Fluch und Segen: Siegeszug der E-Roller, auch in Luxemburg

Fluch und Segen: Siegeszug der E-Roller, auch in Luxemburg

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Man hätte es ahnen können, denn im Frühling 2018 wandten die Anbieter der Leihroller die gleiche Guerillataktik erstmals an: Im kalifornischen San Francisco wurden über Nacht Hunderte von elektrischen Leihscootern aufgestellt. Das verursachte eine Riesenaufregung und die Stadt sah sich gezwungen, eine neue Genehmigungspflicht für die Anbieter zu veranlassen, um des Chaos Herr zu werden.

Nun ist in Luxemburgs Hauptstadt genau das Gleiche geschehen und auch das Ergebnis wird wohl identisch sein: Die Vermieter werden über kurz oder lang die nötigen Genehmigungen erhalten.

In Deutschland sorgte das ebenso plötzliche wie massive Auftauchen der Leihroller ebenfalls für hitzige Debatten. Die Medien berichteten vom „Straßenkampf“ und vom „Krieg auf dem Bürgersteig“, als die E-Roller im Juli eine legale Basis erhielten. Sie rechneten vor, dass es allein in Berlin im Monat nach der Einführung zu 21 Unfällen mit Leihrollern kam. 19 Menschen seien dabei verletzt worden.

Das Problem mit den E-Rollern ist in der Tat, dass sie nicht ganz ungefährlich sind. Die Beschleunigung ist ebenso beachtlich wie die Maximalgeschwindigkeit (in Deutschland auf 20 km/h limitiert). Genau deshalb ist der Spaßfaktor bei diesem Fortbewegungsmittel auch so groß.

Umweltfreundlich sollen sie zudem sein, obwohl nicht wenige Experten an einer guten Umweltbilanz zweifeln. Schließlich werden E-Roller in erster Linie auf Strecken eingesetzt, die normalerweise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus bewältigt werden.
Ein riesiger Vorteil gegenüber einem Fahrrad ist derweil die Handlichkeit. Muss man deswegen allerdings wie in Berlin oder Brüssel mit wild abgestellten Leihrollern das Stadtbild verschandeln? Wohl kaum, aber der Siegeszug der E-Roller ist nicht aufzuhalten, sogar wenn man den Leihrollern einen Riegel vorschiebt. Für ein paar Hundert Euro gibt es die Dinger inzwischen zu kaufen. Und wer keine Lust mehr hat, sich in einer Stadt wie Esch monatelang mit einem nicht funktionierenden Leihradsystem herumzuärgern, für den ist der E-Roller eine echte Alternative.

Im Bewusstsein dessen arbeitet man im Transportministerium daran, die E-Scooter in den im nächsten Jahr neu erscheinenden „Code de la route“ aufzunehmen. Die dringlichste Frage, die es zu beantworten gilt, ist die, wo die Roller überhaupt fahren dürfen. Straße, Bürgersteig oder Radweg? Auch eine eventuelle Helmpflicht und eine Drosselung nach deutschem Modell müssen bedacht werden. Bis es so weit ist, sollten sich auch die (größeren) Gemeinden des Landes Gedanken über Leihroller machen, ehe sie überrascht werden wie die Hauptstadt. Ein Abstellen der E-Scooter im öffentlichen Raum kann z.B. via Gemeindereglement verboten werden.

In San Francisco hat sich die Lage übrigens inzwischen entspannt. Die Stadt zieht sogar ein positives Zwischenfazit: Es gebe keine Beschwerden und kaum unsachgemäßes Parken mehr. Und zwar, weil man nach dem anfänglichen Schrecken klare Regeln aufgestellt hat.

porsche Fahrer
23. Oktober 2019 - 11.57

wehret den Anfængen.. wer diesen gefæhrlichen Elektro Schrott in die Strassengesetzgebung aufnimt darf sich nicht über die negativen Folgen wundern. Ausser dass jeder dieser Benutzer das Gefühl hat, er allein würde die Welt retten, und einer Menge Elektroschrott wird nichts dabei rum kommen. Das Klima und die Umwelt scheint diesen Menschen komplett am A... vorbei zu gehen. Früher ging man, heute muss man rollen...

