100 Jahre „Maillot jaune“: Das Gelbe Trikot wird am 19. Juli ein Jahrhundert alt

100 Jahre „Maillot jaune“: Das Gelbe Trikot wird am 19. Juli ein Jahrhundert alt

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Am 19. Juli 1919 startete der Gesamtführende der Tour de France erstmals mit einem Gelben Trikot auf den Schultern. Es war der Franzose Eugène Christophe, der sechs Jahre zuvor in der Schmiede von Sainte-Marie-de-Campan einen Gabelbruch eigenhändig repariert hatte. In den 100 Jahren trugen neun Luxemburger das „Maillot jaune“ an 66 Tagen.

Von Petz Lahure


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Im Laufe seiner Karriere bekam der Belgier Eddy Merckx das „Maillot jaune“ 111-mal überreicht (Halbetappen eingerechnet). Er trug es an 97 Tagen und ist damit der absolute Rekordhalter. Hinter ihm rangieren Bernard Hinault (76 Tage in Gelb), Miguel Indurain (60), Chris Froome (59) und Jacques Anquetil (51).
Nicht mehr in diesem Klassement wird der verbannte US-Amerikaner Lance Armstrong geführt, der immerhin an 83 Tagen das „Maillot jaune“ überstreifen durfte.
Wegen Dopings gestrichen wurden u.a. auch Armstrongs Landsleute George Hincapie, Floyd Landis und David Zabriskie.


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Fahrer aus 24 Nationen kamen bisher in den Genuss des Gelben Trikots. Frankreich führt mit 84 Fahrern vor Belgien (56), Italien (27), den Niederlanden (17), Deutschland (14), Spanien (12), Luxemburg und der Schweiz (beide 9), Großbritannien (8), Australien (7), Dänemark (6), Irland (3), Kolumbien und Kanada (beide 2) sowie Südafrika, Österreich, USA, Estland, Norwegen, Polen, Portugal, Russland, der Slowakei und der Ukraine (alle 1 Fahrer). Macht insgesamt 256 verschiedene „Maillot jaune“-Trägern.


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Neun Luxemburger Fahrer haben in den 100 Jahren das Gelbe Trikot getragen: Nic Frantz an 37 Tagen (1927: 14 T.; 1928: 22 T.; 1929: 1 T.); Jean Majerus an sieben Tagen (1937: 2; 1938: 5); Andy Schleck an sieben Tagen (2010: 6; 2011: 1); Kim Kirchen an vier Tagen (2008); Jean Goldschmit an drei Tagen (1950); Bim Diederich an drei Tagen (1951); Charly Gaul an zwei Tagen (1958); Frank Schleck an zwei Tagen (2008); Arsène Mersch an einem Tag (1936). François Faber war an 25 Tagen Leader (1909: 13; 1910: 11; 1911: 1), doch damals gab es das „Maillot jaune“ noch nicht. Charly Gaul fuhr auch auf der ersten Etappe 1959 in Gelb. Damals durfte der Gewinner vom Vorjahr das Gelbe Trikot zu Beginn der nächsten Rundfahrt tragen, doch zählt dies nicht für dieses „Klassement“.


1894

Das „Maillot jaune“ wurde im Laufe der letzten 100 Jahre an 1.894 Tagen überreicht. Am öftesten fuhr ein Franzose in Gelb (an 616 Tagen), danach folgen die Belgier (388), die Italiener (208) und die Spanier (132). An 66 Tagen war ein Luxemburger Fahrer in Gelb. Die Bilanz in diesem Jahrhundert (ab 2001) sieht dagegen anders aus: Es führen die Briten (88 Tage in Gelb) vor den Franzosen (32) und den Spaniern (31). Luxemburg kommt auf 13 Tage im „Maillot jaune“.


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Im Jahr 2008 eroberten gleich zwei Luxemburger das „Maillot jaune“. Kim Kirchen streifte es nach der sechsten Etappe (Aigurande-Super Besse) über und trug es an vier Tagen, Frank Schleck bekam Gelb auf der 15. Etappe Embrun-Prato Nevoso, durfte sich am Ruhetag damit ablichten lassen und verteidigte es auf der Etappe Cuneo-Jausiers. In derselben Tour trug Kim Kirchen an sechs Tagen das „Maillot vert“ des Punktbesten, während Andy Schleck Sieben Tage im „Maillot blanc“ des besten Jungfahrers fuhr und dieses Schlussklassement gewann.


