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Liebesgrüße aus Carchi: Carapaz träumt vom Sieg beim Giro d’Italia

Liebesgrüße aus Carchi: Carapaz träumt vom Sieg beim Giro d’Italia

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Richard Carapaz ist vor dem Schlusswochenende der große Favorit auf den Gewinn des 102. Giro d’Italia. Der Weg aus der ecuadorianischen Provinz Carchi bis ins Rosa Trikot war ein weiter.

Das schönste Geschenk zu seinem 26. Geburtstag erreichte Richard Carapaz aus dem fernen Ecuador. Freunde der Familie hatten den weiten Weg aus der Provinz Carchi zum Giro d’Italia nach Antholz auf sich genommen, im Gepäck eine liebevoll hergerichtete Box seiner Frau, verziert mit Schleife und einem mit Goldherzen gefüllten Luftballon.

Die rührende Überraschung im Ziel der 17. Etappe wirkte, für einen Moment schien selbst die Freude über das Rosa Trikot auf seinen Schultern in den Hintergrund zu rücken. Dieses hatte der Gesamtführende der 102. Italien-Rundfahrt am Mittwoch nicht nur mit Bravour verteidigt, er baute seinen Vorsprung auf die Verfolger sogar leicht aus. Carapaz will ihn bis zum großen Finale am Sonntag in Verona nicht mehr hergeben.

«Man kann sich nie sicher sein, es kann noch viel passieren. Aber wir sind selbstbewusst», sagte Carapaz. Das rund zweiminütige Polster, das er auch nach der Etappe am Donnerstag auf Vincenzo Nibali (Italien/Bahrain Merida) und Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) besaß, sei beruhigend. Gewonnen hat die 18. Etappe der Italiener Damiano Cima, vor seinem Landsmann Consonni Simone (3.) und dem deutschen Pascal Ackermann (2.).

Jungels 77., Gastauer 84.

Bob Jungels landet mit 9 Sekunden Rückstand auf Platz 77. Ben Gastauer kam als 84. mit 17 Sekunden Rückstand ins Ziel. Im Gesamtklassement rutschen die beiden Luxemburger jeweils um zwei Plätze nach vorne und liegen nun auf Rang 27 (Jungels) bzw. 82 (Gastauer).

Dass Carapaz und nicht Nibali oder Roglic vor den entscheidenden Etappen die besten Chancen auf den Gesamtsieg hat, war so im Vorfeld nicht zwingend zu erwarten gewesen. Richard Carapaz ist beim Giro d’Italia der große Durchbruch gelungen. Das Talent für den Radsport hatte er stets, es zu fördern erwies sich aber als schwierig. Auf den Straßen seiner Heimat Carchi, einer Provinz in den Anden an der Grenze zu Kolumbien, wachsen in Kinderherzen zumeist andere Träume als von Heldentaten bei den großen europäischen Radrennen.

«Ich liebe mein Land, aber es ist leider sehr fußballfokussiert. Die bekommst nur die nötige Hilfe, wenn du dich für diesen Sport entscheidest», sagte Carapaz, nachdem ihm 2016 das Movistar unter Vertrag genommen hatte: «Es bis in die WorldTour zu schaffen, ist in einem Land wie Ecuador extrem schwierig.»

Kolumbien als Talentschmiede im Radsport

Carapaz zog es deshalb nach Kolumbien. Das Nachbarland hat sich einen Ruf als Talentschmiede im Radsport verdient: Durch die Höhenlage und eine gute Förderung gelten die Kolumbianer besonders im Gebirge als stark. Nicht nur Ex-Giro-Sieger Nairo Quintana oder Top-Talent Egan Bernal (Team Ineos) stellen das regelmäßig unter Beweis.

Auch Carapaz bestritt in jungen Jahren viele Rennen im Nachbarland. «Ich habe nie aufgegeben, das war der Schlüssel», sagte Carapaz, der mit seinen guten Leistungen die Aufmerksamkeit des spanischen Movistar-Teams auf sich zog und inzwischen wohl auch auf dem Wunschzettel der Ineos-Mannschaft um Chris Froome steht.

Die Ziele, die er sich einst in Carchi setzte und nie aus den Augen verlor, verriet er nach seiner Vertragsunterschrift bei Movistar vor drei Jahren. «Mein größter Traum? Der Sieg beim Giro d’Italia», sagte er damals. Für Richard Carapaz ist er zum Greifen nah.

 

(SID)