Klangwelten 2019Von ironischer Kritik zu Trauer in Kopfstimme: Diese Alben haben uns berührt

Klangwelten 2019 / Von ironischer Kritik zu Trauer in Kopfstimme: Diese Alben haben uns berührt
Ausschnitt aus dem Cover des Albums "Ghosteen" von Nick Cave. Foto: Ghosteen Ltd.

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The Murder Capital: When I Have Fears

Der erste Track „For Everything“ vom Debüt der Dubliner Post-Punk Band kündigt eine Klangeruption an. Im Gegensatz zu den etwas düstereren schottischen Kollegen The Twilight Sad wechseln The Murder Capital gekonnter zwischen energischer Rage auf Tracks wie „More Is Less“ oder „Feeling Fades“ und behutsameren Abschnitten auf Slowdance I und II. Absolutes Highlight bleibt „Green & Blue“, wo Gabriel Blakes motorisch treibende Basslinie auf die emotional aufgeladenen Vocals von James McGovern prallt. (ar)

Deichkind: Wer sagt denn das?

In Sachen gute Laune war Deichkind in diesem Jahr unschlagbar. Ironie, Partyspaß und Gesellschaftskritik geschickt miteinander zu verbinden, das ist eine hohe Kunst. Dies haben die Hamburger auf „Wer sagt denn das?“ perfektioniert. Auch haben sie den Ausstieg von Ferris MC gut verkraftet. Dafür holten sie sich prominente Unterstützung ins Boot: Rammsteins Till Lindemann ist in der genial-stumpfen Hymne „1.000 Jahre Bier“ zu hören – und Jan Böhmermann und Olli Schulz in „Quasi“. (kfb)

Opeth: In Cauda Venenum

Opeth, groupe de métal progressif, originaire de Stockholm et fondé en 1990 autour du chanteur et guitariste Mikael Åkerfeldt, a sorti en septembre son treizième album studio. C’est un chef d’œuvre innovant aux styles très divers, un rock à mi-chemin entre psychédélique et progressif, voire jazz. L’album comporte des sections acoustiques tranquilles d’autres plus heavy métal, plus distordues, plus agressives, plus épiques, le tout d’une très grande maîtrise. (idt)

La Dispute – Panorama

„Panorama“ ist ein Postcore-Album, das mit Postrock-Strukturen, Trompeten und wenig(er) Geschrei melancholischer daherkommt – und an dem sogar all diejenigen, die eher wenig mit diesem Genre anfangen können, Gefallen finden werden. Dabei bleibt sich La Dispute auch auf „Panorama“ treu, Dreyers Stimme ist getrieben, wütend und traurig, die Instrumentierung nach wie vor grandios. An das frühe Meisterwerk „Wildlife“ kann man nicht ganz anknüpfen, „Panorama“ ist aber besser als sein Vorgänger „Rooms of the House“ – und „Rhodonite and Grief“ einer der schönsten Songs des Jahres. (js)

Lana del Rey – Norman Fucking Rockwell

Lana del Rey ist die Schattenkönigin des Pops. Die gebürtige New Yorkerin hat sich als zwiegespaltene Kommentatorin des amerikanischen Traums etabliert und ist gleichzeitig Protagonistin und Zerstörerin jenes fiebernden Hollywoodfilms, den wir gemeinhin als westliche Wertegemeinschaft bezeichnen. „Norman Fucking Rockwell“ ist eine weitere Episode im Leben einer Hoffnungslosen, die ihr Scheitern mit sparsamer Instrumentierung ästhetisch in bislang unerreichte Höhen treibt. Ein Album von unfassbarer Schönheit. (hate)

Schammasch – Hearts Of No Light

Noch so eine Band, die offenbar nicht imstande ist, schlechte Musik zu machen. Nachdem sich das ambitionierte Dreifach-Album (!) „Triangle“ zu einem meiner Alltime-Top-10-Favoriten gemausert hat, war ich sehr gespannt auf „Hearts Of No Light“. Die Schweizer Avantgarde-Black-Metaller haben nicht enttäuscht und anspruchsvolle, unter die Haut gehende Kracher aufgenommen, die alte Stärken (intensive Riffs, Blastbeat-Parts, die tatsächlich für Gänsehaut sorgen, eindringliche Melodien) mit neuen Elementen (Klavier, Ambient-Soundscapes, Flamenco-ähnliche Gitarren im letzten Track) zu ganz großer Kunst bündeln. (sr)

Hot Chip – A Bath Full of Ecstasy

Obwohl der Sound im Atelier zu Beginn etwas schwach daherkam, wohnte ich am vierten Dezember dem vielleicht besten Konzert des Jahres bei. Der clevere Pop der schrulligen Truppe um Alexis Taylor und Joe Goddard ist wie immer anregend wie auch äußerst tanzbar. Ihre Singlesammlung dehnt sich mittlerweile derart aus, dass man sich fragt, was sie alles aus dem Discoverzeichnis und dem Elektro Pop noch schöpfen können. Kein Wechselbad der Gefühle, sondern erfrischend sorgloser Pop, tanzbar und ekstatisch. (ar)

