SportschießenEin schwerer Kampf gegen die internationale Konkurrenz und das Image

Sportschießen / Ein schwerer Kampf gegen die internationale Konkurrenz und das Image
Die Schweizerin Chiara Leone konnte den Wettbewerb im Luftgewehr gewinnen Foto: Jerry Gerard

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Die 37. Auflage der RIAC fand vom 11. bis zum 14. Dezember im „Centre national de tir à l’arc Marcel Balthasar” statt. Die luxemburgischen Athleten hatten einen schweren Stand im Kampf um die Medaillen, denn die internationale Konkurrenz war gut vertreten. Einen noch größeren Kampf hat der Sport mit seinem Image.

Von unserem Korrespondenten Stefan Förster

David Goodfellow fällt auf, wenn er durch die Marcel-Balthasar-Halle in Strassen schreitet. Perfekt frisiert, adrett gekleidet mit weißem Hemd, schwarzer Krawatte und roter Weste mit der Aufschrift „Jury“. Der Brite ist ein weltbekannter Juror, seit 20 Jahren bei internationalen Schießwettbewerben dabei und seit einem Jahr Vorsitzender des ISSF (International Shooting Sport Federation) Rifle Committee. Es hat sich einiges in der Zeit verändert. Der Sport möchte modern und bedeutsam bleiben. Rhythmisches Klatschen der Zuschauer ist erlaubt. Musik tönt ununterbrochen durch die Halle.

Goodfellow verfügt über einen immensen Erfahrungsschatz. Kein Wunder, dass er gefühlt alle fünf Minuten Fragen von Delegationsleitern, Trainern, Betreuern oder von den Athleten beantwortet. „Der nationale Verband ist für die Organisation und den Ablauf des Turniers verantwortlich. Ich muss sicherstellen, dass die internationalen Regeln, die hier gelten, eingehalten werden. Wenn aber anderseits benötigt, helfe ich sehr gerne“, erklärt Goodfellow. Geholfen hat er auch schon bei Olympia. Rio de Janeiro und London gehören zu seinen absoluten Highlights: „Das waren Wettbewerbe auf einem anderen Niveau“, erklärt der ehemalige Polizist. „Das Turnier hier in Luxemburg kann sich durchaus sehen lassen. Die Organisation ist perfekt, die Anlage auf höchstem Standard und das Teilnehmerfeld stark.“

RIAC-Präsident Mil Manderscheid
RIAC-Präsident Mil Manderscheid  Foto: Jerry Gerard

Die perfekte Organisation ist auch ein Verdienst der zahlreichen Freiwilligen, die vor und hinter den Kulissen drei Tage lang schuften. RIAC-Präsident und Technischer Direktor der FLTAS Mil Manderscheid weiß dies zu schätzen: „Ohne Helfer ginge es gar nicht. Wir zählen auf sie.“ RIAC ist zum zweiten Mal ein Teil von AirOShoot, einer Kooperation fünf europäischer Verbände (Luxemburg, Wales, Holland, Belgien und Dänemark), deren Ziel eine größere Aufmerksamkeit der 10-m-Disziplinen ist, aber auch die Förderung der Jugend. Laut Manderscheid ist die Jugendarbeit in Luxemburg „verbesserungswürdig“. „Wenn man sich mit anderen Ländern vergleicht, hinken wir hinterher. In Norwegen gibt es Sportschulen für die jungen Schützen. In Deutschland dürfen die Junioren mit acht Jahren anfangen, bei uns laut Gesetz erst mit 14. Wir müssen in den Vereinen mehr auf die Jugend zugehen“, fordert Manderscheid.

Aber das Problem endet nicht an dieser Stelle. Selbst wenn ein Jugendlicher Interesse an dem Sport zeigt, kommt es oft vor, dass die Eltern ein Veto einlegen. „Unser Sport hat ein Imageproblem. Wenn sie das Wort ‹Schießen› hören, denken viele sofort an Gewalt oder sogar Krieg“, so der RIAC-Präsident. Nationaltrainerin für die Disziplin Luftpistole, Marianne Meiers, stößt ins gleiche Horn: „Das Problem gibt es leider schon länger. Es ist schade, denn ich bekomme häufig von meinen Kollegen erzählt, dass Jugendliche, die den Sport in ihren Ländern betreiben, oft schulische Vorteile haben. Es ist ein Konzentrationssport und bringt den Jugendlichen nicht nur Konzentration, sondern auch Disziplin und Verantwortung für das ganze Leben bei.“ Auch das Sponsoring leidet unter den Vorurteilen. Firmen wollen ihren Namen nicht mit dem Sport in Verbindung bringen.

