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Kunstecke„Melpomene“, Muse im Fokus der Skulptur

Kunstecke / „Melpomene“, Muse im Fokus der Skulptur
Am 13. Juli haben in Koerich Bildhauer(innen) aus fünf Ländern ihre Marmor- und Granitblöcke in Angriff genommen, um am Sonntag, 31. Juli, die der Muse Melpomene gewidmeten Werke dem Publikum zu präsentieren

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Zwei Ereignisse beherrschen dieses Skulpturen-Wochenende: Mit „Melpomene“ wird am Sonntag das 6. Skulpturen-Symposium in Koerich abgeschlossen. Am Samstag feiert Schifflingen ab 11.00 Uhr sieben Figuren von Tom Flick und Doru Nuta, die nahe des „Marxeweier“ (Schmëttbësch) errichtet wurden, mit einer Expo in der Gemeindegalerie.

In den Sixthfloor-Ateliers in Koerich arbeiten nicht nur Künstler übers ganze Jahr, auch werden regelmäßig Ausstellungen auf der Piazza, mit Beteiligung eingeladener Künstler, organisiert. Im Rhythmus von drei Jahren findet hier außerdem ein internationales Skulpturensymposium statt. Seit dem 13. Juli haben Bildhauer(innen) aus fünf Ländern ihre Marmor- und Granitblöcke in Angriff genommen, um am Sonntag, den 31. Juli die der Muse Melpomene (einer von insgesamt neun) gewidmeten Werke dem Publikum zu präsentieren. Seit 2007 liegt in den Sixthfloor-Ateliers, innen wie außen, viel Staub in der Luft: Bildhauerei mit Marmor, Alabaster, Sandstein oder Granit ist in der Tat eine „staubige“ Angelegenheit. Neben Hammer, Bohrer, Meißel oder Schleifscheiben können Künstler dieses Genres nur mit Schutzmasken und Ohrenstöpsel aktiv sein; es ist ein mühseliges Schaffen, das darüber hinaus viel Kreativität verlangt. Um aus einem massiven Block eine Skulptur – abstrakter oder figürlicher Art – zu schaffen, bedarf es meist einer vorbereitenden Zeichnung und eines aus Lehm (neuerdings auch eines mit 3D-Gerät) erstellten Modells, bevor es an die Arbeit am harten Material geht.

Drei weitere Triennalen bis 2031

Tom Flick, bekannter und erfahrener Bildhauer, hat diese Skulpturen-Triennale in Form eines offenen Symposiums ins Leben gerufen. Er lädt dazu Kollegen aus anderen Ländern ein, besorgt das gewünschte Material und hat es sich zur Aufgabe gestellt, in neun Symposien die kanonischen neun Musen als Vorbild und Anreiz zu nehmen. Die Muse steht in der griechischen Mythologie für die „feste Begleiterin Apolls, des Gottes der Ratio und der Künste, und inspiriert Kunst und Geist gleichermaßen“. 2022 feiert Flick mit Hanife Neris Yüksel aus der Türkei, Masa Paunovic aus Serbien, dem Schweden Lukas Arons sowie dem Rumänen Doru Nuta mit „Melpomene“ die Muse der tragischen Dichtung.

Die Motive und das zu bearbeitende Material sind vom jeweiligen Künstler ausgewählt. 2022 stehen zweimal portugiesischer sowie griechischer Marmor und einmal nordischer Granit bereit. Die zu fertigenden Skulpturen reichen von der Darstellung einer Wolke oder liegenden Figur bis hin zu einer himmlischen Pforte, kurzum: Die Sicht auf Melpomene ist vielseitig. Es ist auch ein Zeugnis der gewollten „intellektuellen Dimension“, die sich an der „Muse“ personifiziert und den „kreativen Gedanken par excellence“ dokumentiert. Tom Flick orientiert sich bei diesem Symposium an der „Idee und dem Grundgedanken“ von Karl Prantl, der 1958 das erste europäische Bildhauersymposium in St. Margarethen im Burgenland in Österreich organisierte. Unter freiem Himmel und international ausgerichtet im Dialog der Teilnehmer(innen), sollen derartige Veranstaltungen abgehalten werden. In Koerich wird sich an dieses Prinzip gehalten – bislang eine reine Männersache, doch in diesem Sommer sind zum ersten Mal auch zwei Bildhauerinnen aus Serbien und der Türkei (siehe oben) mit dabei.

Wie es die Tradition will, haben die Teilnehmer(innen) auf der Piazza auch eigene Tischskulpturen und mittlere Standwerke aus diversen Materialien zum Verkauf ausgestellt. Nach mehrtägiger Arbeit werden am Sonntag, den 31. Juli die Skulpturen offiziell enthüllt und vorgestellt. Ob sie Abnehmer finden, wird sich zeigen. Die von uns vor ein paar Tagen gesichteten Zwischenstadien der Werke lassen auf ausdrucksstarke, fertige Skulpturen schließen – ein Abstecher nach Sixthfloor (3, Neimillen, Koerich) lohnt sich demnach auf jeden Fall.

Sieben Nixen am Weiher

Für Tom Flick und Doru Nuta ist es damit allerdings nicht getan. Sie haben, im Auftrag der Gemeinde Schifflingen, in den letzten Monaten sieben Figuren fraulicher Gestalt als Modell erschaffen und später, im Rahmen eines in das Programm Kulturhauptstadt Esch22 integrierten Projektes, zur Verschönerung des „Marxeweier“ in Stein gemeißelt. Die ansehnlichen Statuen wurden vor kurzem ihrer finalen Bestimmung übergeben.

„Lapis manu factus / Lapis mente factus“, heißt es an diesem Samstag ab 11.00 Uhr in der neuen Kunstgalerie der Gemeinde im Herzen der Ortschaft. Im Erdgeschoss werden die Modelle der Statuen samt Entstehungsgeschichte dem Publikum präsentiert. Im Obergeschoss der Galerie stellen Tom Flick und Doru Nuta zudem kleinere Skulpturen aus. Die Vernissage findet im Beisein des Schöffenrates statt. Die Galerie ist mittwochs bis sonntags von 14-18 Uhr geöffnet. Diese Ausstellung kann den ganzen Sommer über, bis zum 3. September, besucht werden. Es ist ein weiterer Höhepunkt in der recht jungen Geschichte dieser schmucken Galerie.

Zwei hochkarätige Skulpturen-Momente an diesem Wochenende lassen jedoch den vor Wochen eröffneten, international ausgerichteten Skulpturenweg und die abwechslungsreiche Skulpturenschau im Park des Thermalbades in Mondorf-les-Bains nicht vergessen. Auch dies sind zwei Highlights, die den heißen Sommer 2022 zu einem weiteren Meilenstein in der langen Skulpturengeschichte des Landes machen und Kunstfreunde zu angeregten kulturellen Promenaden anspornen.

Tom Flick und Doru Nuta haben, im Auftrag der Gemeinde Schifflingen, sieben Figuren fraulicher Gestalt erschaffen
Tom Flick und Doru Nuta haben, im Auftrag der Gemeinde Schifflingen, sieben Figuren fraulicher Gestalt erschaffen Foto: Mars Lepine

Infos

Infos zu den Symposium-Künstlern:
www.muse-symposium.eu
www.masapaunovic.com
www.lukasarons.eu
www.sculpture.lu
www.nutadoru.wixsite.com/mysite-1