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Zwei Fahrer, die in Luxemburg leben, aber eine andere Nationalität haben, waren die ersten „Maillot jaune“-Träger ihres Landes. Der Däne Kim Andersen streifte das Trikot am 4. Juli 1983 nach der Etappe Valenciennes-Roubaix über und trug es an sechs Tagen. Zwei Jahre später fuhr er noch mal vier Tage in Gelb. Der Portugiese Acacio Da Silva gewann am 1. Juli 1989 die erste Etappe in der avenue de la Liberté in Luxemburg und trug für vier Tage Gelb.


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Dem Franzosen André Darrigade gelang zwischen 1956 und 1961 das Kunststück, fünfmal die erste Etappe zu gewinnen und damit erster Träger des Gelben Trikots zu werden. Gleich viermal hintereinander (1956, 1957, 1958, 1959) fuhr Darrigade als Erster bei der ersten Etappe über den Zielstrich. Im Jahr 1956 musste er das Trikot nach den ersten beiden Etappen abgeben, eroberte es im Laufe der Tour aber zweimal wieder zurück.


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Im Jahr 1958, als Charly Gaul die Tour gewann, trugen gleich acht Fahrer das „Maillot jaune“: der Reihe nach André Darrigade (F), Jos Hoevenaers (B), Wim van Est (NL), Gilbert Bauvin (F), Gerrit Voorting (NL), Raphaël Geminiani (F), Vito Favero (I) und Charly Gaul (L). Van Est, Voorting und Gaul gehörten derselben Nelux-Mannschaft an. Auch 1987 gab es acht Leader während der Tour: Jelle Nijdam (NL), Lech Piasecki (PL), Erich Maechler (CH), Charly Mottet (F) Martial Gayant (F), J.-F. Bernard (F), Stephen Roche (IRL), Pedro Delgado (E).


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Der Franzose Raymond Poulidor ist wohl der berühmteste unter den vielen Tour-de-France-Fahrern, die nie das „Maillot jaune“ tragen durften. Und das obwohl der heute 83-Jährige (geb. am 15.3.1936 in Masbaraud-Mérignat/Creuse) achtmal auf dem Podium stand (1962: 3.; 1964: 2.; 1965: 2.; 1966: 3.; 1969: 3., 1972: 3., 1974: 2.; 1976: 3.). „Poupou“, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird, bestritt die Tour 14-mal, 12-mal kam er in Paris ins Ziel.


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Das Durchschnittsalter aller Träger des Gelben Trikots beträgt 28 Jahre. In diesem Alter gewannen sowohl Bernard Hinault als auch Greg LeMond, Miguel Indurain, Pedro Delgado oder Marco Pantani die Tour. Im Gegensatz zu Pantani konnten die anderen mehrere Rundfahrten gewinnen. Was die fünf Fahrer noch gemeinsam haben: Bei ihrem Toursieg waren sie an sieben Etappen und mehr in Gelb gekleidet.


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Eugène Christophe war der erste Fahrer, der sich als Leader in Gelb kleiden durfte. Er übernahm in der Tour 1919 die Führung nach der vierten Etappe in Les Sables-d’Olonne, doch das „Maillot Jaune“ wurde ihm erst nach der elften Etappe in Grenoble überreicht. Der denkwürdige Akt fand am Morgen des 19. Juli 1919 im „Café de l’Ascenseur“ am Cours Gambetta statt. Tour-Direktor Henri Desgrange widmete der Überreichung folgende Zeilen in der Zeitung L’Auto (Vorgängerin von L’Equipe): „J’ai remis ce matin au vaillant Christophe un superbe Maillot jaune. La lutte va être passionnante pour la possession du maillot.“ Erster Schlusssieger im Gelben Trikot wurde der Belgier Firmin Lambot.


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Drei Fahrer trugen das Gelbe Trikot vom ersten bis zum letzten Tag: Ottavio Bottecchia 1924, Nic Frantz 1928 und Romain Maes 1935. Auch Jacques Anquetil kleidete sich 1961 am Abend der zweigeteilten ersten Etappe in Gelb, doch hatte André Darrigade morgens den Sprint der ersten Halbetappe gewonnen und das Leadertrikot übergestreift. Nic Frantz ist der einzige Fahrer, der in Gelb startete (er hatte die Tour 1927 gewonnen und ging 1928 mit dem „Maillot jaune“ auf den Schultern ins Rennen) und dieses Trikot bis Paris nicht mehr abgab.


