Editorial„Südspidol“ – Ein Thema, das alle etwas angeht

Editorial / „Südspidol“ – Ein Thema, das alle etwas angeht
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Als der Bau des „Südspidol“ 2012 offiziell bestätigt wurde, sollte das neue Krankenhaus bereits 2020 betriebsbereit sein. Dieses Datum wurde inzwischen oft verschoben. Aktuell soll, wenn alles gut geht, Ende 2026 der erste Patient aufgenommen werden. Das neue Krankenhaus soll jenes aus Düdelingen, Esch und Niederkorn an einem Standort vereinen. Es verschwinden also drei Krankenhäuser, um einer neuen, modernen Einrichtung zu weichen. Das Konzept steht und wurde von der Regierung abgesegnet. Das „Südspidol“ muss also nur noch gebaut werden.

Während die Öffentlichkeit im Glauben gelassen wird, das neue Krankenhaus müsse nur noch gebaut werden, finden hinter verschlossenen Türen – und nur mit den „wichtigen“ Akteuren – ganz andere Diskussionen statt. Es wird darüber gesprochen, ob und wie medizinische Dienstleistungen aus dem Krankenhaus ausgelagert werden könnten. Eine Diskussion, die – je nachdem, mit wem man redet – natürlich unterschiedliche Meinungen hervorbringt.

Die Ärtzevereinigung AMMD sieht die Auslagerung als unabdinglich, um ein funktionierendes Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten. Der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Pflege sei aufgrund des Ärztemangels und der überfüllten Krankenhäuser derzeit nicht mehr garantiert. Die AMMD fordert bereits länger das Recht, eigene Gesellschaften gründen zu dürfen.

Verschiedene Meinungen

Hansjörg Reimer, Generaldirektor des „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM), gibt zu, dass die Krankenhäuser aus allen Nähten platzen. Die Patienten wünschen sich ambulante Behandlungsmöglichkeiten. Da das „Out of hospital“-Konzept im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung steht, müsse auch darüber nachgedacht werden. Wie das Ganze genau funktionieren soll, darüber müssten sich noch eine Menge Gedanken gemacht werden.

Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts von vergangener Woche regt ebenfalls dazu an, über das Gesundheitssystem der Zukunft nachzudenken: Das Gesundheitsministerium wollte einer „Maison médicale“ auf Cloche d’Or verbieten, einen Scanner bei sich zu installieren. Dieses Verbot wurde vom Gericht aufgehoben. Der Grund: Das Gesetz, auf das sich das Gesundheitsministerium stützte, stimmt nicht mit der Verfassung überein. Dadurch, dass Ärzten der Kauf von Geräten verweigert wird, die sie für ihre Praxis brauchen, werde die Ausübung des liberalen Arztberufes eingeschränkt. Aus dieser richterlichen Entscheidung schließt Reimer, dass das Ministerium die Gesetzgebung schon bald ändern könnte und große Geräte künftig auch außerhalb der Krankenhäuser erlaubt sein werden.

LSAP-Rätin Vera Spautz, die selbst im Verwaltungsrat des CHEM sitzt, hat darauf reagiert und Fragen gestellt. Antworten darauf erhielt sie im Verwaltungsrat eigenen Aussagen nach nicht, weshalb sie ihre Bedenken in der Gemeinderatssitzung am 6. Dezember äußerte. Und egal wessen Meinung man nun teilt – ob für oder gegen die Auslagerung der Krankenhausdienste, ob für oder gegen die Aussagen der LSAP-Rätin: Das Thema wird wieder öffentlich diskutiert. Damit hat Spautz etwas Wichtiges erreicht. Es wird über Fragen gesprochen, deren Antworten uns alle betreffen – und nicht nur die „wichtigen“ Akteure, die hinter verschlossenen Türen über unser Gesundheitssystem entscheiden.

CESHA
22. Dezember 2019 - 16.12

Ich finde, es sollte vor allem mal darüber nachgedacht werden, warum es ein Konzentration von Krankenhäusern in der Gegend von Esch/Alzette und Luxemburg gibt, während das Angebot im Norden und an der Mosel mehr als dürftig ist.

Grober J-P.
20. Dezember 2019 - 10.10

Dienstleistungen auslagern, heißt also man hat noch weniger Platz für Patienten. Kein Wunder, wenn man 3 Häuser gegen 1 austauscht mit nur Einzelzimmern. Hat jemand die Zahlen, wieviel Betten denn nun gestrichen werden?

Scholer
19. Dezember 2019 - 9.40

Ihrem Beitrag stimme ich zu , doch revoltiert hat mich die nebenbei gemachte Aussage des Ärztevertreters im Gespräch mit RTL , Politiker müssten nicht nach Trier zum IRM fahren, hätten die nötigen Nummern direkt zur medizinischen Untersuchung genommen zu werden. Sollte dies wirklich stimmen, sind wir im Zweiklassenstaat angekommen und es stinkt enorm nach Vorteilnahme im Amt. Solidarität , Einheit ,Gleichheit sind dann doch wohl leere Politikerfloskeln und wundern wir uns nicht , wo der Kopf stinkt..... dat den Bierger emmer méi onzefridden get ...