datacenter sorgt nicht nur in Bissen für Aufregung

Retro 2019 / Google Datacenter sorgt nicht nur in Bissen für Aufregung
 Foto: Editpress/Anne Lommel

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Die Nachricht platzte 2018 mitten ins Sommerloch hinein: Der Internetgigant Google möchte ein Datencenter auf Roost (Gemeinde Bissen) bauen. Dies sorgte nicht nur in der kleinen Zentrumsgemeinde für viel Gesprächsstoff, sondern im ganzen Land wurde sich mit dem Thema befasst. Die Informationspolitik von Google selbst sollte schwerwiegende Folgen haben.

Ein Promotor namens „London Bridge“ hatte ein rund 33 Hektar großes Areal am Ort genannt „auf Busbierg“ (Gemeinde Bissen) zwecks Bau eines Google-Datencenters erworben. Eine erste Hürde bestand in der Umklassierung des genannten, in seiner Fläche etwa 50 Fußballfeldern gleichkommenden Areals in eine „Zone spéciale Datacenter“. Dank des einstimmigen Votums vom 7. Januar 2019 erhofften sich die Gemeinderäte aus Bissen künftig eine transparentere Zusammenarbeit mit dem Internetgiganten, denn bis dahin war eher das große Schweigen angesagt.

Doch man hatte die Rechnung ohne die Profis von Google gemacht. Der Internetgigant blieb bei seiner Taktik. Weder in der Informationsversammlung am 22. Januar 2019, die von der Gemeinde einberufen wurde, noch in der Bürgerversammlung, zu der Google selbst am 21. November 2019 eingeladen hatte, gab es schlüssige Informationen zum definitiven Umfang des Datencenters, zum Strom- und Kühlwasserverbrauch, zum Geräuschpegel der Kühlaggregate, zur Lichtverschmutzung, …

„Wir wollen Klarheit“, so die Bürgerinitiative im Februar 2019 in einem Rundschreiben. Am 19. Juni sprach Bürgermeister Schummer u.a. von 143 schriftlich eingereichten Reklamationsschreiben, von Aktionen der Bürgerinitiative und von einer offiziellen Opposition seitens des „Mouvement écologique“. Da sämtliche Fragen zum Projekt noch immer offen im Raum stehen würden, enthielten sich die fünf Oppositionsräte bei der definitiven Abstimmung über die Umklassierung des Areals auf „Busbierg“. Zwei CSV-Räte stimmten gegen ihren Schöffenrat, so wurde die Umklassierung mit nur vier Stimmen durchgeboxt. Rätin Cindy Barros als auch Bürgermeister Jos Schummer drehten daraufhin der CSV den Rücken. Damit hatte die CSV ihre knappe Mehrheit verloren.

Nach den Sommerferien demissionierten die beiden Schöffen Clement und Mulbach von ihren Posten und wenige Tage später entschied sich auch Bürgermeister Schummer zum Rücktritt. Seit Ende November liegt nun der punktuelle Bebauungsplan (PAP) zur Einsicht vor. Doch auch dieses Papier gibt eigentlich wenig Aufschluss über das, was auf „Busbierg“ einmal entstehen soll. Was den Strom- und Wasserverbrauch anbelangt, darüber gibt es keine einzige Zeile zu lesen. Das werde in der anstehenden Umweltverträglichkeitsstudie untersucht und veröffentlicht, heißt es. Mit dieser Studie lässt man sich aber Zeit, doch der PAP muss demnächst im Gemeinderat verabschiedet werden, und dann gibt es für die Gemeinde kein Zurück mehr …

Ganz egal, ob man nun für oder gegen das Datencenter in Bissen ist, dieses Beispiel zeigt einmal mehr, wie die Profis eines weltweit agierenden Unternehmens Bürger mitsamt ihren lokalen und auch nationalen Politikern an der Nase herumführen und in die Tasche stecken können. In der Google-Zentrale im kalifornischen Mountain View reibt man sich die Hände, während wir uns weiterhin verwundert die Augen reiben.