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Nach der siebten Etappe der Tour de France 1929 von Les Sables-d’Olonne nach Bordeaux lagen André Leducq, Victor Fontan und Nicolas Frantz zeitgleich auf dem ersten Platz.
Damals wurden die Konkurrenten noch nicht durch Zehntel-, geschweige denn Hundertstelsekunden getrennt. Gemäß Reglement bekamen alle Fahrer drei ein „Maillot jaune“ überreicht. Neun Jahre zuvor bummelten die Fahrer auf den ersten Etappen derart, dass Philippe Thys, Louis Mottiat, Jean Rossius, Emile Masson und Felix Goethals zeitgleich waren. Keiner der fünf durfte Gelb überstreifen.


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Dreimal fiel die Entscheidung um den Toursieg erst auf der letzten Etappe. Im Jahr 1947 griff der Franzose Jean Robic zwischen Caen und Paris in der Côte de Bonsecours an. Er kam zwar sieben Minuten hinter Etappensieger Briek Schotte ins Ziel, distanzierte Leader Pierre Brambilla aber um 13 Minuten und ließ sich in Gelb kleiden. Am 21. Juli 1968 nahm der Holländer Jan Janssen auf der letzten Etappe, einem Zeitfahren, dem Belgier Herman Van Springel das „Maillot jaune“ ab. Ähnliches passierte 1989 zwischen dem Franzosen Laurent Fignon und dem Amerikaner Greg LeMond. Am Ende behielt Letzterer die Oberhand mit knappen acht Sekunden Vorsprung, dem kleinsten aller Abstände in der 116-jährigen Tour-Geschichte.


1937

In den letzten 100 Jahren kam es des öfteren vor, dass der Träger des Leadertrikots durch Sturz, Unfall oder Verletzung aus dem Rennen geworfen wurde. Im Jahr 1937 aber traten gleich zwei Fahrer im Leadertrikot die Heimreise an. Zuerst verließ der Italiener Gino Bartali die Rundfahrt nach einem Unfall auf der achten Etappe (er stürzte kopfüber in einen Gebirgsbach und wurde von Fieber befallen), acht Tage später verzichtete sein Nachfolger Sylvère Maes auf das Gelbe Trikot, weil man ihm 15 Strafsekunden aufgebrummt hatte. Der Belgier fürchtete sich auch vor fanatischen Zuschauern, die alles taten, um ihren Liebling Roger Lapébie zu bevorteilen.


16

Insgesamt 16 Fahrer gaben aus den verschiedensten Ursachen mit dem „Maillot jaune“ auf den Schultern auf. Der erste war der Franzose Francis Pélissier, der 1927 auf der sechsten Etappe passte, der letzte der Deutsche Tony Martin, der sich 2015 mit einem Schlüsselbeinbruch über die Straßen quälte und auf der sechsten Etappe in den Mannschaftswagen stieg. Die berühmtesten Fahrer, die in Gelb gekleidet verzichten mussten, waren der Spanier Luis Ocana (Sturz in der Abfahrt des Col de Menté 1971) und der Franzose Bernard Hinault (Knieleiden 1980).


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Vier Fahrer fuhren an ihrem Geburtstag während der Etappe im Gelben Trikot: Der Italiener Gino Bartali (1948, 1949), der Franzose Jean Malléjac (1953), der Spanier Miguel Indurain (1993, 1994, 1995) und der Kolumbianer Victor Hugo Pena (2003). Drei Fahrer bekamen das Trikot nach der Etappe an ihrem Geburtstag übergestreift: Der Spanier Federico Bahamontes (1963), der Franzose Ronan Pensec (1990) und der Schweizer Alex Zülle (1996).


67

In den hundert Jahren des „Maillot jaune“ trugen 67 Fahrer das symbolträchtige Trikot nur an einem Tag. Einer davon ist der Franzose Jean-Pierre Genêt, der die Tour de France 1967 auf dem 78. und letzten Platz beendete und im Jahr danach am 1. Juli ins Gelbe Trikot fuhr. Genêt war im Mercier-Hutchinson-Team einer der treuen Helfer von Leader Raymond Poulidor, dem dieses Kunststück nie gelang. Poulidor (83) ist immer noch als Werbehelfer im „Village du Tour“ beim Hauptsponsor Le Crédit Lyonnais anzutreffen … wie gehabt in einem Gelben Trikot!