Editors – Black Gold, Distance: The Acoustic Recordings

Fin 2019, le groupe de rock indé originaire de Birmingham, Editors, sort un double album Best of, intitulé Black Gold. Et même si tout le monde sait que Best of, c’est ringard, le deuxième album de Black Gold, Distance: The Acoustic Recordings, comporte, comme l’indique son titre, huit titres enregistrés en session acoustique, où la voix douce et ferme et ronde et merveilleuse de Tom Smith montre toute l’ampleur de son savoir-faire. Rien que la version acoustique de la chanson Violence, du dernier album éponyme, vaut absolument tout le détour! (idt)

Elbow – Giants of all Sizes

Le groupe de rock alternative Elbow, de Manchester, autour du chanteur à la voix suave Guy Garvey, a sorti un album surprenant en octobre 2019. Plus sombre, plus envoûtant (surtout le deuxième single „Empires“) que l’album précédent, Garvey évoque dans ses textes des thèmes actuels comme le Brexit ou la tragédie de l’incendie du Grenfell Tower. (idt) 

Karen O & Danger Mouse – Lux Prima

Wer mit Danger Mouse zusammenarbeitet, riskiert manchmal, seine musikalische Identität den Idiosynkrasien des Starproduzenten aufzuopfern. Lux Prima von Karen O von den Yeah Yeah Yeahs und Danger Mouse ist umso gelungener, da man hier keinem ästhetischen Konkurrenzkampf zuhört, sondern einfach zwei Musikern, die sich im gemeinsamen Schaffensprozess perfekt ergänzen und die neben atmosphärisch dichten Titeln mit „Woman“ und „Turn the Light“ zwei Songs für die Ewigkeit geschrieben haben – ganz zwischen verträumten Synthies, Pop-Beats und dem Punk-Esprit der Yeah Yeah Yeahs. (js)

Wilco – Ode to Joy 

„Ode to Joy“? Ha ha, sehr lustiger Titel für ein Werk, in dem man über den Tod und das beklemmende, absurde Leben grübelt. Seit 25 Jahren überraschen uns diese Amis um Songwriter-Mastermind Jeff Tweedy mit Wortwitz, toller Musik und elf Platten, in denen sie sich nie wiederholen, sondern immer wieder neu erfinden. Diese hier klingt mitunter, als ob Badly Drawn Boy Songs von John Lennon covern würde – oder umgekehrt. Elf wunderbar schlichte, auf das Wesentliche reduzierte Songs – dass es das noch gibt! (gm)

Fontaines D.C. – Dogrel

Der Post-Punk lebt, besonders auf der Insel, und neben den Idles aus Bristol gehören die Fontaines aus Dublin City (D.C.) zur Speerspitze der neuen Bewegung. 77 Mal wiederholen sie das Gitarrenriff in «Hurricane Laughter», man könnte es 777 Mal hören und jedes einzelne verdammte Mal die Luftgitarre ansetzen und herumhüpfen, und so schlagen die Konzerte regelmäßig in ein Riesentumult um. Joe Strummer hätte mit Sicherheit mit den Jungs gejammt: den legitimen Nachfolgern von «The Clash» und den Pogues. (gm)

Tool – Fear Inoculum

Nach 13 Jahren Stille und Memes auf seine Kosten hat Tool mit Fear Inoculum eindrucksvoll bewiesen, dass alte Rezepte mit neuen Gewürzen immer noch die besten Gerichte ergeben. Careys Spiel an der Schießbude hat sich im Vergleich zu den Vorgängern noch mal um Dimensionen verbessert, Jones beschwört vertrackte Sturmböen aus den Verstärkern und Chancellors Bass führt wie ein verschlungener Faden durch das gesamte Album. Über alledem schwebt die ruhige Stimme von Keenan als hintergründiger Kommentar – ein starkes, intensives Spätwerk. (hate)

Nick Cave and the Bad Seeds – Ghosteen

Ambient-Gospel trifft es noch am ehesten – das, was Nick Cave uns hier vorlegt und was uns zutiefst berührt. Der Australier erzählt seine Parabeln über Leben und Tod sowie die zum Scheitern verurteilte Flucht an einen utopischen Ort, wo alles gut sein könnte, nicht wie üblich, indem er sie mit sonorer Stimme in Form von Sprechgesang vorträgt. Nein, er singt diese Trauerlieder größtenteils in zarter Kopfstimme, und das geht verdammt unter die Haut. Ebenso wie die Choräle und die sphärischen Synthi-Klänge. (gm)

Frank Goebel
29. Dezember 2019 - 12.11

Ja, auch eine gute Wahl, wenn man die Liste melancholisch abschließen will! https://www.youtube.com/watch?v=l_eKuhHx1Oo

J.Scholer
29. Dezember 2019 - 9.11

Da vermiss ich doch glatt das neue Album von L.Cohen, Meister der Berührung und Trauer.