Trügerische Idylle im Moseltal: Frost, Trockenheit und Esca-Syndrom verursachen verheerende Schäden

Trügerische Idylle im Moseltal: Frost, Trockenheit und Esca-Syndrom verursachen verheerende Schäden

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In der Nacht zum 4. Mai verursachte unerwarteter Frost enorme Schäden in den Rebanlagen der luxemburgischen Winzer. Die seit langem anhaltende Trockenheit und die extremen Temperaturen von bis zu 40 °C haben das Ausmaß an Ertrags- und Ernteeinbußen auf ein bislang kaum gekanntes Level ansteigen lassen. Unerforschte Rebholzkrankheiten wie die Esca geben den arg gebeutelten und ausgedörrten Rebenhängen den Rest. Weinbauminister Romain Schneider machte sich auf Einladung der Privatwinzer-Vereinigung OPVI vor Ort ein Bild vom katastrophalen Zustand der Weinberge.

Von Herbert Becker

Einen erfreulicheren Anlass, den Minister zu empfangen, hätten sich der Präsident der OPVI («Organisation professionnelle des vignerons indépendants»), Ern Schumacher, und seine Winzerkollegen schon gewünscht. Anlässlich der Generalversammlung der OPVI im Mai konnte der Minister wegen der Trauerfeierlichkeiten um Alt-Großherzog Jean nicht zugegen sein; er ließ jedoch verlauten, sich bei nächstbester Gelegenheit den Sorgen und Nöten der Winzerschaft zu widmen.

Grund zur Missstimmung bei ihm und all seinen Kollegen, so der Präsident, sei der unabwendbare, enorme Ernteausfall. Die verheerende Frostnacht vom 4. Mai hatte ja schon ihren Teil zu den Einbußen beigetragen, im Schnitt war seinerzeit hier von 30 bis 40 Prozent die Rede, in nicht wenigen Parzellen waren gar 80 bis 90 Prozent zu beklagen.

Verbrannte Trauben

Doch damit nicht genug: Der mangelhafte Wasserhaushalt vom vergangenen Jahr konnte einmal nicht ausgeglichen werden, dazu kamen die seit Wochen anhaltende Trockenheit und Extremtemperaturen von bis zu 40 °C, die letzten Endes dazu geführt haben, dass das Lesegut, das nicht vom Frost betroffen war, jetzt regelrecht verbrannt ist.

Vor einigen Jahren, so Schumacher, habe man sich zur Qualitätssteigerung der Erzeugnisse neuen Techniken und Erkenntnissen zugewandt. Dazu gehört unter anderem die teilweise Entlaubung der Rebstöcke, da die Sonnenbestrahlung einen äußerst positiven Einfluss auf die Aromatik der Trauben hat. Bei den aktuellen klimatischen Verhältnissen sei aber jetzt wohl ein Umdenken angebracht, das heißt, die Sonnenseite soll nun geschlossen gehalten werden, denn das Entlauben hat sich für die diesjährige Ernte als fatale Maßnahme erwiesen.

Junge Rebanlagen sind besonders betroffen

Schumacher zeigte der Delegation – darunter auch IVV-Direktor Roby Ley sowie die IVV-Abteilungsleiter André Mehlen und Serge Fischer – eine Rebzeile in der Lage „Wousselt“ mit durch Sonnenbrand vertrockneten Trauben. „Am ärgsten betroffen sind hier junge Anlagen“, so Schumacher. „Diese bringen normalerweise nach drei Jahren eine erste Ernte. Nach Frost und Trockenheit dauert es hier dann noch einmal drei bis vier Jahre, ehe die nächste Ernte zu erwarten ist. Die Winzerkollegen bewässern ihre Weinberge jetzt schon permanent, der Wasserhaushalt des Wurzelwerks ist durch den ausbleibenden Regen jedoch immer noch äußerst gering.“

Minister Romain Schneider zeigte sich sichtlich erschüttert und betroffen vom Ausmaß des zu erwartenden Ernteausfalls und versprach jede nur mögliche Hilfestellung seines Ministeriums.

