AusstellungMoselblau und sonnengelb: Der Luxemburger Künstler Nico Klopp

Ausstellung / Moselblau und sonnengelb: Der Luxemburger Künstler Nico Klopp
Nico Klopp (1894-1930): Die Brücke von Remich im Winter, 1929, Öl auf Leinwand, 70,3 x 75,3 cm Foto : MNHA/Tom Lucas

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Zum 125. Geburtstag von Nico Klopp (1894-1930) hat das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA) aus seinem reichen Sammlungsbestand im Wiltheim-Flügel eigens einen Raum mit Werken des Künstlers bestückt. Der Luxemburger Sezessionist zählt neben Joseph Kutter zu den bedeutendsten Vertretern der künstlerischen Avantgarde in den 1920er Jahren. Die neu arrangierten Porträts, Stillleben und Landschaftsbilder veranschaulichen mit dem Fokus auf der Malerei die Entwicklung seiner Bild- und Formensprache.

Nur 36 Jahre alt ist er geworden, der in Bech-Kleinmacher geborene Winzersohn Nico Klopp. Trotz Naturverbundenheit und einer ausgeprägten Liebe zur Moselregion, die er zeit seines Lebens durchwanderte, trat er nach dem frühen Tod des Vaters nicht dessen Nachfolge im Weinbau an. Er wollte die Natur in anderer, künstlerisch-kreativer Weise erfassen. So besuchte er die Handwerkerschule auf Limpertsberg, das heutige „Lycée des Arts et Métiers“, und noch in den Kriegsjahren die Kunstgewerbeschulen in Köln und Düsseldorf.

Dort entstand 1918 die in der Ausstellung präsentierte „Stadtansicht von Düsseldorf“ in Öl auf Karton, ausgeführt mit pastösem Farbauftrag und durchgehend gleichmäßigem Pinselstrich. Im klar gegliederten Bildraum hängt ein blasser Himmel über dicht gedrängt stehenden Häusern. Linien schaffen Abgrenzungen der Objekte und umrahmen Fassaden und Dächer der Gebäude.

Seine künstlerischen Ambitionen führten ihn 1919 sogar nach Weimar, wo sich im gerade gegründeten staatlichen Bauhaus die künstlerische Avantgarde zu versammeln begann. An diesem inspirierenden Ort intensivierte er seine Studien zur Porträtkunst, der er sich neben Zeichnung, Grafik, Holzschnitt und Landschaftsmalerei schon früher gewidmet hatte. Zwei 1918 geschaffene Darstellungen zeugen von der künstlerischen Begabung Knopps auch in diesem Genre.

Ständig ums wirtschaftliche Überleben kämpfend kehrte er in der Hoffnung, sich als freischaffender Künstler einen Namen machen zu können, nach Luxemburg zurück. Seinen Lebensunterhalt musste er jedoch weiterhin auf andere Weise verdienen: als Gemeinde-Kassenwart in Remich und als Zeichenlehrer in Schulen. Für Verlage fertigte er Druckgrafiken, die zum Beispiel in „Les cahiers luxembourgeois. Revue libre des lettres, des sciences et des arts“ oder der „Obermosel-Zeitung“ Textbeiträge illustrieren. In einem Brief an Nico Klopp äußert der Grevenmacher Verleger Paul Faber seine Begeisterung über die Arbeiten des Künstlers, in denen dieser regionale oder saisonale Motive aufgreift.

Natur und Landschaft als Schaffensorte

In seinem unruhigen und entbehrungsreichen Leben ist es jedoch die Freilichtmalerei, in der er sich in einem umfassenden Sinn entfalten kann. Die zentralen Themen seines malerischen Werks sind daher die Natur mit ihren Bäumen, Pflanzen und Blumen sowie die Landschaft der Großregion. Dazu gehört für ihn auch das Zusammenspiel von Licht- und Witterungsverhältnissen, das er im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung mit immer feiner werdenden Farbabstufungen und -verläufen wiederzugeben vermag.

Changierende Spiegelungen im Flusswasser, blau-grüne Reflexe in einem Bachlauf oder zarte Pastelltöne des Farbenspiels zwischen Himmel und Wasser, die mit starken Gelb-, Ocker- und Blautönen im Bildvordergrund kontrastieren: Nico Klopp hat die Vielfalt der Farben gründlich erforscht.

Neben Herbstlandschaften und Stillleben, darunter das bekannte, unzweifelhaft von Vincent van Gogh beeinflusste Ölgemälde „Sonnenblumen“ von 1929, sind es vor allem die Moselbilder, die ihn als unermüdlichen Beobachter seiner Umgebung ausweisen. Zu verschiedenen Jahreszeiten hat er immer wieder bestimmte Orte aufgesucht und sie den jeweiligen Veränderungen entsprechend neu interpretiert. Die ganz anderen Lichtverhältnisse des Winters hat er in mehreren Bildern mit einer großartigen Farbpalette von Blautönen eingefangen, so zum Beispiel in dem mehrfach wiederholten Motiv der Brücke von Remich.

In den Landschaftsbildern fehlt auch der versteckte Hinweis auf den Menschen als Gestalter seiner Umwelt nicht; an der Mosel abgestellte Bagger oder aufgeschichtete Heuhaufen erzählen Geschichten von den Bewohnern der Region, dem Einsatz der Arbeitskraft zur Sicherung ihrer Existenz.

Ganz andere Themen bilden zwei kleinformatige Bilder ab: die „Kreuzigungsgruppe in Remerschen“ von 1926 und die „Kirmes in Mondorf“ von 1930. In der Ausstellung zwischen Stillleben und Flusslandschaft angeordnet wirken sie seltsam verloren.

Nico Klopps Bedeutung ist nicht nur für die Luxemburger Kunstgeschichte hoch anzusetzen. Beeinflusst von verschiedenen künstlerischen Strömungen der Zeit hat er die Formensprache des Postimpressionismus und des Expressionismus in sein Schaffen integriert und damit einen beachtenswerten Beitrag für die europäische Kunst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geleistet.

Als Holz- und Linolschneider hat er mit seinen Grafiken Zeitschriften und Bücher zu bibliophilen Raritäten gemacht. Nicht zu vergessen sein Engagement für den Salon de la Sécession, eine Bewegung Luxemburger Künstler, die ihre Vorstellungen von moderner Kunst im Cercle artistique nicht verstanden und vertreten sahen. Als Sekretär der luxemburgischen Sezession von 1926 bis zu seinem Lebensende setzte er sich für die Anerkennung moderner Kunst im Großherzogtum ein.

Info

Die Ausstellung „Nico Klopp“ im Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA), Wiltheim-Flügel (3. Stock), ist noch bis morgen geöffnet.