Kaiserwetter für die 90. „Stater Braderie“: Die Jubiläumsauflage setzt auf Retro

Kaiserwetter für die 90. „Stater Braderie“: Die Jubiläumsauflage setzt auf Retro
 Foto: Editpress/Anne Lommel

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Für diese Sonderauflage hatten sich die Organisatoren Events im Stil der Gründerzeit (1929) einfallen lassen. Die Kirsche auf dem Geburtstagskuchen war jedoch das Kaiserwetter.

 „Einen ganz ungeahnten Erfolg hatte die erste luxemburgische Braderie zu verzeichnen“, schrieb das Tageblatt am Tag nach der ersten Braderie im Jahr 1929. Damals war von einem Experiment die Rede und von einem großen Erfolg der Organisatoren. Die Braderie werde sich sicherlich zu einer erfolgreichen Einrichtung entwickeln, urteilte der Journalist am 3. September 1929. Damit sollte er recht behalten, denn sie existiert noch immer und zieht nach wie vor viele Besucher an, sei es um einzukaufen oder um einfach nur zu flanieren.

Für diese Jubiläumsauflage haben sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen gelassen: Ein roter Teppich sollte die Avenue de la Liberté optisch aufwerten und den Zugang zu den Läden sichtbarer machen, da eine Seite wegen der Trambaustelle für Geschäftsauslagen nicht nutzbar war.

Tierische Fahrzeuge

Im Bahnhofsviertel und auf dem Knuedler warteten – ganz im Retrostil – Holzspiele auf die Besucher. Allzu viele konnte man dort allerdings nicht antreffen. Vielleicht waren die Hoffnungen, dass sich die iPad-Generation noch für solche Spiele interessieren würde, zu hoch gegriffen. Mehr Erfolg hatten die Fahrzeuge in Form von Tieren für die ganz Kleinen nahe dem Pariser Platz, in der rue Origer, wo sich schon morgens gegen 10 Uhr mehrere Kinder amüsierten.

Im Retrostil sollten auch die Mini-Konzerte sein, die an mehreren Stellen gab: Die Mode war zwar stellenweise wie angekündigt aus den 1920er Jahren, die Songs, die dargeboten wurden, allerdings definitiv moderner.

Einen großen Unterschied zur ersten Auflage dürfte das Angebot an Essbarem darstellen: Ähnlich wie bei der «Schouberfouer» ist auch auf der Braderie weit mehr „fir Iessen a Gedrénks gesuergt“ als noch vor 20 oder 30 Jahren. Das Phänomen ist wohl auch mit dem Trend der Foodtrucks verbunden, von denen einzelne auf dem Pariser Platz und in der Avenue de la liberté zu finden waren.  Wer zeitlich zur Stelle war, der konnte auf der place d’Armes oder auf der place de Paris ein Stück des Geburtstagskuchen ergattern.

Polizeieinsatz vor 90 Jahren

Die ganz großen Menschenmasse konnte man dieses Jahr aber nicht sehen – und sind auch schon lange nicht mehr vor Ort. Der gestrige Besucherandrang war weitaus harmloser, als es vor 90 Jahren der Fall gewesen sein muss.  Wie aus dem bereits erwähnten Tageblatt-Artikel hervorgeht, musste damals sogar die Polizei einschreiten: „Stellen- und stundenweise hatte die Polizei richtig Arbeit zu leisten, um den Ansturm auf die Straßenauslagen abzuwehren», schrieb der Tageblatt-Journalist 1929. Entweder war die Polizei damals nicht auf so viele Menschen auf einem Hafen vorbereitet und handelte lediglich aus Fürsorge oder aber es ist heute viel ruhiger als damals.

Noch ein weiterer Unterschied zu früheren Auflagen: Die Braderie ist längst nicht mehr ausschließlich nur eine Gelegenheit für die Geschäfte, ihre Lager vor der Herbst- und Winterkollektion zu leeren. In der Oberstadt finden sich, im Gegensatz zu den Braderien des vorigen Jahrhunderts, auch Stände von fast allen politischen Parteien rund um die place d’Armes. Sonderangebot vor der «Rentrée»?