Unser Sport hat ein Imageproblem. Wenn sie das Wort ‹Schießen› hören, denken viele sofort an Gewalt oder sogar Krieg

Mil Manderscheid, RIAC-Präsident

Am Schießstand stachen zwei Schweizer Athleten hervor. Jason Solari und Sandra Stark konnten in den Einzeldisziplinen bei den Luftpistolen einmal Gold und einmal Silber einfahren. Zusammen gewannen sie auch den Mixed-Team-Wettbewerb. Für die Luxemburger gab es nach eher durchschnittlichen Leistungen am finalen Wettkampftag doch noch etwas Erfreuliches für die einheimischen Fans zu vermelden. Sylvie Schmit konnte im Luftpistolenwettbewerb mit 554 Punkten das Finale erreichen und belegte dort den 8. Platz.

Resultate

Luftpistole Frauen: 1. Oksana Kovalchuk (UKR), 2. Sandra Stark (CH), 3. Zsofia Csonka (HUN)……..11. Sylvie Schmit (LUX), 21. Sharon Delmarque (LUX)
Luftpistole Herren: 1. Morgan Johansson (SWE), 2. Jason Solari (CH), 3. Michael Bittner (GER)……..33. Jean-Marie Cirelli (LUX), 34. Luis Mariutto (LUX), 36. Clive Cherry (LUX), 38. Charles Kirsch (LUX)
Luftgewehr Frauen: 1. Manon Smeets (NED), 2. Anna Ilina (UKR), 3. Chiara Leone (CH)……..32. Sylvie Nockels (LUX)
Luftgewehr Junioren: 1. Aleksander Teisrud (NOR), 2. Félix Blateau (FRA), 3. Nathan Schwenk (FRA)……..13. Claudio Heiderscheid (LUX), 18. Tim Klepper (LUX)
Luftpistole Mixes Team Seniors: 1. Schweiz 1, 2. Hannover Lions , 3. Ukraine 2 ……..18. Luxemburg 1 (Luis Mariutto/Sylvie Schmit), 21. Luxemburg 3 (Jean-Marie Cirelli/Maria Hunz), 26. Luxemburg 2 (Clive Cherry/Sharon Delmarque), 31. Luxemburg/England (Charles Kirsch/Francine Gilmore)
Luftgewehr Mixed Team Seniors: 1. Schweiz 2, 2. Ukraine 1  3. Schweiz 1 ……..31. Luxemburg/England (Claudio Heiderscheid/Lizzie Gould), 32. Luxemburg 1 (Michel Katzenmeier/Sylvie Nockels)
IBIS CUP Luftpistole Frauen: 1. Sandra Stark (CH), 2. Zsofia Csonka (HUN), 3. Ingeborg Gran (NOR)……..8. Sylvie Schmit (LUX), 21. Sharon Delmarque (LUX)
IBIS CUP Luftpistole Herren: 1. Jason Solari (CH), 2. Morgan Johansson (SWE), 3. Yuriy Popruzhnyy (UKR)……..21. Jean-Marie Cirelli (LUX), 34. Clive Cherry (LUX), 37. Charles Kirsch (LUX), 43. Luis Mariutto (LUX)
IBIS CUP Luftgewehr Frauen: 1. Chiara Leone (CH), 2. Anna Ilina (UKR), 3. Manon Smeets (NED)……..31. Sylvie Nockels (LUX)
IBIS CUP Luftgewehr Junioren: 1. Tobias Bernhoft-osa (NOR), 2. Aleksander Teisrud (NOR), 3. Jeff van Venrooij (NED)……..16. Claudio Heiderscheid (LUX), 19. Tim Klepper (LUX)