Eine Woche ist es mittlerweile her: Der Kirchberg wurde im Juli 2022 zum Schauplatz der nächsten Runde des Super-League-Streits. Die spanische Gesellschaft „European Super League Company“ (ESLC) – angetrieben von ihren letzten drei Überbleibseln, Real Madrid, Juventus Turin und dem FC Barcelona – hatte in Spanien Klage gegen den europäischen Fußballverband UEFA sowie den Weltverband FIFA eingereicht. Die Spanier baten deshalb den Europäischen Gerichtshof, ein EU-Recht für das Verfahren auszulegen. Konkret geht es um Vorwürfe der Kartell-Organisation und Monopolisierung: Die Frage, mit der sich der EuGH beschäftigen muss, ist, ob UEFA und FIFA ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen – um sich damit gegen Konkurrenz für das Produkt Champions League zu wehren.
So blickte die ganze (Fußball-)Welt für zwei Tage nach Luxemburg. 20 europäische Staaten nutzten die Möglichkeit, ihren Standpunkt gegenüber den Super-League-Plänen klarzumachen. Eine Aussage aus Luxemburger Sicht gab es allerdings nicht. Eine verpasste Chance, wie es Jurist Marc Theisen im Tageblatt-Gespräch (12. Juli) unterstrich. 15 Richter, also das Maximum, wurden beauftragt, sich beide Seiten anzuhören. Die Süddeutsche verglich den Auftritt der „dutzenden EU-Vertreter, Handelsjuristen, Lobbyisten und Fußballemissäre“ später mit einem „Basar“.
Mit Teppichpreisen in Marrakesch haben die Summen, um die es geht, aber nichts zu tun. Einerseits stehen Milliarden von Euro für ein paar nimmersatte Vereinspräsidenten und deren Berater auf dem Spiel, aber eben auch die grundlegenden Werte des organisierten Sports. Wer der UEFA vor zwei Jahren Geldgier bei der Entwicklung eines dritten Europapokals vorgeworfen hatte, den widert das Konzept einer Super League – und eine kassenfüllende Vermarktungsstrategie dieses elitären Kreises der Superreichen – logischerweise an. Aus nationaler Sicht ist die Conference League nicht unbedingt derart unattraktiv, da besonders der Champions-League-Teilnehmer länger „überlebt“, da er immer wieder in den nächsten Wettbewerb zurückgeschüttet werden kann.
Mit der Entstehung einer Super League würden nicht nur die Konzepte der aktuellen Wettbewerbe über den Haufen geworfen werden. Sie würde alles andere erdrücken. Wie interessant und lukrativ wäre eine Conference League gegenüber der mächtigen Maschinerie von Barça und Co.? Das Prinzip der Solidarität – der Verteilung der UEFA-Gelder an die Verbände – wäre trotz halbherziger Versprechen der ESLC ebenfalls Geschichte. Eine Katastrophe für kleine Föderationen und Klubs.
Über diese mögliche Zukunft des internationalen Sports wird Ende des Jahres in der Luxemburger Hauptstadt entschieden. Zwar ist in absehbarer Zeit kein FLF-Vertreter beim Projekt Super League direkt involviert – doch die katastrophalen Folgen wären für jeden Fußballromantiker die gleichen. Und das wäre einzig und allein super schlecht.
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