Eine geile Zeit – 6.000 Menschen feiern in Esch die Luxembourg Pride

Eine geile Zeit – 6.000 Menschen feiern in Esch die Luxembourg Pride

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Die 20. Luxembourg Pride (früher „Gaymat“) des Landes und die zehnte in Esch ist vorbei. Das Abschlusswochenende mit dem Straßenfest und ganz besonders mit der Parade am Samstag hat den Veranstaltern zufolge mehr Menschen angezogen als in den Jahren zuvor.

Von Marco Goetz

Der offizielle Start des Abschlusswochenendes der Luxembourg Pride ist auf 12 Uhr angesetzt. Der Andrang auf dem Gemeindeplatz hält sich noch in Grenzen. Die politischen Parteien, vor allem deren Jugend, rüsten aber schon mal für die Materialschlacht.
Auf den ersten Blick sind alle da. Ach nein, es fehlen die Kommunisten, die ADR und die Konservativen aus Petingen. Nun gut. Bis zu den nächsten Wahlen dauert es ja noch ein wenig.

Auf der Bühne vor der Gemeinde spielt die deutsche Gruppe Herbst. Das passt zum wolkenverhangenen Himmel. Die Musik ist heiter, verspricht Sonnenschein.
Laurent Boquet, einer der Organisatoren, spaziert über den Platz. Sollte er nervös sein, dann versteckt er es gut.

Die Ruhe vor dem Sturm

In der Alzettestraße ist es ruhig. Mittagsstunde. Wenig deutet auf die Pride hin, mit Ausnahme der Flaggen an den rosafarbenen Leuchtmasten. Auch die Geschäftsauslagen sind nicht besonders dekoriert. Oder haben wir etwas übersehen? Am Vorabend des Nationalfeiertages ist das anders. Wobei es auch da immer weniger wird.

Oben am Brillplatz ist es noch ruhiger. Es ist erst 13 Uhr. Ein einziger Wagen steht am Startpunkt der Parade. Der niederländische Botschafter in Luxemburg ist bereits da. In Freizeitkleidung. Er bringt Material aus einem Auto zum Paradewagen. Er wartet auf seinen französischen und britischen Kollegen. Später werden sich noch der spanische und der belgische Botschafter dazugesellen, ebenso die Vertreterin der Europäischen Kommission in Luxemburg.

Ab und an blitzt die Sonne durch die Wolkendecke. Es besteht Hoffnung. Nach und nach tauchen aus allen Richtungen Menschen auf. Farbenfroh gekleidet, gut gelaunt, mit Regenbogenflaggen im Haar oder in der Hand. Stimmung kommt auf. Musiker überprüfen ihre Instrumente. Die Theatertruppe aus dem Escher „Lycée de garçons“ macht Werbung für ihr neuestes Programm.

Premierminister Xavier Bettel zeigt sich interessiert. Er begrüßt Passanten. „Ich bin Chantal“, sagt die Dame. „Xavier“, antwortet der Minister, dreht sich zur Seite und fügt hinzu: „Das ist mein Mann.“

So viele Teilnehmer wie nie zuvor

Unterdessen füllt sich der Platz vor dem Resistenzmuseum. Die Stimmung fängt an zu brodeln. „Go West“ von den Pet Shop Boys dröhnt aus den Boxen.

Fast pünktlich um 14 Uhr geht es los. Die bunte Parade setzt sich in Bewegung. Ganz vorne ein Polizeiwagen und, als Supervisors sozusagen, die zwei, die in den vergangenen Wochen viel mit der Organisation des Festes zu tun hatten: Laurent Boquet und Dominique Vitali, Letztere mit Lautsprecher. Es folgen einige Politiker, lokale und nationale. Die Regierung ist mit fünf Mitgliedern vertreten. Das freut die Veranstalter. Deren Angaben zufolge haben 6.000 Menschen aus Luxemburg und den Nachbarländern an der Parade teilgenommen. Es sind so viele wie nie zuvor. Ein schönes Bild für die Zuschauer links und rechts der Straße. Smartphones werden gezückt. Gut, dass der Festzug ab und zu stehen bleibt.

Ein beeindruckendes Spektakel

Die Querstraßen zur rue de l’Alzette sind mit Gemeindefahrzeugen abgeriegelt. Diese Wagen sind schnell hin und her zu bewegen und außerdem sehr solide. Die Idee stammt von der Polizei, sagt der freundliche Herr, der mit seinen Kollegen für die Sicherheit der Politiker zuständig ist. Man erkennt sie sofort. Sie sind die einzigen, die Krawatte und dunkle Anzüge tragen.

Der Festzug ist fast am Ziel angelangt. Im ersten Stock des „Centre Mercure“, auf der Terrasse, hat sich Tageblatt-Fotografin Isabella positioniert. Mensch, das wird ein Bild!
Kurz vor 15 Uhr erreicht die Spitze des Festumzuges den Rathausplatz. Über Lautsprecher gibt Dominique den Zuschauern Anweisungen, wo sie den Weg freimachen sollen. Der Festumzug ist so lange, dass die letzten noch nicht eingetroffen sind, als auf dem Platz bereits die offiziellen Reden gehalten werden.

Irgendwann sind diese Reden vorbei und die Menschenmenge möchte sich nur noch vom Show-Programm verzaubern lassen. Und so geschieht es. Bei fast perfektem Wetter bis in die späten Abendstunden.

René Charles
15. Juli 2019 - 17.13

Pride sollten déi Leit sin, well se sin unerkannt an hiren spezifëschen Charakteren, sin gläichberechtecht am Beruff, kënnen sech bestueden an eventuell als Erzeier vun engem adoptéierten Kand ugeholl gin. Dofir froen ech mech ob dat nët alles iwerflëssech, altbacken, dacks opdränglech an lächerlech as domat der Saach, dem Grondgedanken schued, wann do eng Art DSDS nogeäfft gët, eng Mister-Drag-Queen Wal as, an eng Art Kiermes/ Braderie/ Floumaart /Valentinsdag mat engem verspéiten Karneval-Ëmzuch. Do gët op Käschten vun guttgleewegen Leit ganz einfach Mënz gemaach.

toto
15. Juli 2019 - 10.32

Richtig. Eine gute,und schöne, Sache kann auf solche Weise verunstaltet werden. Die meisten Leute wissen wie's funktioniert,also praktizieren sie besser daheim. Die Akzeptanz ist mitlerweile im Volke angekommen und man sollte es dabei belassen. Feiern kann man auch so.Wie wär's z.B. mit dem "Staublungenrennen" in Echternach wo "Läufer" kiloweise mit Farben eingepudert werden und noch Wochen später ihre Taschentücher bunt anschneutzen können. Ist noch hirnrissiger als "Loveparades" aber die Leute mögen es.

titi
14. Juli 2019 - 20.09

Man kann auch alles übertreiben und auf die Spitze treiben. Die Toleranz gegenüber Schwulen.Lesben, Transgender, Transvestiten usw. geschieht im alltäglichen, normalen Umgang miteinander. Dazu bedarf es keiner Kavalkade oder Exhibitionismus. Sex gehört in die Privatsphäre und muss nicht unbedingt in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt werden . Das grenzt dann schon an Dekadenz. Das hat nichts mit Prüderie zu tun. Aber jeder soll auf seine Façon glücklich werden. Wie heisst es so treffend? Leben und leben lassen! Ich glaube, solche Veranstaltungen schaden der Sache eher als sie ihr nutzen.