Regenmangel ist schlimmer als Frost

Gegen Frost und Hagel, so erfahren wir von Roby Ley, können sich die Winzer versichern, gegen Trockenheit und Regenmangel natürlich nicht. Je nach Lage sind die Parzellen zwischen 15.000 und 50.000 Euro pro Hektar versichert, einen Teil der Beiträge subventioniert das Ministerium. Besonders geschädigt wurden die Weinberge um Wintringen, Wellenstein, Stadtbredimus und Greiweldingen, in Ehnen und Wormeldingen ist es nicht so verheerend.

Die Delegation fährt in den „Ehnerberg“. Hier finden wir Parzellen vor, an denen nicht eine einzige Traube hängt. „Hier macht es zum großen Teil überhaupt keinen Sinn, Erntehelfer zur Lese einzubestellen“, erklärt Serge Fischer den zahlreich erschienenen Medienvertretern, „denn hier gibt es nichts zu ernten.“

Die Rebholzkrankheit Esca

Frank Keyser vom Domaine Keyser-Kohll deutet auf Rebstöcke, die von der immer häufiger auftretenden Rebholzkrankheit Esca befallen sind. Dieser von holzzersetzenden Pilzen hervorgerufene Befall ist in den vergangenen Jahren immer öfter in Erscheinung getreten, 3 bis 4 Prozent der Rebstöcke müssen deshalb alljährlich erneuert werden, die Krankheit ist noch relativ unerforscht.

Bleibt für den geneigten Weinfreund nur die Hoffnung, dass das übriggebliebene Lesegut eine ähnlich gute Qualität hervorbringen kann wie das vergangene Erntejahr. Eine Katastrophe dieses Ausmaßes über ein weiteres Jahr hätte schwerwiegende Folgen für die Winzerschaft.

Reuter
2. August 2019 - 19.02

Dann gehen sie bankrott und der nächste kommt. Willkommen in der Marktwirtschaft.

luc jung
2. August 2019 - 11.56

Get den Alkohol elo mat Steiersouen nach mei heich subventioneiert?

Der Kellergeist
2. August 2019 - 11.52

Ich helfe gerne, zahle pünktlich meine Vorauszahlungen. Bin auch mit einer Steuererhöhung einverstanden um deren Reichtum nicht zu gefährden. An alle Neider, jeder hatte die Möglichkeit Winzer Bauer oder Busunternehmer zu werden????

Herbert Becker
2. August 2019 - 10.54

Bin mir gerade nicht sicher, ob Sarkasmus hier angebracht ist, besonders die kleinen Winzer betreffend, die die Genossenschaftskellereien beliefern. Da sind Existenzen bedroht. Wie ich schon geschrieben habe: ein solches Jahr verkraftet man schon mal, ein weiteres jedoch nicht.

Jang
2. August 2019 - 9.25

Daat ass wann een mat der Natur ze dinn huet, do besteet emmer een Risiko,egal waat fir een Beruf, déi eng kréien ennert d'Aerm gegraff,déi aaner mussen kucken daat se kloer kommen, trotzdem geet ett deer Branche do nach nett esou ganz schlecht, si haaten och mol ganz super Joeren,mais do denken si nett méi drun.

Jacques Zeyen
1. August 2019 - 22.45

Entlaubung zur Optimierung der Ernte. Jaja. Lasst die Natur mal schön gewähren. Die macht das schon. Immer wenn wir die Finger im Spiel haben gibt's irgendwelche "Spätfolgen". Das Laub schützt den Stock vor Frost und vor Hitze. Also,wenn ich Rebstock wäre ich würde das so tun.

Hubertus
1. August 2019 - 21.41

Neuesten Forschungen zufolge kann man Wein auch aus Trauben machen.

Urbain
1. August 2019 - 18.06

So was nennt man unternehmerisches Risiko. Dafür war letztes Jahr ja auch bombig.