EditorialEs jedem recht machen: Zu den Verkehrsproblemen in der Hauptstadt

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Kaum jemand wird dieser Tage behaupten, dass es angenehm ist, in die Hauptstadt zu fahren. Das ist natürlich untertrieben, da es Baustellen gibt, wohin das Auge reicht. Der Ausdruck „eine Stadt im Umbruch“ erhält angesichts dessen eine neue Bedeutung. Zu schaffen machen momentan vor allem die Arbeiten an der Tramtrasse und die Sanierungsarbeiten in der Hollericher Straße. Als Bürger verlangt man natürlich von der Stadtverwaltung, dass sie die Infrastruktur der Gemeinde in Schuss hält und die Mobilität gewährleistet. Dass nun einige Arbeiten zeitlich zusammentreffen, ist ziemliches Pech. „Musste dies ausgerechnet zur gleichen Zeit getan werden?“, klagen die einen, „irgendwann muss es sein“, sagen die anderen.

Die derzeitigen Probleme zeigen allerdings auch ein Mentalitätsproblem des modernen Menschen: Wir regen uns alle über den innerstädtischen Verkehr auf, sehen uns selbst aber selbstverständlich nicht als Teil des Problems.

Dass einerseits die Autofahrer momentan gar nicht „amused“ sind, wenn sie durch die Stadt fahren, dürfte klar sein. Andererseits läuft der Busverkehr in der Avenue de la Gare nach der Neuorganisation der städtischen Linien reibungslos, weil dort etwas durchgezogen wurde, was schon oft gefordert worden war: absolute Priorität für den öffentlichen Verkehr. Denn seien wir ehrlich: Wenn wir weniger Autoverkehr in der Stadt fordern, denken wir dabei selten an uns selbst. Neben den etlichen Personen, die sich in den ersten Tagen nach der Neuorganisation aufregten, gibt es bereits Busbenutzer, die die Neugestaltung positiv beurteilen.

Jeder wünscht sich eine lebenswerte Stadt, doch es kommt nichts von nichts. Argumente, nicht Bus zu fahren, gibt es nur allzu viele: zu wenig Zeit, unabhängig von Fahrplänen sein wollen usw. Das Chaos, das die Reorganisation der Buslinien anfangs verursachte, ist – zum Leidwesen der Autofahrer – allerdings ein vorzügliches Argument für den öffentlichen Verkehr. Würden die Gemeindeverantwortlichen eine Lehre aus dieser Lektion ziehen und konsequent den ÖT bevorzugen, gäbe es bald keine Autos mehr in der Stadt. Allerdings zeigt sich in Sachen Verkehr die Schizophrenie, an der diese Stadt seit Jahrzehnten leidet: Jeder Politiker fordert mehr öffentlichen Transport, aber gleichzeitig werden mehr Parkhäuser im Zentrum gebaut oder wie jetzt mit dem Neipperg-Parking renoviert.

Logische Argumente sind schön, doch das subjektive Empfinden beeinflusst unser Denken stärker. Kann man zahlreichen Autofahrern noch sagen, sie seien selber schuld, wenn sie im Stau stehen, kann man den betroffenen Geschäftsinhabern wohl kaum sagen: „Pech gehabt.“ Etliche von ihnen müssen erhebliche Verluste hinnehmen.

Bei vielen von ihnen, aber auch bei vielen Bewohnern der Hauptstadt kommt langsam das Gefühl hoch, dass „es reicht“, was die Gemeindeverantwortlichen nicht unterschätzen sollten.

KTG
15. November 2019 - 6.21

Das mit der absoluten Priorität für den öffentlichen Verkehr scheint zumindest mal in der Avenue de la Gare zu klappen. Lydie Polfer muss allerdings gewaltige Wut auf unehrliche Autofahrer gehabt haben. Anders kann ich mir die massive Präsens der Pecherten-Armee dort nicht vorstellen.

Ries
13. November 2019 - 14.14

20€ Entrée fir an d‘Stad eran ze fueren, dann ass séier Rou.

Jean Henry
13. November 2019 - 12.10

Weise Worte! Leider vergessen viele Autofahrer die im Stau stehen, dass sie der Stau sind! Ausserdem kenne ich keine Grosstadt wo morgens und abends während dem Berufsverkehr kein Stau ist. Das Problem kann also nicht schlechtes Planen sein, wie viele behaupten.

Misch
13. November 2019 - 11.20

Ich fuere säit 10 Joer ausschliesslech mam öffentlëchen Transport an d'Staat schaffen (Garer Quartier), an ech hun awer nach vu kengem Mensch ee positiven Echo héieren wéi an desem Artikel beschriwwen! Säit 2013 ass d'Qualitéit vum Busréseau en permanence gefall bis lo säit November wou mer een neien, nëtt Virstellbaren, Déiwpunkt erreecht hun. Ech sin ganz d'Accord dass d'Auto'en méi mussen aus der Staat eraus, mee bei Aussoen wéi "gibt es bereits Busbenutzer, die die Neugestaltung positiv beurteilen", do geet mir den Hutt héisch... Daat eenzecht Positivt un de Changementer ass dass ee gezwongen ass méi zu Fouss ze goen a mam Velo ze fueren.

Leila
13. November 2019 - 11.18

Sooo lange ist es ja aber noch nicht her, als die Avenue de la gare umgemodelt wurde und die Parkplätze beidseitig verschwanden. Das war auch ein Riesenaufwand unter dem die Geschäftsleute Einbußen erlitten samt Gratis-Lärmbelästigung.