Man muss kein Kino-Fan sein, um mit dieser Musik davonzuschweben – darf es aber natürlich gern! Die Besucher, die sich im vergangenen Oktober zu den Konzerten „John Williams dirigiert John Williams“ in der Berliner Philharmonie einfanden, scheinen es auf jeden Fall zu sein. Die Künstler gaben drei Konzerte, die trotz wieder ansteigender Corona-Zahlen allesamt ausverkauft waren.
Doch auch wer nicht live bei diesem Ereignis dabei war, kann es noch nachträglich genießen. Hören und sehen lässt sich dieses Konzert, wenn man sich in der „Digital Concert Hall“ auf der Seite der Berliner Philharmonie anmeldet. Als musikalisches Erlebnis empfiehlt sich jedoch die Anschaffung des Doppelalbums als Langspielplatte: „John Williams, Berliner Philharmoniker – The Berlin Concert“ erschienen bei der Deutschen Grammophon im April dieses Jahres. Die CD-Version wurde bereits am 8. Februar anlässlich des neunzigsten Geburtstags des weltberühmten Film-Komponisten herausgebracht.
Drei Konzerte vor großem Publikum, die Williams in einem stolzen Alter von 89 Jahren dirigierte, allein das ist wohl schon eine Herausforderung und ein Ereignis, das man gern mit dem sonst abgegriffenen Zusatz „Mega“ versehen möchte.
Die Liste seiner Filmmusiken erscheint endlos, Williams arbeitete mit Regisseuren wie Steven Spielberg, George Lucas oder Alfred Hitchcock zusammen. „Krieg der Sterne“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, „E.T. – Der Außerirdische“, „Jurassic Parc“, „Terminal“, „Indiana Jones“, „Harry Potter“ sind nur einige cineastische Highlights, zu denen er den musikalischen Rahmen schuf. Filme, die nicht nur den üblichen Kenner der klassischen Musik ansprechen. Und so erschien auch das Publikum an diesen Konzertabenden in der Berliner Philharmonie ein anderes zu sein. Es wirkte jünger, natürlich weiterhin elegant, aber die leichte Steifheit eines Abends mit einem klassischen Konzert mischte sich fast mit einer Atmosphäre eines Kinobesuchs.
Und auf der Bühne? Es ist eine Musik, bei der die Bläser aufleben: Trompeten, Hörner, Posaunen, aber auch Fagott, Oboe, Klarinette, Flöte und nicht zuletzt die Piccoloflöte sind bei aller Opulenz der Filmmusik ein Genuss für die Ohren. Williams, so erklärte er dem Auditorium, fühle sich mit der Option, seine Musik mit dem vielleicht besten Orchester der Welt, den Berliner Philharmonikern, in Berlin zu Gehör zu bringen, sehr geehrt. Der Klangkörper, aber natürlich auch die im Oktober 1963 eröffnete Berliner Philharmonie mit ihrer herausragenden Akustik sind wohl für jeden Liebhaber klassischer Musik ein Garant für exzellente Konzertaufnahmen. Die Architektur des Saales, mit seinen in zwölf Meter Höhe oberhalb des Orchesters aufgehängten leicht gewölbten Reflektorsegeln, sowie die dreiteilig konvex gewölbte Decke des Saals, die an die Kuppel eines Zirkuszeltes erinnert, sorgen nicht nur für den Zuhörer von Konzerten für einen wunderbaren Klanggenuss, sondern sind auch für Studioaufnahmen bestens geeignet. Beseelt wurden diese heiligen Hallen viele Jahre von Herbert von Karajan, der bei der Grundsteinlegung im Jahr 1960, und damit noch vor dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961, sprach: „Der Geist der Harmonie, dem dieser Bau geweiht ist, möge von hier ausstrahlen zu einem wahrhaft friedlichen Wiederaufbau von Berlin.“ 1963, bei seiner Eröffnung war die Stadt bereits geteilt, das „goldene Gebäude“ befand sich viele Jahre am Rande eines Westberlins.
Heute ist die Berliner Philharmonie ins Berliner Stadtzentrum zurückgekehrt. Ihre Musik und die zahllosen Konzertaufnahmen waren schon stets Zentrum musikalischer Bedeutung.
Von John Williams‘ Konzert sind es nun 19 Stücke, die man auf Vinyl, wann immer man möchte, genießen kann. Diese Musik strahlt auch ohne ihre filmischen Szenen. Dies sogar so sehr, dass man ihre Kraft und Schönheit erst recht ohne das große Kino genießen kann. Oder wie John Williams vor seinem „Scherzo for Motorcycle and Orchestra“ aus „Indiana Jones“ ironisiert: „Als ich mein Stück das erste Mal im Kino sah, hörte ich nur die Motorräder, mein Orchester war kaum zu hören und ich war ziemlich enttäuscht. Umso mehr freue ich mich, dieses Stück heute Abend spielen zu können, ohne die Ablenkung durch den Film.“ Und ja, es ist wirklich ein Genuss, sich auf die Harmonie der einzelnen Instrumente ohne eine filmische Ablenkung einzulassen: Bläser, Harfe, Streicher oder Schlaginstrumente harmonieren in Perfektion miteinander. Die Aufnahme ist keineswegs nur für Kinoliebhaber ein Genuss! Und wer mag, kann das Live-Konzert auch nochmals über die „Digital Concert Hall“ der Berliner Philharmoniker mit Bild verfolgen.
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