Zahlreiche andere Luxemburger Künstler zeigen ihre Werke in Ausstellungen diverser Ausrichtungen sowohl national als auch auf internationaler Bühne, kurzum, sie beleben den Kunstsommer im Großherzogtum. Und da die Kunstszene stets im Rück- und Ausblick zu betrachten ist, wollen wir heute auf unterschiedliche Initiativen zur Erinnerung an gewesene Größen der nationalen Kunstwelt verweisen.
Vor einigen Tagen wurde mit großem Pomp (das ‚T’ berichtete am letzten Samstag) die Ausstellung „Romain Urhausen in seiner Zeit“ mit geschickt inszenierten Lichtbildern des im letzten Jahr verstorbenen Fotografen im Rahmen der „Rencontres de la photographie d’Arles“ eröffnet. Erbgroßherzog samt Gattin, Premierminister, Kulturministerin und eine ganze Gefolgschaft hatten sich für dieses Event nach Arles begeben, um dort in historischer Kulisse eines Luxemburger Fotografen zu gedenken, der bei den Vorbereitungen selber noch mit Hand angelegt hatte. Die Entscheidung, seine Fotografien bei den internationalen Fototagen im südlichen Arles als Aushängeschild für Luxemburg zu zeigen, war ursprünglich nicht als posthume Hommage, sondern als Anerkennung gedacht.
Architekt und Fotograf, hat Romain Urhausen zeitlebens seine Kunst mit Sorgfalt und Engagement sowie Sinn fürs Spezifische in unserer so unbarmherzigen Alltagswelt gepflegt und dabei auch den Blick fürs Kuriose und Experimentelle im Sinne bestimmter Vorbilder nicht vernachlässigt. Um den „Daheimgebliebenen“ trotzdem einen kleinen Einblick in seine Kunst zu gewähren, werden im Stadtpark Merl im Rahmen von Lët’z Arles eine kleine Auswahl an Werken des Fotografen für jeden Spaziergänger zugänglich gezeigt. Die Mühe lohnt sich, auch wenn einige der gezeigten Lichtbilder erklärungsbedürftig sind. Kurator Paul di Felice führt gerne durch Park und Schau unter freiem Himmel.
Werke von Bert Theis in Frankreich und Polen
Nicht weit von Arles entfernt liegt Nice, eine Perle der Côte d’Azur, Reiseziel zahlreicher Landsleute, die Sonne, Meer und französisches Flair gerne genießen, dies umso lieber, als die Stadt auch kulturell so manches zu bieten hat. In der Villa Arson und vor allem im Mamac („Musée d’art moderne et d’art contemporain“) laufen seit bis Ende August zwei sich ergänzende Ausstellungen, mit Fokus auf Italien ausgerichtet.
Die italienische Kunst von 1960 bis heute ist in zwei Expos unter die Lupe genommen worden, einmal unter dem Titel „Vita Nuova“, kuratiert von Valérie Da Costa im Mamac, und bereits seit Mai „The Future Behind Us“ von Marco Scotini in der Villa Arson. In diesen Gruppenausstellungen sind auch einige Werke des Luxemburgers Bert Theis zu sehen, ausgewählte Arbeiten des auch in Mailand aktiv gewesenen Künstlers werden hier im Rahmen italienischer Kunst gezeigt. Der international renommierte Künstler Bert Theis kommt in diesem Jahr außerdem in weiteren Ausstellungen in Frankreich zu Ehren und ist noch bis Ende August im Laznia-Zentrum für zeitgenössische Kunst in Gdansk/Danzig (Polen) mit Werken im öffentlichen Raum in Verbindung zur gestandenen Architektur vertreten.
Man erinnert sich an einige spektakuläre Werke dieser Art, die auch im Mudam anlässlich seiner großen Retrospektive gezeigt wurden. Seine Isola Utopia, die er mit viel Einsatz geschaffen und verteidigt hat, sorgt so oder so auch heute noch für Interesse. Erinnern wir daran, dass die Vereinigung Bert Theis Archive Börsen für innovationsfreudige junge Künstler vergibt. Derweil diese von einer Jury bestimmt werden, kann jeder Interessierte Mitglied dieser Organisation (www.berttheis.com) werden.
Majerus-Jahr zum 20.Todestag eingeläutet
Der Dritte im Bunde der nicht mehr unter uns weilenden heimischen Künstler, an die so oder so in diesen Wochen erinnert wird, ist selbstredend Michel Majerus. Er starb allzu jung bei einem Flugzeugunglück, als er von Berlin nach Luxemburg reiste. Berlin ist übrigens die Hauptstätte seines Wirkens gewesen. Hier unterhielt er ein großes Atelier. Kein Wunder, dass 20 Jahre nach seinem Tode im Oktober in der deutschen Metropole eine Schau mit einer Auswahl an Frühwerken eröffnet wird, später dann, am 6. November 2022, Todestag des Künstlers, folgt eine große Ausstellung in seiner Galerie, bevor in Hamburg, wie auf www.michelmajerus.2022.com berichtet, diese Hommage ausgebaut und im Dezember das von Majerus Estate und Partnern initiierte Jahr zu Ehren des Künstlers mit einer weiteren Schau abgerundet wird. Zusätzliche Ausstellungen in deutschen Museen und Events sind geplant, auch im Mudam in Luxemburg.
Gilt Majerus als Triebfeder einer leicht lockeren, äußerst vielseitigen Kunst mit zahlreichen Zitaten anerkannter Wegbereiter der Pop-Art, so übt seine frische, unkonventionelle Art Kunst im Zeitgeist einer aufkommenden jungen an Comic/Pop sowie modernen aus der Werbung inspirierten Stilen auf eine neue Künstlergeneration Faszination aus. In seinem Geburtsland Luxemburg hat sich Majerus, der 1967 geboren und 2002 verstorben ist und etwa zehn Jahre lang aktiv als Künstler gewirkt hat, zum ersten Mal anlässlich der international ausgelegten Expo Manifesta II einer breiteren Schicht an Kunstinteressierten präsentieren können. Im Ausland war er damals bereits anerkannt. Vor allem in Deutschland sind seine Arbeiten in zahlreichen Museen und Sammlungen präsent, sodass ihm nun wohl bei Gelegenheit seines 20. Todestages breit gestreute Anerkennung beim Publikum und in der Kunstwelt sicher sein dürfte.
Drei Luxemburger Künstler unterschiedlicher Genres und angepeilter Karrieren erfahren demzufolge im Sommer/Herbst 2022 eine neue Öffentlichkeit, wenn auch nicht aus den gleichen Anlässen und auf recht diverse Art und Weise. Fazit, im Kulturjahr 2022 präsentiert sich Luxemburgs Kunstwelt im Rückspiegel mit drei Akteuren, die Kunstgeschichte geschrieben haben.
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