2011

Am 21. Juli 2011 gewann Andy Schleck die mittlerweile legendäre Etappe Pinerolo-Galibier Serre Chevalier, tags darauf übernahm er auf der Alpe d’Huez das „Maillot jaune“, das der Franzose Thomas Voeckler zuvor an zehn Tagen getragen hatte. Andy Schleck fuhr auf der Zeitfahr-Etappe Grenoble-Grenoble in Gelb, musste das Leadertrikot am Abend des 23. Juli aber an Cadel Evans abtreten, der tags darauf in Paris als Sieger vor Andy und Frank Schleck gekrönt wurde. Seither trug kein Luxemburger Fahrer mehr das Gelbe Trikot bei der Tour.


2012

Ein allerletztes Mal hatte Andy Schleck das gelbe Schmuckstück am 29. Mai 2012 am Oberkörper … im Mondorfer Casino 2000. Und zwar anlässlich der offiziellen Übergabe des „Maillot jaune“ an den Gewinner … von 2010. Fast zwei Jahre hatte die Prozedur gedauert, um den Spanier Alberto Contador wegen Dopings zu disqualifizieren und Andy Schleck den Tour-Sieg am grünen Tisch zuzusprechen.

den Idealist
7. Juli 2019 - 8.46

Leider ist es eine Illusion, zu glauben, dass der Radsport und der Sport im allgemeinen einmal dopingfrei, lies sauber, sein werden. Kein Wunder, wenn schon die obersten internationalen Gremien so korrupt sind wie's nur geht. Es ist viel zu viel Geld im Spiel. Es scheint in der Natur des Menschen zu sein, zu mogeln. Anscheinend greifen sogar Freizeitsportler zu verbotenen leistungssteigernden Substanzen. Die Moral bleibt auf der Strecke und die viel gerühmte, überstrapazierte sportliche Fairness gibt es nicht mehr, falls es sie je gegeben haben sollte.

Hubertus
6. Juli 2019 - 14.58

Wetten daß es wärmer wird nach der TdF !!!! Ich versuche gerade Greta anzurufen damit die diesem Wahnsinn ein Ende setzt ! Das kann doch nicht so weitergehen.

Grober J-P.
6. Juli 2019 - 0.34

100 ans d'un maillot très souillé! Que fête-on?

trotinette josy
5. Juli 2019 - 23.43

Demnach wäre die TdF schuld am Klimawandel?

de bouferpapp
5. Juli 2019 - 20.09

Unter den vielen ehemaligen Trägern des Gelben Trikots, ein " Maillot jaune ", Raymond Poulidor, liebevoll Poupou genannt, der ewige Zweite, dem es nie gegönnt war das begehrte Trikot überzustreifen. Und gerade auch deswegen hat er Radsportgeschichte geschrieben. " Un grand champion "!

Hubertus
5. Juli 2019 - 18.57

Wenn wir schon bei den Statistiken sind : Wie sieht es eigentlich mit der Klimabilanz der Tour de France aus? Der Fahrradsport wird doch als mega-ökologische Sportart angesehen. Fangen wir doch bei der Reklame-Karawane an: 180 Autos, Lkws und andere Fahrzeuge. Und dann zur Tour selbst : Pro Team 2 Mannschaftswagen und 5 weitere Autos für Masseure, Pressesprecher, Gäste etc., je1 Reisebus,1 LKW ,1 großes Wohnmobil und 5 Transporter. Das macht bei 22 Teams 154 Autos, 22 Reisebusse , 22 LKW , 22 große Wohnmobile und 110 Transporter. Das sind insgesamt 532 Motorfahrzeuge die jedes ca. 3300 Kilometer abspulen werden , also zusammengerechnet 1'755'600,00 Kilometer ohne die Verbindungwege von der Ziel-stadt zur nächsten Start-Stadt . Wieviel Kamera-Motorräder und Kamera-Hubschrauber im Einsatz sind kann jeder jeden Tag vor dem Bildschirm selbst zählen. Man müsste mal bei Greta nachfragen wieviele Tonnen CO2 das ergibt. Ich denke da ist selbst ein Ereignis wie die 24 Stunden vom Nürburgring oder Le Mans ein Klacks dagegen. Und dann wundern wir uns über den Klimawandel !