GuyT
19. Oktober 2019 - 9.25

"Esch monatelang mit einem nicht funktionierenden Leihradsystem herumzuärgern" Das ist Fake News, das System funktionniert recht gut! Es ist eher ein Imageproblem bei den Rädern in Esch.

Leila
17. Oktober 2019 - 19.36

...und schon passiert! Heute in Niederkorn

trotinette josy
17. Oktober 2019 - 17.01

Wenn man zu bequem zum Gehen ist, greift man auf diese Art von Bewegungsmittel zurück und wird zu einer Gefahr für sich selbst und für die anderen. Hoffentlich nur eine Modeerscheinung!

L.Marx
17. Oktober 2019 - 16.59

Zitat."Die Vermieter werden über kurz oder lang die nötigen Genehmigungen erhalten." Das konnte die Bürgermeisterin aber u.U. den Job kosten. Andere Anbieter, die formal eine Anfrage stellten und von der Bürgermeisterin abgewiesen wurden, könnten auf die Idee kommen, das als "Vorteilsnahme" zu interpretieren?

Laird Glenmore
17. Oktober 2019 - 13.03

Traurig aber wahr.

Nomi
17. Oktober 2019 - 11.26

""BIG BROTHER IS WATCHING YOU"" Et waert awer net anescht go'en fir d'Menschheet rem eenegermoossen ze zivilisei'eren.

Laird Glenmore
17. Oktober 2019 - 11.01

Aender T. gut geschrieben, man könnte meinen sie wohnen in Esch / Alzette. Das mit den E-Rollern wird genau so schnell abnehmen wie damals die Skateboards, jetzt ist es neu und jeder will dabei sein wenn der erste Hype verflogen ist geht alles wieder seinen normalen Gang. Was geändert werden muß ist das Polizei mit Uniform oder Zivil öfter auf Streife ist insbesondere in Fußgänger Zonen um die rücksichtslosen Rüpel zu stören und zwar mit empfindlichen Strafen, vielleicht kann man so auch die Überfälle auf ältere Personen ein wenig eindämmen, ansonsten gebe ich ihnen Recht " Ich will auch keinen Überwachungs Staat " wo wir auf Schritt und Tritt beobachtet werden à la " BIG BROTHER IS WATCHING YOU " ich denke die Zeiten der Stasi sind vorbei.

Aender T.
17. Oktober 2019 - 8.25

Neue Regeln bringen genau soviel wie die bestehenden: nix. Es mangelt ja anscheinend an Polizisten und anderen Befugten, die ganz alltägliche "Kavaliersdelikte" ahnden. Ich persönlich will keinen Polizeistaat, aber was zur Zeit abgeht ist "wilder Westen" : gefährliche Verkehrsteilnehmer, Handy am Steuer, Geschwindigkeit auch innerorts, hupen, drängeln, lärmende Höllenmaschinen. . . bref, der ganze "code de la route", gefährliche Falschparker (im Notfall geht es eben um Minuten, und Rollstuhlfahrer haben auch Rechte auf dem Bürgersteig) und im allgemeinen Rücksichtslosigkeit und Rüpel auf den Straßen; Müll überall, Zigaretten, Kaugummi, Plastik...und was eben alles so weggeworfen wird, auf dem Bürgersteig, im Park, im Bus . . .; was am Bahnhof abgeht, weis mittlerweile jeder; Also neue Regeln? Mehr Regeln? Wer überwacht denn die Einhaltung der Regeln? Übrigens: alles, wirklich alles was einen Motor hat, ob Verbrennung oder elektrisch, hat NICHTS da verlohren, wo sich Menschen mit ihren Beinen und Füßen fortbewegen (Pedalgetrieben eigentlich auch nicht). 100 Jahre Auto-Dominanz reichen! Wenn jemand zurückstecken muß, dann Autos. Wieviele Roller kann ich an Stelle eines SUV auf die Straße bringen? Wieviele Fahrräder? (ich rede nicht von Autobahnen und Landstraßen, sondern von Innerorts, Stadt, Dorf, Siedlung.)